Es tut sich was auf der Waldau: Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Haupttribüne abzureißen - als Ausweichspielort für die Kickers steht Reutlingen zur Debatte.

Stuttgart - Das Gazi-Stadion auf der Waldau soll von Herbst 2013 bis Sommer 2014 umgebaut werden. Die drei Hauptnutzer Stuttgarter Kickers, VfB Stuttgart Amateure und Stuttgart Scorpions müssten in dieser Zeit ihre Heimspiele auswärts austragen. Für die Drittliga-Fußballer der Kickers dürfte das Stadion Kreuzeiche in Reutlingen mit rund 15 000 Plätzen, davon 5000 auf der Haupttribüne, die wahrscheinlichste Ausweichmöglichkeit sein.

 

Spielen auf der Baustelle ist nicht möglich

Die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) sagte jedenfalls auf Anfrage, sie würde sich, falls die Kickers sich so entschieden, bei ihrer Amtskollegin Barbara Bosch für diese Lösung starkmachen. Ein Spielbetrieb auf einer Baustelle steht offenbar nicht zur Debatte. Der Aufwand, den Tribünenbereich für einen Spieltag herzurichten, wäre immens und würde in einer Saison mit etwa 1,5 Millionen Euro Kosten veranschlagt.

Der Stadionausbau orientiert sich an den Bedürfnissen der Stuttgarter Kickers. Die VfB-Amateure spielen zwar auch in der dritten Bundesliga, haben aber nur wenige Zuschauer; für zweite Mannschaften von Bundesligateams reichen 1000 überdachte Sitzplätze aus. Die jetzt aufgestiegenen Kickers müssen aber 2000 Tribünenplätze nachweisen. Außerdem stellt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hohe Anforderungen an die Sicherheit in Stadien.An einer Modernisierung wäre die Stadt auch ohne Aufstieg in die dritte Liga nicht vorbeigekommen, betont die Sportbürgermeisterin. Die Substanz der 1975 erbauten Haupttribüne sei schlecht. Eisenmann bestätigte, in dieser Woche mit Vertretern des Hochbauamts, dem vor drei Jahren mit der ersten Umbauplanung betrauten Architekten und den Kickers über Varianten diskutiert zu haben. Demnach werde allein die Sanierung der alten Tribüne mit etwa fünf Millionen Euro veranschlagt. Entkernt man die Haupttribüne und versieht sie mit Umkleidekabinen, einer Polizeiwache, Räumen fürs Rote Kreuz, einer Kanzel und 2000 Einzelschalensitzen und baut dann noch links und rechts an, kommt man auf 10,5 Millionen Euro. Diese Lösung wird allerdings nicht favorisiert: Die Fachleute befürchten Kosten für Unvorhergesehenes.

Künftig fasst das Stadion 12500 Zuschauer

Die Verwaltung wird deshalb im Juli dem Gemeinderat eine „große Lösung“ vorschlagen: Abriss der Haupttribüne und ein kompletter Neubau, der von einer Eckfahne zur anderen reicht, so dass das Stadion eine Kapazität von 12 500 Zuschauern hätte. Nachdem ein Projektsteuerer alle Einsparpotenziale ermittelt hat, sollen nicht mehr Kosten als 11,5 Millionen Euro anfallen. Mit weiteren 1,2 Millionen Euro würde eine Rasenheizung zu Buche schlagen, deren Betriebskosten 80 000 Euro im Jahr betragen. Die Heizung wird vom DFB zwar nicht verlangt, erscheint aber wegen der Höhenlage sinnvoll, um den Spielbetrieb zu gewährleisten. In der Vorlage für den Gemeinderat wird auch erwähnt, dass der Namenssponsor Eduardo Garcia (Gazi) interessiert sei, den 2014 endenden Vertrag (100 000 Euro pro Jahr) zu verlängern.Geplant ist, dass die Kickers die Saison 2013/2014 mit einer Ausnahmegenehmigung spielen. Der Umbau soll im Herbst 2014 begonnen und vor Beginn der Saison 2015/2016 abgeschlossen werden. Der Gemeinderat müsste im Juli einen Grundsatzbeschluss fassen. Er ist die Voraussetzung für die Ausschreibung von Planungsleistungen. Die Stadt geht offenbar nicht davon aus, dass das bis jetzt mit dem Umbau betraute Büro weiter beauftragt wird. Verein und Bauverwaltung seien mit den Architekten unzufrieden, heißt es.