Die feierliche Eröffnung am 26. Oktober, der Umzug im November, alles abgesagt: Der Wasserschaden im neuen Olgahospital und der Frauenklinik wirft das Projekt auf Rohbauniveau zurück.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Offen liegende Rohre und Kabelstränge, große Löcher in den Wänden und Decken – so präsentieren sich Räume und Flure des neuen Olgahospitals und der Frauenklinik, die vor Kurzem komplett fertig und sogar schon möbliert gewesen sind. Statt weiter einzurichten, reißen Arbeiter den Estrich heraus. „Wir sind zurück auf Rohbauniveau“, sagt Technikbürgermeister Dirk Thürnau auf einer Pressekonferenz im Gebäude. Neben ihm steht Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle. Der Wasserschaden habe „mitten ins Herz“ getroffen, sagt Wölfle, nicht einmal Teile des Neubaus seien wie geplant in Betrieb zu nehmen. Die feierliche Eröffnung am 26. Oktober, der Umzug im November, alles abgesagt. Neue Termine stehen noch nicht fest. Eines sei aber sicher: „Dieses Jahr wird es nichts mehr“, sagt Wölfle.

 

Am Montag, 16. September, hatte das Wachpersonal den Wasserschaden um 6.25 Uhr entdeckt. Das Verbindungsstück einer seit bereits zwei Monaten unter Druck stehenden zentralen, 40 Millimeter dicken Trinkwasserleitung sei auseinandergesprungen, so Technikbürgermeister Thürnau. Zwischen einer und mehreren Stunden sei das Wasser geflossen. Sechs Geschosse bis in die Tiefgaragenebene hätten unter Wasser gestanden – insgesamt 10 000 Quadratmeter.

Betroffen vom Wasserschaden seien sogar 25 000 Quadratmeter des Gebäudes, rund ein Fünftel der kompletten Fläche. Dort sei der Brandschutz nicht mehr gesichert, da auch die Brandschutzdecke zur Energiezentrale hin durchnässt wurde. Besonders schwer getroffen wurden die Abteilungen Hals-Nasen-Ohren, Pädiatrische Ambulanz, Endoskopie, Physiotherapie und Herzkatheter. Beim Herzkatheter soll aber das medizinische Gerät, das bereits vor fünf Wochen eingebaut worden ist, unversehrt geblieben sein. Es wurde wieder abgebaut – der Einbau wird wieder Wochen in Anspruch nehmen.

Dienstpläne müssen neu geschrieben werden

Die Schadenhöhe steht Wölfle zufolge noch nicht fest. Da sich die Ursache genau zuordnen lasse, geht Wölfle davon aus, dass eine Versicherung für die Schäden aufkommt. Ob es sich um einen Material- oder einen Verarbeitungsfehler handelte, wisse man nicht, so Thürnau. Jegliche Fremdeinwirkung könne aber ausgeschlossen werden. Versicherungsvertreter sollen schon vor Ort gewesen sein. „In dieser Beziehung ist die Aufregung bei uns nicht besonders groß“, sagt der Krankenhausbürgermeister. In vier Wochen wisse man mehr sowohl über die Höhe der Kosten als auch über den Umzugstermin. Der Ärztliche Zentrumsleiter des Olgahospitals, Franz-Josef Kretz, fände einen Umzug einer Kinderklinik in den Wintermonaten „sehr schwierig“, da müsse man sorgfältig abwägen, mahnt er an.

Für Mitarbeiter des Klinikums bringt der Wasserschaden Mehrarbeit mit sich. Verträge mit Umzugsfirmen und Lieferverträge müssten storniert werden, Dienst- und Urlaubspläne für den alten Standort neu geschrieben werden, sagt Klinikumsgeschäftsführer Ralf-Michael Schmitz. „Das sorgt ein bisschen für Unmut“, räumt Schmitz ein. Aber man werde das alles hinbekommen.

Die Mitarbeiter im Olgäle seien über die Verzögerung „frustriert“ , sagt der Personalratsvorsitzende des Klinikums, Jürgen Lux. Er herrsche eine „gewisse Angst“, dass es auch diesen Winter wieder zu Engpässen kommen werde. Wie berichtet waren vergangenen Winter regelmäßig Kinder abgewiesen worden. Im neuen Haus wird es dagegen eine wesentlich größere Notaufnahme als am alten Standort geben.

Krankenhausbürgermeister Wölfle versichert: An beiden alten Standorten gebe es bis zum tatsächlich stattfindenden Umzug keine Leistungseinschränkungen.