Die Stuttgarter Stefan „Steff“ Hartig und Georg Bouché haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und bringen Snowboards auf den Markt. Die Jungunternehmer verbinden Qualität "Made In Germany" mit Nachhaltigkeit.

Stuttgart - Komm, lass uns Snowboards produzieren. Was für viele wahrscheinlich nach einem total verrückten Geschäftsplan klingt, zumal der Snowboard-Markt seit einigen Jahren rückläufig ist, bestimmt seit 2012 den Alltag von Stefan „Steff“ Hartig und Georg Bouché. Die leidenschaftlichen Schneebrettler aus Stuttgart haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und produzieren nachhaltige Snowboards in Deutschland. Nach jahrelanger Vorplanung und einer bereits produzierten Vorserie kommen in der Wintersaison 2014/2015 offiziell die Boards ihres neu gegründeten Labels Schneebrett in Kleinserie auf den Markt, Gütesiegel Made in Germany. Wie geht das eigentlich, Snowboards bauen, wollte das Stadtkind von den Jungunternehmern wissen.

Wie kam es zu Schneebrett?
Steff: Georg und ich haben zum Jahreswechsel 2011 auf 2012 in Stuttgart ein paar Bierchen getrunken. Ich hatte die Idee, umweltverträgliche Snowboards in Kleinserie in Deutschland herzustellen. Georg war sofort begeistert. Bis wir die ersten Boards in den Shops hatten, war es dann September 2013. Wir hatten also eine Vorlaufzeit von mehr als anderthalb Jahren. Wobei man dies im Kontext sehen muss, dass IKEA z.B. drei Jahre braucht, bis deren neue Produkte in den Regalen zu finden sind.

Ihr behauptet, dass es bislang keine deutschen Snowboard-Hersteller gibt. Seid ihr wirklich die ersten Deutschen, die Snowboards bauen?
Steff: Es gibt nur sehr wenige Hersteller, die für die meisten Marken arbeiten. Diese sitzen vor allem in China, Österreich und den USA. Natürlich gibt es die eine oder andere kleine Schmiede, die wie wir in Kleinserie und mit viel Handarbeit fertigt. Wir sehen uns aber als neue Marke, Schneebrett Snowboards Made in Germany, die sich an ein größeres Zielpublikum richtet. Wir wollen nicht nur auf dem deutschen Markt präsent sein, sondern auch im Ausland als hochqualitative Snowboardmarke aus Deutschland wahrgenommen werden.

Wie entsteht eigentlich so ein Snowboard?
Steff: Sehr billige Snowboards werden "aufgeschäumt", d.h. Kunststoffschaum (PU-Schaum) wird in eine Form gespritzt. Diese "Kunststoff-Bomber" verfügen, wenn überhaupt, nur über einen sehr kleinen Holzkern, der dann umschäumt wird. Wir wiederum bauen Snowboards in der Sandwich-Bauweise. Die Snowboards bestehen aus einzelnen Schichten (Gelegen), alle mit einem Vollholzkern aus Pappelholz von Tip-to-Tail gefertigt. Dies ermöglicht eine hohe Laufruhe, eine hohe Verwendungssteifigkeit und einen guten Kantengriff. Die hohe Qualität und Langlebigkeit sind ein weiterer Vorteil.

Wie sehen die Einzelschritte aus?
Steff: Zu Beginn werden die Formen (Shapes) entwickelt, diese werden dann auf die Anforderungen des Bretts (Freeride, Freestyle, All Mountain etc.) abgestimmt: Flex (Härte des Boards), Art der Lauffläche (gesintert/extrudiert), Art der Gelege im Ober- und Untergurt, die Steifigkeit des Bretts, Gewichtsersparnis durch z.B. Carbon und Bambus usw. Der optische Feinschliff folgt dann im nächsten Schritt. Die Auswahl der entsprechenden Längen ist zum einen von den Anforderungen abhängig, aber auch von der Zielgruppe (Kinder, Männer, Frauen). Zunächst werden Musterboards gefertigt, die dann getestet und weiter entwickelt werden, bis diese in Kleinserie gefertigt werden.

Klingt sehr kompliziert und aufwendig alles. Außerdem habt ihr euch Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.
Steff: Bis zu 40% der Materialien unserer Snwoboards sind recycelt, z.B. die Stahlkanten und Laufflächen. Wir verwenden lösungsmittelfreie, also wasserbasierende Lacke. Ebenfalls kommen Bambus und Carbon zum Einsatz. Beide Produkte sind leicht und gleichzeitig sehr robust. Bambus ist zudem ein sehr schnell nachwachsender Rohstoff. Generell fertigen wir so ressourcensparend wie möglich. Bei der Herstellung unserer Laufflächen z.B. haben wir nahezu keinen Verschnitt.

Vorbildlich. Jetzt ist nur der Snowboard-Markt relativ am Boden.
Steff: Genau, wir werden belächelt. Wir sind in einem denkbar schlechten Moment eingestiegen. Der Markt soll um weitere 15 % nachlassen. Die Branche hat unter den letzten schlechten Wintern sehr gelitten und stellt sich neu auf. Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Ich fahre seit 16 Jahren Snowboard und Georg seit 21. Es ist verrückt unser eigenes Produkt in der Hand zu halten, bzw. andere damit auf der Piste zu sehen. Wir versuchen mit unserer Philosophie den Zeitgeist zu treffen und mit den Themen Nachhaltigkeit, Individualität und Qualität uns von der teilweise austauschbaren Konkurrenz abzuheben.

Wie geht es jetzt weiter?
Steff: Offiziell kommen wir in der Saison 2014/2015 auf den Markt. Daher haben wir uns gerade auf der weltweit größten Sportmesse ISPO in München präsentiert. Allerdings durften 25 Händler unser Boards schon ihren treusten Kunden zum Testen oder zum Kauf seit September 2013 zur Verfügung stellen. Wir wollen nur jede zweite Saison mit neuen Snowboards auf den Markt kommen. Was auch wiederum etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

www.schnee-brett.de