Der Stuttgarter Landtag ist in die Jahre gekommen. Ein Berliner Architektenbüro soll das Gebäude aus dem Jahr 1961 jetzt umfassend renovieren. Der Wunsch nach Tageslicht im Plenarsaal ist eine Herausforderung.

Stuttgart - Nach jahrelangen Debatten nehmen die Sanierungspläne für den Stuttgarter Landtags konkrete Züge an: Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) gab am Mittwoch bekannt, dass das Berliner Architekturbüro Staab den Zuschlag für den Umbau bekommt. Die Architekten sollen das 51 Jahre alte Gebäude technisch und energetisch sanieren. Zudem erfüllen sie den fraktionsübergreifenden Wunsch, im Plenarsaal für Tageslicht zu sorgen. Bislang tagen die Abgeordneten dort in künstlichem Licht. Der Siegerentwurf sieht vor, dass der Plenarsaal eine Decke aus mattem Glas bekommt, die runde Öffnungen aus transparentem Glas mit Blick in den Himmel hat.

 

Sanierung wird deutlich teurer

Jedoch wird die Sanierung voraussichtlich teurer als zunächst geschätzt. Wolf bezifferte die Kosten auf 36 bis 41 Millionen Euro. Im Frühjahr war man noch von etwa 25 Millionen Euro für die Sanierung ausgegangen. Wolf bezeichnete die damalige Zahl als erste Einschätzung, die die notwendigen Maßnahmen nicht in ihrem gesamten Umfang erfasst habe. Wenn man sich entscheide, den Landtag zukunftsfest zu machen, müsse man es richtig machen, sagte Wolf. Die Schaffung von Tageslicht schlägt nach seinen Angaben noch einmal mit 4 bis 6 Millionen Euro zu Buche. Eventuell müssten auch noch höhere Kosten für zusätzliche Brandschutzmaßnahmen eingerechnet werden.

Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2013 beginnen und zwei Jahre dauern. Die Abgeordneten tagen dann im Kunstgebäude am Schlossplatz - die Landtagsverwaltung muss ihre Büros ebenfalls verlagern. Der Landtag gilt als dringend sanierungsbedürftig. Zum Teil regnet es hinein. Parallel soll ein teures Besucher- und Medienzentrum entstehen, für das ein Vergabeverfahren gesondert eingeleitet wird. Das Zentrum wird unterirdisch liegen, weil die Stadt ein neues oberirdisches Gebäude an dem Standort ablehnt.

Der Steuerzahlerbund hatte bezweifelt, dass eine Tageslichtlösung und das Medienzentrum nötig sind. Schließlich bräuchten die Parlamentarier den Plenarsaal nur an etwa drei Dutzend Tagen im Jahr. Wolf entgegnete, der Saal werde auch als Veranstaltungsraum für Tagungen, Gedenkfeiern und Anhörungen gebraucht - zudem hätten im laufenden Jahr mehr als 380 Besuchergruppen den Saal außerhalb der Plenartage besucht. Ursprünglich war auch im Gespräch, einen ganz neuen Landtag zu bauen. Dann trennte man sich aber von diesem Gedanken auch deshalb, weil der bisherige Standort als ideal gilt.

Berliner Architekten wollen behutsam umbauen

Das Büro Staab bekam den Zuschlag, weil es das denkmalgeschützte Gebäude behutsam umbauen will und die Abgeordneten trotzdem das gewünschte Licht im Plenarsaal bekommen. Wie der Vorsitzende des Beurteilungsgremiums, Wolfgang Riehle, sagte, soll das veränderte Dach nach außen hin nicht bemerkbar sein. Zuvor hatten einige Architekturbüros auf eine weitere Teilnahme an dem Vergabeverfahren verzichtet. Sie hatten Bedenken gegen den Auftrag, wonach in jedem Fall Tageslicht in den Plenarsaal fallen soll.