Gemessen an der ersten Ausstellung auf dem Killesberg hat die Messe eigentlich erst 74 Jahre auf dem Buckel. Doch das Gründungsdatum der Gesellschaft zählt. Eine Chronik im Zeitraffer.

Leinfelden-Echterdingen - Es ist eine Frage der Interpretation: Nimmt man die erste Ausstellung mit Fossilien aus Holzmaden im September 1941 als Maßstab, dann dürfte die Stuttgarter Messe genau genommen erst im kommenden Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Weil aber der förmliche Verwaltungsakt zur Gründung der Stuttgarter Ausstellungs-GmbH, des Vorläufers der heutigen Messegesellschaft, im Mai 1940 vollzogen wurde, steht das Messejahr 2015 eben im Zeichen des Jubiläums. Die Geschichte der Ausstellungswelt im Zeitraffer – mit ihren Höhen und Tiefen.

 

1940 bis 1949 Hervorgegangen ist die Messe eigentlich aus der dritten sogenannten Reichsgartenschau von 1939, die aber im September wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs vorzeitig abgebrochen wird. Von Stund an werden auf dem Gartenschauareal bis 1942 Gemüse für die Versorgung der Stuttgarter Krankenhäuser angebaut. Die Hallen auf dem Gelände, später im Krieg zerstört, werden 1941 und 1942 als Sammellager für die Deportation Tausender Juden aus Stuttgart und Württemberg in die Konzentrationslager der Nazis zweckentfremdet – das dunkelste Kapitel in der Historie der Killesberg-Messe. Nach Kriegsende wird die Stuttgarter Ausstellungs-GmbH neu aufgestellt: Als Gesellschafter beteiligt sind neben der Stadt der Verein Erholungsheim des württembergisch-hohenzollerischen Einzelhandels, die Firma E. Breuninger und die Württembergische Industrie- und Handelskammer. Innerhalb eines Jahres wird das Areal für die Deutsche Gartenschau 1950 notdürftig hergerichtet. 1950 bis 1959 Die Jahre des Wirtschaftswunders brechen an. Neben der für die Gartenschau errichteten neuen Messehallen entstehen bis 1952 noch vier weitere Ausstellungsgebäude mit rund 10 000 Quadratmetern Fläche. Zur Gartenschau schwebt eine Sesselbahn über dem Gelände. Ab 1951 legt das Messegeschäft los: Geflügelschauen, eine Rassehundeausstellung (Vorläufer der heutigen Animal), Bäckerei- und Fleischereifachmessen, die Schau des Hotel- und Gaststättengewerbes, aber auch exotisch anmutendes wie die „Fachausstellung für Anstaltsbedarf“ gastieren auf dem Killesberg. Der Süddeutsche Rundfunk sendet von der Messe, bis er 1965 in die Studios der Villa Berg umzieht, und der Rock’n-Roll-Star Bill Haley bringt 1958 in der Messehalle die Fans so in Rage, dass 53 Holzklappstühle zertrümmert werden.

1960 bis 1969 Veranstaltungen wie die Interbad, die Intergastra und die Deutsche Funkausstellung geben der Killesberg-messe weiteren Auftrieb. Insbesondere letztere zieht 1965 und 1969 die Massen an. Die letzte Funkausstellung 1969 vor deren Rückkehr nach Berlin lockt fast 730 000 Besucher auf das Gelände – bis heute ein ungebrochener Rekord für diese Veranstaltung. Daneben wird 1968 ein Flaggschiff der Messe Stuttgart aus der Taufe gehoben – die Motor-Sport-Freizeit, heute CMT, und inzwischen die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. 1965 wird erstmals die Rollladenfachmesse abgehalten, die später in die Rollladen- und Tore-Messe R+T übergeht und heute fester Bestandteil des Messeprogramms ist.