Das hessische Unternehmen Viessmann Modellspielwaren GmbH will die Modellbahn-Gebäude des Zuffenhausener Traditionsunternehmens Vollmer wieder in den Handel bringen. Von September an sollen die Produkte wieder zu kaufen sein.

Stuttgart - Die Modelleisenbahner können aufatmen: Die Miniaturhäuschen der Zuffenhausener Traditionsmarke Vollmer sollen den Bastlern und Sammlern nun doch erhalten bleiben. Die Viessmann Modellspielwaren GmbH in Hatzfeld (Hessen) will das Bausatz-Sortiment von Vollmer langfristig weiterführen.

 

Ein Rückblick: Modellbahnzubehör von Vollmer wie die Bahnhöfe Neuffen oder Baden-Baden zählen seit Jahren zu den „Miniatur-Stars“. Gerade der ländliche Fachwerkbahnhof Neuffen ist eines der am stärksten nachgefragten Accessoires für Modellbahnanlagen – auch international. Aus mehr als 350 Teilen besteht wiederum der anspruchsvolle Bausatz des maßstabsgerechten Bahnhofs Baden-Baden in der von Märklin 1935 eingeführten Modellbahn-Nenngröße H0. Das reale Vorbild des Miniatur-Bahnhofs hat heute keinen Gleisanschluss mehr, sondern ist Teil des Festspielhauses. Mit solchen Häuschen sowie Bahnsteigen, Kiosken, Lokschuppen, Stellwerken oder Brücken bildet das Vollmer-Sortiment, gerade wegen seines Württembergischen Stils, die Architekturgeschichte des Südwestens in verkleinerter Form ab.

Der eigentliche Schatz sind die stählernen Spritzformen

Der Firmengründer Wolfram Karl Vollmer (1924 – 2010) hat zusammen mit seinem Mitarbeiter Wolfgang Keck alle Gebäude, die von seinem Unternehmen für die Modellbahnen konstruiert werden sollten, akribisch vermessen und exakt ausgeführt. Stichmaße, Fotos und Handskizzen sind beim Nachbau solcher realen Gebäude die Basis. Manchmal helfen auch Originalpläne der Bahn. Anhand der Vorlagen entsteht zunächst ein proportionsgerechtes Pappmodell, danach wird ein Handmodell aus Kunststoff geschnitzt. Erst dann können die Pläne für den Spritzguss am Computer entwickelt werden. Im Lauf der 68 Produktionsjahre wuchs das Spritzguss-Sortiment so auf gut 1000 Modelle, für die mehr als 4000 stählerne Gussplatten gefertigt wurden – jede zwischen 100 und 300 Kilogramm schwer, alle sind von Hand nachgearbeitet.

Genau diese stählernen Spritzformen stellen den eigentlichen Schatz des Traditions-Modellbauers da. Die wertvollen Gussformen bleiben jetzt wohl in einer Hand: Vollmer-Bausätze werden künftig durch die Viessmann Modellspielwaren GmbH weitergeführt. „Wir haben eine langfristige Lizenz an der Marke sowie alle Werkzeuge erworben“, ließ Geschäftsführer Wieland Viessmann verlauten. „Wir haben die Formen einsehen können und hoffen, dass alles vollständig ist.“

Verkauf von Mitte September an

Die formgebenden Teile hat Viessmann an seine Produktions-Partnerfirmen in Ungarn und Rumänien weiterverkauft. Er will darauf achten, dass die Spritzgussformen beisammen bleiben. Zu dem Kauf sagte Viessmann: „Susanne Vollmer kam Ende Juli, Anfang August auf uns zu, als alle juristischen Dinge, beispielsweise mit ihren Mitarbeitern, bereits geregelt waren. Mit dem Verkauf von Betriebsmitteln hatte sie die Firma Liqui-trade beauftragt.“

Auf der früheren Vollmer-Website (jetzt: www.viessmann-modell.com) kündigt Viessmann bereits an: „Ab Mitte September 2014 werden wir die bekannten und beliebten Vollmer-Produkte dem Markt wieder zur Verfügung stellen.“ Vermutlich jedoch nicht alle: Bereits 2010 hatte Viessmann die Böblinger Kindler und Briel GmbH („Kibri“), einen früheren Mitbewerber von Vollmer, übernommen. Da sich beide Sortimente – beispielsweise bei den Fachwerkbauten – überschneiden, wird es voraussichtlich die eine oder andere Bereinigung geben. Aber immerhin 70 bis 80 Prozent der Vollmer-Häuschen dürften langfristig weiterproduziert werden. „Nachfrage“, so schildert Birgit Merle, Leiterin des Exports bei Viessmann, „gibt es sogar aus Fernost.“

Viessmann ist seit mehr als 20 Jahren in der Modellbau-Branche aktiv. „Auf den Publikumsmessen beobachten wir verstärkt wieder die Präsenz von Familien mit kleinen Kindern“, berichtet er. Er erhofft sich zusätzliche Impulse durch die Weiterführung von Märklin durch die Simba-Dickie-Gruppe und durch deren erklärtes Ziel, die „Modelleisenbahn zurück ins Kinderzimmer“ bringen zu wollen. Märklin sei schon der Leithirsch, sagt er, aber „die Pleitewelle hat familien- oder unternehmergeführte Unternehmen wie Brawa, Busch, Noch oder uns nicht erreicht, da hier langfristige Konzepte verfolgt werden.“