Gewächshaus, Kirche, Museum, Konzertsaal oder eine alte Fabrikhalle: YouDinner bringt Genießer und Köche an ungewöhnlichen Orten zusammen. Der Haken: Man muss einem Club beitreten.

Stuttgart - Ein Gewächshaus. Eine Kirche. Ein Museum, ein Konzertsaal, eine alte Fabrikhalle: Alles nicht unbedingt Orte, die man als Setting für ein Abendessen wählen würde. Und die genau deswegen so spannend sind. Die „creative dining community“ YouDinner versteht sich als Vermittler von außergewöhnlichen Food-Erlebnissen, die selbst alten Stuttgarter Gastrohasen noch etwas Neues auftischen können. Ein wenig erinnert sie an eine Art Jochen Schweizer für Foodies: Gegründet im vergangenen Jahr, vermitteln die Stuttgarter Macher mittlerweile bis über Deutschlands Grenzen hinaus ungewöhnliche Herangehensweisen an die gehobene Küche. Zudem lernt man Ecken und Orte der Stadt kennen, die einem sonst vielleicht verborgen bleiben würden – wenn sich das Angebot auch nur an zahlende Mitglieder richtet.

 

Soziale Schlemmerei

Zentraler Punkt aller Erlebnisse: Hier wird gemeinsam an langen Tischen gegessen, man kommt automatisch ins Gespräch, lernt Gleichgesinnte kennen, kann sich austauschen. Wie ein soziales Netzwerk also. Nur persönlicher. Und leckerer. Das hat durchaus was vom „Menü im Kleinen Raum“, das es einige Zeit lang in den Wagenhallen gab. Gott habe sie selig. Neben Daniel Ohr, einem der Gründer, der sich der Lifestyle-Gastronomie zugehörig fühlt und schon im Rat-Rat oder im Breuninger für die Kulinarik zuständig war, hält hier Miguel Calero die organisatorischen Kochlöffel in der Hand. Er war zuvor Restaurantleiter im Vendôme in Bergisch-Gladbach, was aktuell wahrscheinlich als bestes Restaurant Deutschlands gilt. „Unsere Grundidee war, die Menschen durch Essen zusammenzubringen“, betont Ohr die soziale Komponente. Das Dinner soll natürlich vor allem Spaß machen, aber auch die Lust am Produkt wecken und für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln sorgen.

Club der gehobenen Esser

Natürlich sind sich die beiden bewusst, dass es nicht jedermanns Sache ist, jeden Monat 15 Euro Mitgliedsgebühr abzudrücken, nur um Zugang zu den Events zu haben, die dann natürlich trotzdem noch bezahlt werden müssen. Auch sehen sie sich nicht als neuer Heilsbringer der Gastronomie. Eher als Ergänzung des eh schon guten kulinarischen Angebots in Stuttgart und anderen Städten. „Ich würde nie behaupten, dass YouDinner das neue Restaurant ist“, so Ohr. „Es ist aber eine neue Art, die Gastronomie zu erleben, und in dieser Form eines Clubs meines Wissens zumindest europaweit einzigartig. Natürlich wird es weiterhin das romantische Candlelight-Dinner und das Geschäftsessen geben, und das ist auch gut so. Doch von uns wird der Drang, etwas Neues zu erleben, aufgegriffen und gestillt.“ Man will gern ein exklusiver Dinner-Club sein, der seinen Mitgliedern außergewöhnliche Erlebnisse beschert und auch die Schnittstelle zwischen Koch und Gast herstellt. Für manchen, der oft und gern essen geht, aber manchmal nicht weiß, wohin mit seinem Hunger, könnte das durchaus seinen Reiz haben.

Zu elitär?

Geschlemmt und getrunken wird hier natürlich besonders gern, manchmal wird‘s auch regelrecht gesund: Am 31. März etwa, wenn die Ernährungsberaterin Beate Gaschler „Brainfoods“ vorstellt, die unseren Kopf flott machen soll. Noch ist die Stuttgarter Location geheim, aber auch das ist wohl einer der Kniffe der Macher. Exklusive, elitäre Club-Bedingungen wie diese hier kann man infrage stellen, schon klar. Eine interessante Alternative zum Besuch beim Lieblingsitaliener ist YouDinner dennoch allemal. Auch wenn man durchaus regelmäßig eines der Events besuchen sollte, damit sich die Mitgliedschaft lohnt. Aber das kann ja jeder selbst entscheiden.