Stadträten und Bezirksbeiräten geht der Wohnungsbau nicht schnell genug. Nun machen auch die Weilimdorfer Politiker Druck. Sie wollen Informationen zum aktuellen Stand der Zeitstufenliste Wohnen.

Stuttgarter Norden - Günstige Wohnungen sind in Stuttgart äußerst knapp. Das ist kein Geheimnis. Auch die Stadtverwaltung redet das Problem nicht klein und schreibt auf ihrer Internetseite: „Die Stadt braucht mehr Wohnungsbau und mehr bezahlbaren Wohnraum, vor allem für sozial Schwächere.“ Was Oberbürgermeister Fritz Kuhn gegen den Wohnungsmangel in der Landeshauptstadt tun möchte, hat er zum Start seiner Amtszeit verkündet: Er möchte jährlich 1800 neue Wohnungen schaffen – 300 davon im sozialen Wohnungsbau. Wie und wo das gelingen soll, ist unter anderem in der Zeitstufenliste Wohnenzu erkennen, die seit dem Jahr 2002 regelmäßig fortgeschrieben wird. Die aktuelle Fassung wurde im Mai 2015 vom Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats abgesegnet.

 

Insgesamt sind dort 173 Gebiete aufgelistet, die in den nächsten Jahren ein Potenzial von mehr als 21 300 neuen Wohnungen aufweisen. Als „sofort bebaubar“ werden dort beispielsweise Standorte wie die Beethovenstraße 60 bis 70 in Botnang ausgewiesen. Bis heute ist allerdings aufgrund zweier Rechtsstreitigkeiten noch nicht klar, wann überhaupt der Abriss der drei Gebäude beginnen kann (wir berichteten). Auch die Umsetzung vieler anderer Projekte und Vorhaben dauert länger als gedacht.

Deshalb drücken nun auch Weilimdorfer Sozialdemokraten aufs Tempo. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates haben sie einen Antrag präsentiert, der von ihren Kollegen einstimmig abgesegnet wurde. Zunächst einmal wollen die Lokalpolitiker schnellstmöglich von der Stadtverwaltung erfahren, was in Weilimdorf denn aktuell aus der Zeitstufenliste Wohnen umgesetzt wird und wann damit zu rechnen ist, dass die noch nicht in Angriff genommenen Flächen im Stadtbezirk bebaut werden. Dieter Benz (SPD) sieht vor allem noch Potenzial im Gebiet Im Frauenholz in der Nähe des Neuen Friedhofs – oder an der Bergheimer Straße Richtung Solitudestraße. „Dann könnte man auch das Walz-Areal wieder ins Gespräch bringen“, sagte Benz.

Ein Wohnungsbau-Schwerpunkt liegt im Gebiet City Prag

Und auch der SPD-Gemeinderatsfraktion sowie den Kollegen der Freien Wähler und der FDP geht es beim Wohnungsbau nicht schnell genug. Sie warten immer noch ungeduldig auf das Wohnungsbauprogramm 2025, das der damalige Baubürgermeister Matthias Hahn schon für Mitte 2015 angekündigt hatte. Die Stadträte fordern in einem Antrag Antworten auf die Fragen: „Wo kann noch gebaut werden und wo wird warum noch nicht gebaut?“

Das Wohnungsbauprogramm 2025 soll „die 50 größten Gebiete der Zeitstufenliste und damit ein Potenzial für den Wohnungsbau von mindestens 10 000 Wohnungen“ umfassen, heißt es in einer Vorlage aus dem März 2015 für den Gemeinderat. Das Ziel des Programms sei es, den Wohnungsbau zügiger „und mit größerem programmatischem Einfluss der Stadt“ zu realisieren. Unter anderem liege in naher Zukunft ein Schwerpunkt im Gebiet City Prag. Dort möchte derzeit unter anderem die Gieag Immobilien AG mit Sitz in München 50 Millionen Euro investieren. An der Maybachstraße sollen nicht nur Büros, sondern auch Wohnungen entstehen. Zudem plant das Unternehmen Formart GmbH und Co. KG das Projekt „Wohnen im Theaterviertel“. Auf dem ehemaligen Grundstück des Teppichhändlers Sabet an der Siemensstraße sollen etwa 270 Mietwohnungen gebaut werden (wir berichteten).