Die Frist für die Bewerbungen zur Jugendratswahl ist zu Ende. Die Wahl soll Anfang nächsten Jahres durchgeführt werden. Mancherorts mangelt es an Bewerbern.

Stuttgarter Norden - Bis Ende vergangener Woche hatten Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren Gelegenheit, sich als Kandidaten für die kommende Jugendratswahl zu melden. Nun liegen die Zahlen der Bewerber vor. Während in Weilimdorf und Zuffenhausen ein Jugendrat gewählt wird, fehlt in den Stadtbezirken Botnang, Feuerbach und Stammheim eine ausreichende Zahl an Kandidaten. Diese setzt sich aus der Anzahl der Sitze im Jugendrat plus zwei weiteren Bewerbern zusammen.

 

In Stammheim zum Beispiel hätten sich für die elf Sitze im Gremium mindestens 13 Bewerber melden müssen. Tatsächlich waren es bis zum Stichtag am 30. Oktober nur sieben. Damit ist klar, dass es in den kommenden zwei Jahren wieder keinen Jugendrat geben wird. Susanne Laufenberg, Stammheims stellvertretende Bezirksvorsteherin, hat schon damit gerechnet: „Ich habe befürchtet, dass es nicht reichen würde, nachdem wir bei der vergangenen Wahl schon nicht genügend Kandidaten in Stammheim hatten“, sagt sie. Als einen Grund nennt sie den Nachteil, dass es in Stammheim keine weiterführende Schule gibt. „Uns fehlt der Zugriff auf die Jugendlichen.“ Auch gebe es nur 600 Wahlberechtigte für die elf Plätze, in anderen Bezirken seien es mehr potenzielle Kandidaten.

Beteiligung im Bezirk ist auch ohne Jugendrat möglich

Doch auch ohne ausreichend Bewerber können sich Jugendliche bislang und auch weiterhin engagieren: in einer JugendratProjektgruppe. „Wir machen mit der Gruppe auf jeden Fall weiter.“ Die aktuelle Projektgruppe bestehe aus fünf äußerst engagierten Jugendlichen, nun kämen zwei Mädchen dazu. „Wir sind eine offene Gruppe, müssen uns an weniger Regularien halten und können trotzdem Projekte umsetzen.“ Auch ein Budget stehe zur Verfügung. Allerdings erhielten die Jugendlichen kein Sitzungsgeld, wie das bei einem gewählten Gremium der Fall gewesen wäre. Das nächste Treffen der Stammheimer Projektgruppe steht am Montag, 16. November, um 18 Uhr im Bezirksrathaus an. „Wer mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen“, sagt Laufenberg.

In Botnang sieht es ähnlich aus. Elf Bewerber hätte man für die neun Sitze gebraucht, aber nur vier Jugendliche haben kandidiert. Es wird also wieder eine Projektgruppe geben, die aktuelle besteht noch aus vier Buben und einem Mädchen. Eine Zeit lang könnten diese Mitglieder der Gruppe auch noch erhalten bleiben, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. Ergänzt durch die neuen Mitglieder könnte die Arbeit der Projektgruppe dann nahtlos weitergeführt werden. Am kommenden Mittwoch wird es ein Treffen aller aktuellen und potenziellen Mitglieder der Projektgruppe geben.

In Feuerbach fällt das Ergebnis der Kandidatenfindung noch ernüchternder aus. Lediglich fünf Kandidaten ließen sich aufstellen, notwendig für die Wahlen wären 15 Personen gewesen. Für die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ramp, welche die Jugendratswahlen in Feuerbach schon seit Beginn koordiniert, ist das allerdings nichts Neues. „Bei den ersten Jugendratswahlen hatten wir eine ganz ähnliche Situation“, beschreibt sie das Déjà-vu-Erlebnis. Auch seinerzeit habe man die Zielmarke verfehlt. „Damals bildete sich eine Projektgruppe, in der sich so engagierte Leute wie Sven Baumstark oder Tobias Haubensak beteiligten. Beide sind bis heute als Bezirksbeiräte in verschiedenen Stadtbezirken aktiv“, sagt Ramp. Vielleicht wiederholt sich ja die Geschichte: „Ich bin guter Hoffnung, dass wir in Feuerbach wieder was auf die Beine stellen werden“, sagt Ramp. Das weitere Vorgehen wolle sie allerdings mit den anderen Jugendrats-Koordinatoren und dem Statistischen Amt abstimmen. Angedacht sei momentan, den fünf Kandidaten sowie möglichen weiteren Interessierten die Möglichkeit zu bieten, eine Projektgruppe zu gründen.

Flüchtlingsarbeit rückt in den Fokus der Jugendräte

In Zuffenhausen hingegen wird es wieder einen Jugendrat geben. Für die insgesamt 17 Plätze (15 Jugendräte plus zwei Stellvertreter) gibt es 21 Kandidaten. „Wir sind zufrieden", sagt Karin Buschkühl vom Bezirksamt. Viele der jungen Leute hätten sich auf den letzten Drücker online beworben, insgesamt ging rund die Hälfte aller Bewerbungen über das Internet ein. Da von allen Kandidaten eine rechtsverbindliche Unterschrift benötigt wird (bei Heranwachsenden unter 16 Jahren auch die der Eltern), habe sich der Ablauf etwas verzögert. Von den 21 Bewerbern (13 Mädchen, 8 Buben) ist ein gutes Drittel bereits im aktuellen Jugendrat vertreten. Der neue Jugendrat, das erläutert Buschkühl, werde die Flüchtlingsarbeit, die ihre Vorgänger in die Wege geleitet haben, weiterführen. Unter anderem sei geplant, dass die Räte in die Asylunterkünfte gehen und dort bei der Hausaufgabenbetreuung und der Freizeitgestaltung ihrer Altersgenossen mithelfen.

Mithelfen lautet das Stichwort auch in Weilimdorf. Dort organisiert der Jugendrat das Café 13 an der Rennstraße. Für die kommende Legislaturperiode haben sich mehr Kandidaten gemeldet als nötig. 21 Jugendliche werfen ihren Hut in den Ring: 13 Mädchen und 8 Jungen. „Mir war nicht bange, dass es nicht genügend Bewerber sein könnten, meistens melden sich die Jugendlichen erst kurz vor Bewerbungsschluss“, sagt Jutta Dünkel-Mutschler, Weilimdorfs stellvertretende Bezirksvorsteherin. „Ich freue mich dennoch, dass wir wieder einen Jugendrat haben, denn durch das verkürzte Gymnasium haben viele Jugendliche einfach nicht so viel Zeit. Um so schöner ist es, dass sich genügend engagieren.“ Neben dem Café 13 kümmern sich die Jugendräte in Weilimdorf auch um die Organisation des Open-Air-Konzerts „Rock im Busch“, neu auf der Agenda wird wohl auch das Thema Flüchtlinge stehen: „Neben unseren Dauerprojekten wollen sich die Jugendlichen auch im Flüchtlingskreis einbringen.“ Welche anderen Ziele sie sich außerdem setzen wollen, werde sich zu gegebener Zeit nach der Jugendratswahl zeigen, wenn das neue Gremium im Amt ist.

Die Wahl findet vom 18. Januar bis zum 5. Februar 2016 statt. Vorab erhalten alle Wähler die Unterlagen, auch für eine Briefwahl. Die Urnenwahlen werden in Schulen und Jugendhäusern durchgeführt. Die Auszählung der Stimmen erfolgt dann am Freitag, 5. Februar 2016. Die Jugendräte vertreten die Interessen der Jugendlichen gegenüber dem Gemeinderat, der Verwaltung und den Bezirksbeiräten. Im Idealfall gibt es sie in jedem Stadtbezirk.