Leerstände, Casinos und Billiganbieter sind Indizien für sogenannte Trading-Down-Prozesse. Um diesen negativen Entwicklungen in den Bezirken entgegenzuwirken, möchte das Stadtplanungsamt Handlungskonzepte entwickeln.

Weilimdorf - Billiganbieter, Wettbüros und Casinos sowie leer stehende Ladenflächen und häufig wechselnde Mieter der Ladenlokale sind Indizien für sogenannte Trading-Down-Prozesse. Gemeint ist damit eine negative Entwicklung in den Städten und Ortszentren. Unter anderem in Weilimdorf, Feuerbach, Stammheim und Zuffenhausen wurden solche Prozesse nun festgestellt.

 

Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart 28 Stadtteilzentren näher betrachtet. Anhand deren Entwicklung zwischen dem Jahr 2008 und dem Sommer 2015 wurde eine erste Bewertung vorgenommen. „Uns ist es wichtig, dass wir nicht nur eine sehr gut funktionierende Innenstadt haben, sondern auch vitale Stadtteilzentren“, sagt Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Stadtentwicklung im Stadtplanungsamt. Bei insgesamt neun Gebieten, darunter der Löwen-Markt in Weilimdorf, die oberen Bereiche der Unterländer Straße in Zuffenhausen und der Stuttgarter Straße in Feuerbach sowie die Stammheimer Ortsmitte, sei dies zumindest nicht mehr uneingeschränkt gegeben. In Botnang, wo die Ortsmitte neu gestaltet wird, gebe es keinen Handlungsbedarf. Für Feuerbach, Weilimdorf und drei weitere Zentren sollen Handlungskonzepte ausgearbeitet werden, sofern der Gemeinderat 100 000 Euro dafür bewilligt. Teilweise gehe es, wie etwa in Feuerbach, darum, dass die Verwaltung prophylaktisch tätig werden wolle, sagt Oediger.

Handlungsbedarf gibt es vor allem in Weilimdorf

In Weilimdorf ist der Handlungsdruck höher. „Derzeit haben wir zwölf Leerstände rund um den Löwen-Markt“, sagt Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. Sie sei froh, dass das wahrgenommen werde, auch wenn sie sich aufgrund der baulichen Situation dort nicht allzu viele Hoffnungen auf schnelle Erfolge macht. Der Bund der Selbstständigen bemühe sich darum, dass Ladenflächen nicht lange leer stehen, sagt der Vorstand Eckhardt Binder. Allerdings sei es schwer, adäquate Mieter zu finden: „Dönerläden und Nagelstudios haben wir genug. Aber die Vermieter wollen halt den Meistbietenden“, so Binder. Eine Chance, die Attraktivität des Ortszentrums zu erhöhen, sieht Zich in der seit Jahren diskutierten Umgestaltung des Löwenplatzes: „Wenn wir in der Pforzheimer Straße Tempo 30 hinbekommen würden, würde das schon eine Aufwertung bringen.“

Sie halte Feuerbach für einen relativ gesunden Bezirk, sagt Ursula Braun von Die Aktiven im Gewerbe- und Handelsverein (GHV). Der obere Bereich der Stuttgarter Straße sei allerdings nicht so stark frequentiert und falle vielleicht etwas ab. Das sieht auch Andrea Klöber so: „Aber man kann das fast auf einzelne Gebäude reduzieren“, sagt die Feuerbacher Bezirksvorsteherin. Der GHV versuche bereits seit längerem, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen. Und am alten Friedhof habe die Stadt schon einiges getan, um den Bereich attraktiv zu machen.

In Stammheim und Zuffenhausen tut sich schon was

In Stammheim gebe es noch einen funktionierenden Einzelhandel, sagt Axel Überschär, Vorstand des Stammheimer Handels- und Gewerbevereins: „Leerstände haben wir zum Glück noch nicht.“ Sorgen bereitet ihm allerdings der Freihofplatz, wo die Aufenthaltsqualität nicht sehr hoch sei. Zwar gebe es ein Konzept, den Platz komplett neu zu gestalten und zur Endhaltestelle der U15 hin zu öffnen. Die Umsetzung scheitere bislang aber an den dortigen Eigentumsverhältnissen.

Die kommissarische Vorsitzende vom Einkaufsziel Zuffenhausen Andrea Finkel findet, dass die Unterländer Straße sehr schön ist, seit die U15 dort unterirdisch fährt. Am oberen Ende sieht sie aber noch Verbesserungsbedarf: „Wir hoffen, dass man die Ecke bei der Unterführung etwas schöner gestaltet.“

Am Dienstag, 22. September, stellt die Verwaltung ihr Vorhaben dem Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderats vor. Wenn die Stadträte das Geld für die Handlungskonzepte im nächsten Haushalt einstellen, sollen auch die Gewerbetreibenden und Kommunalpolitiker der jeweiligen Bezirke eingebunden werden. „Wir treten an, um einen wirklich kooperativen Prozess zu starten“, sagt Hermann-Lambert Oediger. Zuffenhausen und Stammheim wären aber zunächst nicht dabei, weil es dort schon Sanierungsverfahren mit einer ganz ähnlichen Zielsetzung gebe.