Große Namen! Berühmte Gesichter! Tolle Typen! Publikumslieblinge, bekannt aus Film und Fernsehen und in der Lage, in Stuttgart jene Rolle auszufüllen: Haberlandt, Kurth, Walser, Selge und Król bringen wieder Glanz ins Stuttgarter Schauspiel.

Stuttgart - Wer in diesen Tagen über das Stuttgarter Schauspiel redet, redet nicht über die Kunst, die dort geboten wird. Er redet übers Sanierungsfiasko, das derzeit alle Aktivitäten am Eckensee überschattet. Verdunkelt wird dadurch nicht nur das Ende der achtjährigen Intendanz von Hasko Weber, sondern vielleicht auch der Start seines Nachfolgers Armin Petras, der im Sommer vom Berliner Gorki-Theater nach Stuttgart wechselt. Ob der neue Chef im September eine funktionsfähige Bühnentechnik vorfindet, steht in den Sternen. Dass er aber Sterne, pardon, Stars mit nach Stuttgart bringen wird, das ist mittlerweile gewiss. Fritzi Haberlandt, Peter Kurth, Franziska Walser und Edgar Selge: diese Ausnahmespieler gehören von Herbst an fest zum Ensemble des Schauspielhauses, zu dem als Gast schließlich auch noch Joachim Król stoßen wird.

 

Große Namen! Berühmte Gesichter! Tolle Typen! Publikumslieblinge, bekannt aus Film und Fernsehen und in der Lage, in Stuttgart jene Rolle auszufüllen, die Harald Schmidt und Corinna Harfouch in den Weber-Jahren gespielt haben: Haberlandt, Kurth, Walser, Selge und Król bringen wieder Glanz in die Hütte, umso mehr, als sie ihren leuchtenden Promistatus durch starke Leistungen immer wieder beglaubigt haben. Ob im Kino oder Theater: ihre Spielweise ist so markant, intensiv und überzeugend, dass sie an jedem Haus der Republik anheuern könnten. Sie jetzt für das unglamouröse, abseits des großen Filmbusiness liegende Stuttgart gewonnen zu haben ist ein echter Coup von Armin Petras!

Dürrenmatts „Versprechen“

Haberlandt und Kurth werden schon im Eröffnungsreigen der neuen Intendanz mitwirken. Am letzten Wochenende im Oktober, von Freitag bis Sonntag, zeigt Petras mit seiner Mannschaft gleich fünf Inszenierungen, darunter auch Dürrenmatts „Versprechen“. Dabei handelt es sich um eine Übernahme aus dem Gorki-Theater, wo das Stück 2006 herausgekommen ist. Regie führt Petras selbst – und Kurth und Haberlandt spielen die Hauptrollen in dem düster existenzialistischen Krimi, dessen Stoff einst als Kinofilm unter dem Titel „Es geschah am hellichten Tag“ mit Heinz Rühmann bekannt geworden ist.

Auch Selge und Walser führen sich mit einer Berliner Übernahme in Stuttgart ein: mit Goethes Tragödie „Iphigenie auf Tauris“, die sie eigenverantwortlich, also ohne Regisseur, aber im Kollektiv mit Bühnenbildner, Kostümbildner und Dramaturgin einstudiert haben. Wer in dieser zwei Jahre alten Arbeit die Iphigenie spielt, ist klar: Franziska Walser. Alle Männer aber werden von Edgar Selge verkörpert, er schlüpft in die Haut von Orest et cetera und führt auf diese Weise vor, wie man sich einen Klassiker probeweise aneignen kann. Dass beide Spieler gemeinsam nach Stuttgart kommen, hat übrigens auch einen privaten Grund. Sie sind miteinander verheiratet.

Leider nur als Gast wird Joachim Król auftreten. Unter der Regie von Jan Bosse mischt er in den „Szenen einer Ehe“ mit, die ebenfalls zum Eröffnungsfünfer im Oktober gehören. Wer Król indes schon früher sehen will, muss am übernächsten Sonntag den Fernseher einschalten, wo er als grandios vom Leben gezeichneter Kommissar wieder im Frankfurter „Tatort“ ermittelt. Und nochmals elf Tage später kann man auch Fritzi Haberlandt erleben. Und zwar live: am Donnerstag, dem 25. April, liest sie im Stuttgarter Theaterhaus – eine schöne Gelegenheit, schon mal mit dem künftigen Ensemblemitglied warm zu werden.