Lassen sich die Großbäume am Hauptbahnhof verpflanzen? Einige Fragen tauchen auf, die Experten daran zweifeln lassen.

Stuttgart - Den Deutschen liegt der Wald ja bekanntlich besonders am Herzen – das gilt auch für die Bäume im Schlossgarten. Die Ankündigung, 282 der stolzen Exemplare zu fällen – wobei 25 schon am 1. Oktober im Schredder gelandet sind – hat den Protest gegen Stuttgart 21 befeuert. Auch in diesem Punkt wollte der Schlichter Heiner Geißler deshalb die Lage befrieden: "Die Bäume im Schlossgarten werden nicht gefällt", erklärte er nach der Abschlusssitzung. Nur kranke oder altersschwache Exemplare sollten der Säge zum Opfer fallen, die anderen hingegen versetzt werden.

Doch sagt nicht der Volksmund: "Einen alten Baum verpflanzt man nicht"? Matthias von Herrmann, der Sprecher der Gruppe der Parkschützer, ist überzeugt: "Das ist unrealistisch." 200 Jahre alte Platanen könne man nicht verpflanzen, Maschinen für diesen Zweck seien nur für einen Stammumfang von maximal 1,20 Meter geeignet. Im Schlossgarten gehe es aber um Exemplare mit bis zu 3,50 Meter Stammumfang.

Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) hatte nach der Schlichtung darauf verwiesen, dass es in den USA und in Russland Verpflanzungen von Großbäumen gebe. Kosten von 100.000 Euro pro Baum und Aktion, wie die Parkschützer dies behaupteten, seien viel zu hoch gegriffen. Für die Bahn erklärte sich Technik-Vorstand Volker Kefer bereit, Geißlers Empfehlung zu folgen. Es solle transparent geprüft werden, welche der zur Fällung vorgesehenen Bäume erhalten werden könnten.

Gutachten für jeden Baum?


Die Firma Opitz aus Heideck, die sich auf Großbaumverpflanzung spezialisiert hat, spricht in ihrem Internetauftritt von nahezu 100 Prozent Anwachsgarantie. Auch dort aber werden nur Verfahren für Bäume mit bis zu 1,20 Meter Stammumfang präsentiert. Der Leiter der Firma, Herbert Porlein, erklärte auf Anfrage, die Ankündigung Geißlers umzusetzen sei "schier nicht möglich". Porlein: "Wir verpflanzen bis maximal 1,50 Meter Stammumfang."

Dies hänge auch von der Art der Bäume ab, Linden seien leichter zu verpflanzen als Eichen mit ihren Pfahlwurzeln. Eine Platane könne man auch noch durchaus groß gewachsen verpflanzen, müsse sie aber massiv einkürzen. "Den Baum erkennen Sie dann nicht wieder", sagte Porlein. Kastanien eigneten sich recht gut für einen Standortwechsel. Für einen Teil der Bäume im Stadtpark habe er schon Angebote abgegeben, pro Baum müsse mit Kosten von 5000 bis 10.000 Euro rechnen, einschließlich der Pflege. Aber die meisten verpflanzbaren Bäume stünden vor dem ehemaligen Nordflügel.

Es gebe aber noch die Methode der "Größtbaumverpflanzung", bei denen die Bäume mit einem Korbgeflecht um den Ballen versehen werden und dann mit einem Kran versetzt würden, erzählt der Firmenleiter. "Das ist aufwendiger, und den Preis kann man schwer abschätzen." Für jeden Baum müsse ein Gutachten erstellt werden, es könnten Kosten von mehr als 50.000 Euro je Einzelaktion entstehen.