Takkt, der Stuttgarter Spezialversandhändler für Geschäftsausstattung kooperiert für seine Digitalstrategie verstärkt mit Start-up-Unternehmen. Vier Beteiligungen gibt es schon. Zehn sollen es werden.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Digitale und analoge Welt gehen auch beim Spezialversandhändler Takkt aus Stuttgart manchmal überraschende Verbindungen ein: Adnymics ist ein Start-up aus München, an dem sich der Spezialist für Geschäftsausstattungen im Rahmen einer neuen Innovationsstrategie beteiligt hat. Das junge Unternehmen individualisiert den guten alten Beilagenprospekt, der schon immer als Werbemittel den Versandpaketen beigelegt wird. Jedes Werbeblatt wird durch Analyse der Kundendaten exakt auf den Empfänger zugeschnitten. „Das Auspacken ist ein Moment, wo man für Werbebotschaften besonders gut empfänglich ist“, sagt Takkt-Chef Felix Zimmermann. Papier statt Online-Botschaften – auch das kann Innovation sein.

 

Takkt nimmt kleinere Kunden in den Blick

Solche Ideen entwickelt Takkt inzwischen zusammen mit Start-ups. Seitdem das Innovationsprogramm im vergangenen Jahr lanciert wurde, hat man sich bereits an vier jungen deutschen und österreichischen Unternehmen beteiligt und wird dies in absehbarer Zeit auf zehn Engagements ausbauen. Es geht hier um Zusammenarbeit und gemeinsame Produktentwicklung, nicht um eine Übernahme. Die Beteiligungen sind mit maximal etwa 500 000 Euro überschaubar und finden in einer relativ frühen Phase der Start-up-Entwicklung statt.

Die geförderten Unternehmen müssen nicht gleich radikal neue Geschäftsmodelle oder Produktideen bieten. Sie feilen an Details, vereinfachen Abläufe und sollen vor allem die Kommunikation mit den Kunden verbessern und das Angebot individualisieren. So will man auch verstärkt den bisher von lokalen Händlern dominierten Markt für kleinere Kunden durchdringen. Eine ähnliche Zielgruppe verfolgt das selbstständige Online-Tochterunternehmen Certeo.

Suche nach digitalen Spezialisten ist in Stuttgart nicht einfach

Auch intern will Takkt die digitalen Fähigkeiten ausbauen und ist gerade dabei, 100 zusätzliche digitale Spezialisten einzustellen, gut ein Drittel davon am Hauptsitz in Stuttgart. „Hier in der Region solche Leute zu finden ist insgesamt schwieriger. Da kann sich der Standort Stuttgart noch besser positionieren“, sagt Zimmermann. Um für solche Mitarbeiter attraktiv zu sein, brauche es eine lebendige Start-up-Kultur im Umfeld. „Es gibt da in Stuttgart einige vielversprechende Ansätze, aber noch Luft nach oben“, sagt der Takkt-Chef.

Das Unternehmen versucht Führungskräfte mit einem speziellen Ausbildungsprogramm „digitales Unternehmertum“ zu locken. Ausdrücklich sind auch Abstecher bei den Start-ups in Berlin, Köln, München und Salzburg vorgesehen, an denen man sich beteiligt hat. Zudem will Takkt am Stuttgarter Feuersee das zwanzigköpfige Team von Certeo in die Start-up-Räume von Accelerate Stuttgart einziehen lassen.

Individualisierung ist Trumpf

Neben den eingangs erwähnten individualisierten Beipack-Prospekten von Adnymics bietet das andere kooperierende Berliner Start-up Printmate die Möglichkeit, individuelle Kartonverpackungen herzustellen, die das bisherige Angebot ergänzen. Auch hier stehen kleinere Kunden im Fokus. Die Zusammenarbeit mit Crowdfox in Köln erlaubt den Zugang zu einer Plattform für Preisvergleiche, die unterschiedlichste Online-Plattformen berücksichtigt. Die Beteiligung am Salzburger Unternehmen Authentic Vision ermöglicht einen fälschungssicheren digitalen Fingerabdruck für Produkte. Dieser spezielle Code in Form eines Hologramms wird zum Beispiel über ein Etikett auf das Produkt aufgebracht und kann mithilfe eines Smartphones ausgelesen werden. Mit den auf jedes Produkt individuell bezogenen Codes kann man deren Echtheit prüfen. „Die Kosten liegen nur im Centbereich – und zusätzlich können sie dem Kunden auch individuell auf das Produkt bezogene Informationen bieten“, sagt Zimmermann. An Start-ups aus dem Bereich des E-Commerce, die sich für eine Zusammenarbeit interessierten, gebe es keinen Mangel. „Im Geschäftskundenbereich gibt es hier nicht so viele potenzielle Partner“, sagt er.