Würde die Oper nach den Wünschen der Intendanz und einem Gutachten saniert und erweitert, würde dies rund 340 Millionen Euro kosten. Allerdings regt sich Widerstand bei Stadt und Denkmalschützern gegen die Erweiterungspläne.

Stuttgart - Der Verwaltungsrat der Stuttgarter Staatstheater hat am Montag das Gutachten für die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses für plausibel erachtet. Die Notwendigkeit einer Sanierung steht außer Frage, nur der Umfang der Neubauten ist aus städtebaulichen, denkmalschutzrechtlichen und finanziellen Gründen noch strittig. Am 13. Juli will der Verwaltungsrat in einer Sondersitzung über die Pläne diskutieren.

 

Die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer (Grüne), sagte, man sei „in Baufragen ein gutes Stück vorangekommen“. Ziel sei es, so die Vorsitzende, die Spielstätte in eine neue Ära zu führen. Über den Umfang von Sanierung und Neubau wird man sich allerdings noch verständigen müssen. Das Gutachten des Büros Kunkel Consulting hatte 2014 Grobkosten von 300 Millionen Euro für 10 000 Quadratmeter Nutzfläche ermittelt; davon sind laut Rolf Sutter, Leiter der staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung, aber nur 5870 Quadratmeter „unabweisbar“.

Seit 15 Jahren der Wunsch nach Modernisierung

Der Rest steht auf der Wunschliste der Intendanz, um das Haus „zukunftsorientiert“ zu machen. Der Geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks erinnerte daran, dass seit 15 Jahren über eine Modernisierung diskutiert werde; in der Zwischenzeit seien Millionen in die Bestandssicherung investiert worden. Man habe wegen der räumlichen Situation im historischen Bau aber die Betriebskonzepte nicht modernisieren können. In dieser Hinsicht hinke man der Konkurrenz hinterher.

Der Staatssekretär im Wirtschafts- und Finanzministerium, Peter Hofelich (SPD), sprach bereits von 340 Millionen Euro auf Basis der Preise vom März 2014. Ein Risikopuffer sei in der Summe nicht enthalten, betonte Stuttgart OB Fritz Kuhn (Grüne). Er räumt allerdings ein, dass es an Alternativen mangele. Jahr für Jahr Millionen Euro in Technik und Brandschutz zu investieren, sei auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Angesprochen auf den Kraftakt, den die Stadt generell bei der Sanierung ihrer Infrastruktur zu leisten habe, sagte der OB, die Kultur genieße eine gewisse Priorität. Ob sie aber an erster Stelle stehe, müsse der Gemeinderat entscheiden. Die aus der kommunalen Beteiligung auf bis zu 200 Millionen Euro geschätzte Last könne auf zehn Jahre verteilt werden.

600 Quadratmeter Gastronomie – ein Wunschtraum

Hofelich sagte, die Hochbauverwaltung habe eine eigene Präsentation vorgelegt und das 400 Seiten starke Gutachten vom vergangenen Jahr positiv bewertet. So seien etwa der bauliche Zustand des 1912 fertiggestellten Littmann-Baus sowie die Bühnen- und Haustechnik gut erarbeitet worden. Was allerdings die Gastronomie angeht - der Geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks würde sich auf 600 Quadratmetern ein die Attraktivität des Standorts steigerndes Angebot wünschen – sei freilich „die Notwendigkeit zu belegen“.

Die Neugestaltung des Staatstheater-Areals zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Schlossgarten sieht laut Gutachten Bauten vor dem Kulissengebäude sowie auf den Freiflächen vor dem Gymnasium Königin-Katharina-Stift sowie zwischen Opernhaus und Landtagsgebäude vor. Gegen einige dieser Ideen formierte sich aber bereits Widerstand im Gemeinderat und auch bei den Denkmalschützern des Landes.

Bürgermeisterin Eisenmann kritisiert Erweiterungspläne

Mit der Stadt ist eine Bebauung des Platzes vor dem Landtag nicht zu machen – sie hat dort bereits das Besucherzentrum abgelehnt. Die Turnhalle des Katharinen-Stifts abzureißen und Freiflächen zu bebauen, ist für Verwaltungsratsmitglied Susanne Eisenmann undenkbar. Auf Anfrage erklärte die Schulbürgermeisterin, Bildung sei ein ebenso bedeutender Standortfaktor wie Kultur. Sie dürften an diesem Ort nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie verwies auch auf Vorschriften des Landes hinsichtlich des Sport- und Freiflächenangebots. „Wo heute der Düker für Stuttgart 21 gebaut wird, erstellt die Bahn eine neue Sportfläche“, sagte Eisenmann. Für einen Erweiterungsbau sei folglich kein Platz. Fritz Kuhn formulierte es so: Man werde nach Lösungen suchen. Die wahrscheinlichsten sind demnach die Beschränkung der Erweiterung auf das Wesentliche und ein Neubau an der Adenauer-Straße.