Die Alliander AG, ein Strom- und Gasnetzbetreiber mit Hauptsitz in den Niederlanden, hat nach Informationen der StZ ihre Bewerbung um die Konzession für das Stuttgarter Stromnetz zurückgezogen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Das Feld der Bewerber um die Konzession für das Stuttgarter Stromnetz beginnt sich zu lichten. Die Alliander AG, ein Strom- und Gasnetzbetreiber mit Hauptsitz in den Niederlanden, ist nicht mehr im Rennen. Wie die Stuttgarter Zeitung erfuhr, hat das Unternehmen seine Interessenbekundung zurückgezogen. Dies bestätigten auf Anfrage Sprecher von Alliander und der Stadtverwaltung.

 

„Über die Gründe können wir uns nicht äußern“, hieß es im Rathaus lediglich. Man befinde sich in der sogenannten Verhandlungsphase, in der die Stadt „keine Details aus dem Verfahren veröffentlichen“ könne. Der zuständige Alliander-Manager Stefan Slembrouck sagte der StZ, der Rückzug sei das Ergebnis eines „Abwägens von Chancen“. Man habe entscheiden müssen, ob es sich lohne, weitere Aufträge an Anwälte zu erteilen; dabei gehe es um sechsstellige Beträge. Bei der Beurteilung der Chancen habe man natürlich auch „das politische Umfeld angeschaut“.

Eine „Verzögerungstaktik“ wurde moniert

Slembrouck bescheinigte der Stadt, das Verfahren diskriminierungsfrei – so der Fachausdruck – durchzuführen: „Da kann man auch als Nicht-EnBW punkten.“ Allerdings habe Alliander zusätzliche Daten, die man im Rathaus erbeten habe, nicht erhalten. Über den Vorgang und die Gründe dafür wollte sich der städtische Sprecher nicht äußern. Bei Konzessionsvergaben erweist es sich immer wieder als Problem, inwieweit und wann die „Altkonzessionäre“ – in Stuttgart ist das die EnBW – Daten zum Netz zur Verfügung stellen. Das Wuppertal-Institut hatte kürzlich eine „Verzögerungstaktik“ gegenüber Kommunen und Mitbietern moniert.

Alliander konzentriert sich nun auf eine Konzessionsvergabe in Berlin

Nach Informationen aus Branchenkreisen war das Angebot von Alliander eines der attraktivsten oder sogar das attraktivste. Das von niederländischen Kommunen und Regionen getragene Unternehmen mit 6600 Mitarbeitern und 1,5 Milliarden Euro Umsatz, das seit 2001 in Deutschland aktiv ist, empfiehlt sich als „idealer Partner der Kommunen“. Mit innovativen Produkten und Lösungen etwa bei der Netzsteuerung oder der Energieeffizienz wollte es die Stadt Stuttgart nach dem Vorbild von Amsterdam zur „smart city“ entwickeln. „Wir stehen für die bezahlbare Energiewende“, hieß es im Kooperationsangebot an die Stadt. Laut Slembrouck will sich Alliander nun ganz auf eine Konzessionsvergabe in Berlin konzentrieren.

In Stuttgart sind laut dem Stadtsprecher nun noch acht Bieter im Rennen: drei EnBW-Unternehmen, die Energieversorgung Schönau Schwäbisch Hall, die Stadtwerke Schwäbisch Hall, die Stadtwerke Stuttgart, die Thüga und eine Bietergemeinschaft um Veolia Wasser. Nach dem Versand des zweiten „Verfahrensbriefes“ gehe es nun darum, „verbindliche Angebote einzuholen“. Das gemäß den 2012 beschlossenen Kriterien beste Angebot erhalte nach der Auswertung den Zuschlag.