Im Jahr 1999 haben die beiden Zulieferer das Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme gegründet. Vermutlich nächste Woche wird sich Bosch als alleiniger Gesellschafter präsentieren.

Stuttgart - Die komplette Übernahme der ZF Lenksysteme durch den Stuttgarter Technologiekonzern Bosch steht offenbar unmittelbar bevor. Bereits Anfang nächster Woche soll das Geschäft über die Bühne gehen, ist zu erfahren. Auch in der Belegschaft der ZF Lenksysteme am Firmensitz Schwäbisch Gmünd kursiert dieser Termin. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. ZF Lenksysteme ist ein Gemeinschaftsunternehmen der beiden Zulieferer ZF und Bosch, die jeweils 50 Prozent der Anteile halten.

 

Doch der Getriebehersteller ZF aus Friedrichshafen ist am US-Zulieferer TRW interessiert. Mit der Fusion würde einer der weltgrößten Zulieferer mit einem Umsatz von rund 30 Milliarden Euro und 138 000 Mitarbeitern entstehen. Damit wäre das Stiftungsunternehmen vom Bodensee auf Augenhöhe mit den weltgrößten Zulieferern Bosch, Conti und Denso. Doch auch TRW hat Lenksysteme im Portfolio. Um von vorneherein keine kartellrechtlichen Bedenken aufkommen zu lassen, will ZF seine Aktivitäten in Schwäbisch Gmünd abgeben.

ZF Lenksysteme setzte im vergangenen Jahr mit mehr als 13 100 Mitarbeitern – knapp 6650 davon in Deutschland – 4,1 Milliarden Euro um. Nach Steuern wurde ein Ergebnis von 121 Millionen Euro erzielt. 1999 haben ZF und Bosch ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Lenkungstechnik in einer Firma gebündelt. Beim Start setzte das Unternehmen mit rund 9000 Mitarbeitern 1,8 Milliarden Mark um (rund 900 Millionen Euro). ZF stellte dabei den weitaus größten Teil des Personals sowie die Fertigungsaktivitäten auf dem Gebiet der Lenkungstechnik. Bosch hatte keine Produktion in diesem Bereich, stellte ein Team von etwa 40 Entwicklern und damit das Wissen rund um elektrische Antriebe und Steuerungen. Um trotzdem die Hälfte die Anteile zu erhalten, musste der Elektronikkonzern noch 600 Millionen Mark zahlen.

Hintergrund der Aktion war, dass sich bereits damals der Trend hin zu elektrischen Lenkungen abzeichnete. Da ZF selbst keine Expertise in dem Bereich hatte, holte es Bosch ins Boot. Die Alternative wäre gewesen, elektrische Komponenten bei Fremdfirmen zu beziehen, doch dies hätte Arbeitsplätze gefährdet, erklärte der damalige ZF-Chef Klaus Bleyer die Entscheidung. „Der Technologiewandel von hydraulischen zu elektrischen Pkw-Lenksystemen ist 2013 schon in weiten Teilen der Welt vollzogen,“ ist im Geschäftsbericht des Gmünder Unternehmens nachzulesen. Das heißt im Umkehrschluss: Es gibt auch heute noch hydraulische Lenkungen. Für ZF Lenksysteme sollen sie noch eine recht große, aber rasant sinkende Bedeutung haben, ist zu hören. 2013 setzte das Unternehmen mit hydraulischen Lenkungen 19 Prozent weniger um als ein Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum stiegen die Erlöse mit elektrischen Lenkungen um elf Prozent. Das Problem beim Technologiewandel ist, dass die Wertschöpfung bei elektrischen Lenkungen geringer ist.