Während München noch über die Einführung einer Bierpreisbremse diskutiert, versucht auch eine andere Branche Profit aus Volksfesten zu schlagen – auch in Stuttgart. Die Hotels in der Stadt steigern ihre Preise zur Wasenzeit auf durchschnittlich 204 Prozent.

Stuttgart - Volksfeste sind Umschlagplätze für Bares, das im Tausch gegen Verpflegung und Vergnügen über den Tresen geht. Nicht nur Zeltwirte und Betreiber von Fahrgeschäften profitieren davon, auch die Hotelbranche verdient an dieser Form der Unterhaltung. Wie eine Untersuchung des Internetportals Check24 ergab, steigen die Preise für Stuttgarts Hotels in Wasennähe zur Volksfestzeit (22. September bis 8. Oktober) auf durchschnittlich das Doppelte, der Spitzenreiter hebt seinen Zimmerpreis sogar um 136 Prozent an. Ein Einzelzimmer in Laufnähe zur Festwiese kostet 359 Euro, 180 Euro mehr als eine Übernachtung im selben Hotel in der Zeit nach dem Wasen

 

Stuttgart ist kein Einzelfall. Betrachtet man Großveranstaltungen in anderen Städten, dann sind solche Preiserhöhungen normal. Laut einer anderen Studie von Check24 erhöhen sich beispielsweise die Hotelpreise während des Münchner Oktoberfests ebenso horrend. Im Vergleich zur Woche vor dem Oktoberfest steigen die Preise um durchschnittlich 160 Prozent, das entspricht einem Durchschnittspreis von 248 Euro pro Einzelzimmer. Vor allem an den Wochenenden wird es für die Besucher teuer; in der Spitze bezahlen sie hier im Schnitt 359 Euro für eine Übernachtung in München.

Hotelgewerbe: Preisschwankungen normal

Das Hotelgewerbe sieht die starken Preisschwankungen gelassen. „Nachfragebedingte Preisschwankungen sind im Reisegeschäft Normalität“, sagt Daniel Ohl, Sprecher der Dehoga Baden-Württemberg, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Bei einer schwachen Nachfrage seien die Preise tief, bei einer starken hoch. Solche Entwicklungen könne man in der gesamten Reisebranche beobachten.

Armin Dellnitz von der Stuttgart-Marketing GmbH sieht das anders. Hotels agierten nach Angebot und Nachfrage und so sei eine maßvolle Erhöhung des Preises legitim. Allerdings müsse sich das in einem angemessenen Rahmen bewegen. „Wenn man den Preis um mehr als das Doppelte erhöht, ist das nicht mehr nachvollziehbar.“ Touristen, die in der Wasen-Zeit nach Stuttgart kommen, könnten auch preiswerter übernachten. Die Stuttgart-Marketing GmbH arbeite mir rund 300 Hotels zusammen und habe dadurch einen Überblick über die Preise. So könne man auch Kurzentschlossenen ein bezahlbares Hotel empfehlen – teils auch außerhalb des Stadtgebiets. Durch die gute ÖPNV-Verbindung in der Region sei der Wasen dennoch gut erreichbar. Einen Imageschaden Stuttgarts durch die hohen Preise befürchtet Dellnitz nicht. „Diese Entwicklung fällt ausschließlich auf die Hotelbranche zurück“, so der Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH.

Wasenzeit bringt trotzdem viele Besucher nach Stuttgart

Trotz der hohen Preise sind die Stuttgarter Hotels zur Wasenzeit gut gebucht. Laut Statistischem Landesamt stiegen die Zimmerauslastungen zuletzt auf 82 Prozent. Im Jahr 2010 lag die Auslastung noch bei ungefähr 75 Prozent, im Jahr 2000 noch tiefer. Konkret bedeutet das für 2016: rund 340 000 Übernachtungen im September und 360 000 im Oktober. „Das sei zwar eine extrem hohe Auslastung“, sagt Dellnitz. „Aber es zeigt auch: Es gibt immer noch einen Platz.“