An den Zufahrten zum Stuttgarter Weihnachtsmarkt stehen jetzt zum Teil Betonbarrieren, an den Ständen herrscht aber nach dem ersten Eindruck der Beschicker normaler Betrieb.

Stuttgart - Die Trutzburg steht. An sieben Standorten sind die Zufahrten zum Weihnachtsmarkt mit Betonbarrieren zugestellt. Sie gehören zu den insgesamt 15 Stellen im Stadtzentrum, für die die Polizei einen neuen vorweihnachtlichen Begriff geprägt hat: Präsenzposten. Nicht immer aus Beton, aber stets mit Absperrungen, Fahrzeugen – und Polizisten mit Maschinenpistolen.

 

Fröhliche Weihnacht? Noch tags zuvor waren sich viele Marktbeschicker sicher, dass der Berliner Anschlag Auswirkungen auf ihr Geschäft haben würde. Sie befürchteten, dass an den letzten Tagen des Weihnachtsmarktes weniger Menschen durch die Gassen in der City bummeln würden. Die Stuttgarter haben sich aber nicht beeindrucken lassen. „Das war ein ganz normaler Wochentag“, sagen Simone Benda-Mussenbrock, die auf dem Marktplatz Schokofrüchte anbietet, und Inge Birkeneder vom benachbarten Geschenkartikel-Stand übereinstimmend. Simone Benda-Mussenbrock ist für die letzten Weihnachtsmarkt-Tage zuversichtlich: „Wir lassen uns nicht verrückt machen!“

Händler sprechen von normalem Geschäftsverlauf

Ähnlich sieht das Sabine Wirblich von Sabines Crêperie in der Nähe des Rathauses. „Die Gedenkminute am Dienstagabend war sehr berührend, und die Besucher hatten viel Verständnis“, sagt die Vorsitzende der Bezirksstelle Stuttgart des Landesverbands der Schausteller und Marktkaufleute. „Ansonsten war das aber ein ganz normaler Dienstag.“ Auch Adolf Weeber, der beim Alten Schloss Glühwein und Fettgebackenes verkauft, spricht von einem normalen Geschäftsverlauf am Tag nach dem Anschlag. „Es wird immer Verrückte geben“, sagt er, „aber die Stuttgarter Besucher hier sind so liebe Leute.“

Dennoch sind die Zufahrten zum Weihnachtsmarkt erheblich eingeschränkt. Beispielsweise an der Planie und an der Zufahrt von der Eberhard- zur Marktstraße: Dort stehen, mit Abstand und versetzt, massive Betonbarrieren. An anderen Zufahrten, wie etwa in der Dorotheen- und Hirschstraße, sind während des Weihnachtsmarktbetriebs Polizeifahrzeuge und bewaffnete Einsatzkräfte postiert, die ankommende Fahrzeuge und Passanten im Auge haben und bei Bedarf kontrollieren.

Die Feuerwehr sieht keine Probleme mit den Barrieren

Doch was passiert, wenn’s brennt oder ein Passant mit Herz-Kreislauf-Versagen zum Notfallpatienten wird? Die Feuerwehr stellt klar, dass die Einrichtung von Betonsperren und Barrieren die Arbeit der Rettungsdienste nicht in Schwierigkeiten bringt. „Für Löschfahrzeuge sind die Zufahrten trotzdem möglich“, sagt Feuerwehr-Sprecher Markus Heber, „man muss an den versetzten Stellen und Verengungen eben langsamer fahren.“ Für die Rettungskräfte gebe es also keine Nachteile. Schließlich sei die Feuerwehr bei der Entscheidung beteiligt gewesen. „Bei der Ortsbesichtigung haben wir das vorher so ausgemessen, dass unsere Fahrzeuge die Engstellen passieren können“, sagt Heber.

Allerdings ist der Bereich Münz-/Sporerstraße zwischen Markthalle und Marktplatz durch einen Betonklotz, wie er sonst bei Autobahnbaustellen verwendet wird, vollständig gesperrt – kein Durchkommen. „Dennoch ist der Marktplatz für die Einsatzkräfte über die Marktstraße problemlos erreichbar“, sagt Heber. Sowohl die Einsatzleitstelle als auch die Besatzungen der Feuerwachen seien über die aktuell geltenden Anfahrtswege informiert.

Die Poller wird es wohl auch 2017 noch öfter geben

Ob die Betonbarrieren auch bei künftigen Großveranstaltungen aufgestellt werden, ist für das Ordnungsreferat der Stadt Stuttgart noch nicht entschieden. „Das wird man nach Silvester neu bewerten“, sagt Hermann Karpf, Sprecher von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Man werde sich hierzu mit der Polizei abstimmen. Dauerhaft versenkbare Poller, wie am Neuen Schloss oder im Berliner Regierungsviertel, seien aber wohl nicht nötig. „Man sieht ja, wie schnell man solche Teile beschaffen kann“, sagt Karpf.

Das jetzige Sicherheitskonzept sei „mit Bedacht gewählt, schlüssig und klug“, sagt der Mann vom Ordnungsreferat. Dabei sei die Gefährdungslage objektiv gesehen heute nicht anders als vor dem Berliner Anschlag. Deshalb glaubt Karpf insgeheim an eine Fortsetzung der Barrieren-Taktik bei Großveranstaltungen in der Innenstadt im Jahr 2017: „Man wird wohl schwer hinter den Standard zurückgehen können.“