Besucher aus Nordirland, Japan und Italien, kitschige und blinkende Mitbringsel und ein Ordnungsbürgermeister, der auf dem Weihnachtsmarkt keine kalten Füße kriegt – ein Rundgang auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt duftet an diesem Samstagabend nach einer interessanten Mischung aus Maronen, Steckerlfisch und Glühwein. Am Rande dieser olfaktorischen Herausforderung steht Cathrin Dittmer. Die Studentin kümmert sich am Infostand des Weihnachtsmarktes um Touristen aus aller Herren Länder, schickt Reisende aus Italien in ein schwäbisches Restaurant und verkauft Asiaten kitschig-weihnachtliche Magneten. Es ist also keine vorweihnachtliche Übertreibung, wenn man feststellt, dass Cathrin Dittmer an diesem Samstag für die internationalen Beziehungen der Stadt Stuttgart zuständig ist.

 

Ein Pärchen aus Großbritannien, sie aus Nordirland, er aus Schottland, will von Dittmer wissen, wo es außerhalb des Weihnachtsmarktes in einer Bar den Samstagabend ausklingen lassen kann. Die 23-Jährige Fiona O’Neill aus dem nordirischen Limvady schätzt an Stuttgart die hohe Dichte an Museen, während ihr 24-jähriger Begleiter Malcolm Smith aus dem schottischen Fraserburgh die Größe des Weihnachtsmarktes beeindruckt. Das Pärchen ist für vier Tage hier. Bei der Auswahl ihres Reiseziels zeigen sich die viel zitierten Parallelen zwischen dem Wesen der Schotten und der Schwaben: „Die Flüge waren am günstigsten“, erklärt Malcolm Smith mit einem Grinsen.

Blinkende Nikolaus-Zipfelmütze und warme Socken

Einen kompletten Tag auf dem Weihnachtsmarkt verbringt Kornelia Iroh aus Vorarlberg. Zum furiosen Finale kauft sie bei Cathrin Dittmer eine blinkende Nikolaus-Zipfelmütze. „Irgendeinen Blödsinn muss man kaufen“, begründet Iroh den Griff zur wenig dezenten Kopfbedeckung. Sie ist zum ersten Mal in Stuttgart. „So etwas Tolles wie euren Weihnachtsmark haben wir nicht“, sagt sie zum Abschied – und stürzt sich wieder ins Gewimmel.

Cathrin Dittmer, die Außen- und Handelsministerin des Stuttgarter Weihnachtsmarktes, hat derweil schon wieder drei blinkende Mützen verkauft, der rote Glühweinbecher ist ebenfalls stark nachgefragt. An diesem Samstag ist Dittmer von 10 bis 21 Uhr das Gesicht des Stuttgarter Weihnachtsmarktes. Wie hält man es so lange in der kalten Bude aus? „Warme Suppe und warme Socken“, erklärt die Studentin mit einem Lächeln und ist schon wieder mittendrin im nächsten Gespräch mit Touristen aus Italien.

Der Ordnungsbürgermeister schlendert über den Markt

Beim Thema Socken ist auch Martin Schairer, der Ordnungsbürgermeister der Stadt Stuttgart (CDU), ein gewinnbringender Gesprächspartner. „Neben der Wurstbude und dem Glühweinstand steuere ich auf dem Weihnachtsmarkt eine Bude mit Stricksocken an. Bei der kaufe ich grundsätzlich ein“, verrät Schairer, der auch nach den Terroranschlägen von Paris in solch einer großen Menschenmenge rund um das Alte Schloss keine kalten Füße bekommt. „Natürlich gibt es nie 100 Prozent Sicherheit, auf unserem schönen Weihnachtsmarkt würde ich mir aber nun wirklich keine Sorgen machen“, sagt Schairer.

Für das subjektive Sicherheitsempfinden ist es also kein schlechtes Zeichen, wenn sich der oberste Sicherheitsbeauftragte der Stadt selbst ins Weihnachtsmarkt-Wimmelbild stürzt. Schairer hat sich auf den Weihnachtsmarkt übrigens gewissenhaft vorbereitet, indem er am Vorabend des Besuchs mit seiner Tochter eine Großproduktion an Weihnachtsplätzchen gebacken hat. „Zwar nur zwei Sorten, die dafür aber in rauen Mengen“, erklärt Schairer im Innenhof des Alten Schlosses. Ein Produktbeispiel hat er leider nicht zur Verkostung zur Hand, und in seine Plastiktüte will er sich auch nicht schauen lassen. In der befindet sich nämlich das Weihnachtsgeschenk für seine Frau.

Die japanischen Touristen um Takato Otani aus Yokohama sind da deutlich auskunftsfreudiger. Die Gruppe ist für acht Tage in Deutschland und vergleicht die Weihnachtsmärkte in Nürnberg, Frankfurt und Stuttgart miteinander. Welcher der schönste ist? „Der in Stuttgart“, sagt Takato Otani. Die Stände seien am tollsten geschmückt: „Und außerdem riecht es hier bei euch in Stuttgart sehr gut.“