Stark alkoholisierte Weindorf-Besucher verärgern so manchen Gastronomen in der Innenstadt. Der Veranstalter des Weindorfs, Pro Stuttgart, findet die auf stuttgarter-zeitung.de vorgetragene Kritik indes unberechtigt und zu kurz gegriffen.

Stuttgart - Geselliges Fest oder Anlass für Ärger: Das Stuttgarter Weindorf scheidet die Geister. Jannis Tsiakmakis, Betreiber der Bar Oblomow, hat kürzlich gesagt, dass es ihm nicht wehtäte, wenn solche Feste abgeschafft würden.

 

Der Grund: Immer wieder haben Gastronomen in Stuttgart laut Tsiakmakis während solch großen Veranstaltungen Probleme mit stark alkoholisierten Gästen. Im Oblomow beispielsweise werden zu betrunkene Besucher abgewiesen, was nicht selten aggressive Reaktionen hervorruft. Im Café Scholz am Marktplatz gibt es während des Weindorfs einen regelrechten Ansturm auf die Toiletten – weshalb dort nun zwei Euro für den Gang aufs Klo verlangt werden. Vor der Bar Kap Tormentoso werden nachts zahlreiche Weindorf-Gläser abgestellt, die die Mitarbeiter am nächsten Morgen entsorgen müssen.

Der Veranstalter des Weindorfs, der Pro Stuttgart Verkehrsverein, kann Tsiakmakis’ Kritik indes nicht nachvollziehen. „Probleme mit Betrunkenen allein auf das Weindorf zu schieben, ist zu einfach“, sagt Axel Grau, Geschäftsführer von Pro Stuttgart. Manche Besucher kämen bereits angeheitert aufs Weindorf oder brächten eigene alkoholische Getränke mit. Dennoch haben man mit der Sanitätsgruppe bisher überhaupt keine Vorfälle mit stark alkoholisierten Gästen registriert.

Wirte auf dem Weindorf finden Kritik unberechtigt

Dass Weindorf-Gläser vor Bars und auf öffentlichen Plätzen abgestellt werden, komme trotz Pfand vor. „Jedoch sind unsere Ordner die ganze Zeit auf dem Weindorf und an den Randgebieten unterwegs und sammeln unter anderem solche Gläser ein“, erklärt Grau. Insgesamt ist er sich aber sicher: „Durch das Weindorf profitieren viele – von Taxifahrern über Hoteliers und Gastronomen bis zu Einzelhändlern.“

Auch Birgit Grupp, Geschäftsführerin des Stuttgarter Ratskellers, der derzeit mit einer eigenen Weinlaube auf dem Marktplatz vertreten ist, findet Tsiakmakis’ Kritik unberechtigt. „Natürlich gibt es auch einige Betrunkene, aber wir haben noch nie Theater gehabt – weder auf dem Weindorf noch im Ratskeller“, sagt sie.

Die Alte Kanzlei betreibt ebenfalls einen Weindorf-Stand am Schillerplatz. Eine Mitarbeiterin gibt zu, dass es während des Festes hin und wieder auch Betrunkene gebe, die aggressiv würden. Auch für die normalen Restaurant-Gäste sei das Weindorf manchmal mit Unannehmlichkeiten verbunden – denn auch dort nutzen Weindorf-Besucher ähnlich wie im Scholz am Marktplatz die Toiletten. Dennoch: „Es sind zwölf Tage Ausnahmezustand im Jahr, damit arrangieren wir uns.“ Und den stärkeren Gäste-Zulauf während des Festes sieht man in der Alten Kanzlei positiv.

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