Der Vergabeprozess geht in die heiße Phase: Ende März gibt die Spielerorganisation ATP bekannt, wo von 2015 an zusätzlich auf Rasen gespielt wird. Die Stuttgarter Veranstalter sind optimistisch – trotz der Hamburger Konkurrenz.

Stuttgart - Normalerweise reist Edwin Weindorfer nicht zu den Australian Open, doch dieses Mal macht der Turnierdirektor des Stuttgarter Mercedescups eine Ausnahme. Wenn am Montag in Melbourne das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres beginnt, wird auch der Österreicher vor Ort sein. Weindorfer will das Tennis-Großereignis vor allem für eines nutzen: Lobbyarbeit für den Weissenhof. „Man muss jetzt einfach dabeibleiben“, sagt er. Denn in zwei Monaten entscheidet sich die Zukunft seines Männerturniers.

 

Ende März gibt die Spielerorganisation ATP bekannt, wo von 2015 an zusätzlich auf Rasen gespielt wird. Um diesen neuen Termin direkt nach den French Open hat sich auch Stuttgart beworben (die StZ berichtete). Der Vergabeprozess geht also in die heiße Phase. Und Weindorfer legt sich vor allem deshalb so sehr ins Zeug, weil ein Wechsel von Sand auf Rasen sowie vom aktuellen Termin Anfang Juli in die erste Juniwoche dem Turnier auf dem Killesberg eine beachtliche Aufwertung und mehr Topspieler bescheren würde.

Brandner: „Die Finanzierung ist sicher.“

Da Wimbledon von 2015 an sieben Tage später stattfindet, verlängert sich die Zeit für Vorbereitungsturniere auf grünem Untergrund auf drei Wochen. Einen festen Platz in der Rasensaison vor Wimbledon zu haben wäre ein Befreiungsschlag für den Mercedescup. Und die Aussichten darauf sind offenbar gut. „Wir sind sehr zuversichtlich“, sagt der Vorsitzende des TC Weissenhof, Gert Brandner (42). Der Club hält die Lizenz für das Turnier, das Weindorfer mit seiner Agentur veranstaltet. „Ich schätze unsere Chancen auf mehr als 75 Prozent“, betont Weindorfer.

Dieser Optimismus gründet darauf, dass die Stuttgarter für ihre Bewerbung eine „sehr positive Rückmeldung der ATP“ bekommen haben, wie Brandner schildert. Die wichtigsten Bausteine dabei sind die Rückendeckung des Vereins und des Hauptsponsors. „Der Club steht voll dahinter, und Mercedes wird uns sehr stark unterstützen“, sagt Weindorfer. Wie hoch die Investitionskosten genau ausfallen, sagt der 48-Jährige nicht: „Sie liegen in Millionenhöhe.“ Denn auch das Preisgeld würde laut Weindorfer „signifikant gesteigert werden“. Trotzdem kann Brandner verkünden: „Die Finanzierung ist sicher.“

Stuttgarter sehen sich aus mehreren Gründen im Vorteil

Zwei Turniere werden den Zuschlag für den neuen Termin erhalten, vier Bewerber gibt es. Neben Stuttgart sind dies Gstaad (Schweiz), ’s-Hertogenbosch und Hamburg. Gstaad werden bei der ATP große Chancen eingeräumt, ’s-Hertogenbosch eher nicht, da dies bereits ein Rasenturnier ist und die Niederländer den eigenen Termin, der direkt vor Wimbledon liegt, zwei Wochen vorziehen wollen. So bleibt als Hauptkonkurrent wohl Hamburg.

Wenn Weindorfer nun sagt: „Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern haben wir mit allen Partnern einen Schulterschluss gebildet.“ Dann zielt er direkt auf die verworrene Lage in Hamburg ab. Der Lizenzinhaber des Turniers am Rothenbaum ist der   Deutsche Tennis-Bund (DTB). Der hat die Rasen-Bewerbung nur unter Vorbehalt abgegeben, weil er sich noch nicht mit dem Veranstalter Michael Stich einig ist. Der frühere Tennisprofi lehnt die Umstellung ab. Denn dies würde eine Herabstufung des Turniers um eine Kategorie bedeuten. In den nächsten Tagen wollen beide Parteien erneut verhandeln.

Edwin Weindorfer kann diese Zeit dazu nutzen, in Australien Werbung zu machen. Doch nicht nur wegen der undurchsichtigen Situation in Hamburg sehen sich die Stuttgarter im Vorteil. Im vergangenen Jahr besuchte der Wimbledon-Direktor Richard Lewis das Stuttgarter Weissenhof-Turnier, und er habe seine Unterstützung zugesagt, betont Weindorfer: „Bei uns läuft alles wie auf Schienen.“