Noch schweigt der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin dazu, wie die Details seines neuen Masterplans für den Zoo aussehen. Doch die StZ zeigt in zehn Punkten mögliche Veränderungen auf.

Stuttgart - Wenn es um die Zukunft der beliebtesten Stuttgarter Freizeitattraktion geht, stehen derzeit mehr als drei Fragezeichen im Raum. Seit seinem Amtsantritt 2014 arbeitet der Wilhelmachef Thomas Kölpin an einem Masterplan, der aufzeigen soll, wie sich der Zoo in den nächsten 20 Jahren weiterentwickelt.

 

In dieser Woche hat er den Plan nun dem zuständigen Finanzministerium übergeben – darin geht es um Neubauten, um Sanierungen, um Gastronomie und nicht zuletzt darum, wie teuer alles wird. Zu konkreten Inhalten hält sich Kölpin bedeckt. Die StZ zeigt auf, was sich mittelfristig ändern könnte und was sich bereits auf dem Gelände tut.

Wir haben die möglichen Änderungen in einer interaktiven Grafik zusammengefasst. Klicken Sie hier, um die Grafik zu öffnen.

1 Der massivste Einschnitt ist bei den Elefanten geplant. Derzeit bewohnen die betagten Elefantendamen Pama und Zella die beengte Anlage. Kölpin will den Mangel beheben. Die neue Elefantenanlage soll ein Aushängeschild der Wilhelma werden und zwischen dem Menschenaffenhaus und dem Schaubauernhof entstehen. Die Wilhelma hofft, mit dem Bau im nächsten oder übernächsten Jahr beginnen zu können. Sechs Kühe, zwei Bullen und im Idealfall auch Jungtiere würden eine Zuchtgruppe bilden. Die Kosten lägen – falls das Finanzministerium dem Neubau zustimmen sollte – im zweistelligen Millionenbereich.

2 Wenn die Elefanten aus ihrer Anlage ausziehen, vergrößert sich der Platz bei den Dickhäutern. Noch leben dort Elefanten und Panzernashörner, getrennt voneinander in unmittelbarer Nachbarschaft. Beim Auszug der Elefanten würden die Barrieren zwischen den Gehegen fallen. Die Nashörner könnten die Elefantenanlage mitnutzen, die kürzlich mit Blick auf die künftigen Bewohner modernisiert wurde.

Ziehen die Flusspferde an den Neckar?

3 Die Anlage der Flusspferde gilt schon seit langem als veraltet. Während Thomas Kölpin bei seinem Amtsantritt noch einen Verzicht auf die Flusspferde ins Spiel brachte, um Fläche für andere Tiere zu gewinnen, liebäugelt er seit einiger Zeit mit Plan B: Demzufolge könnten die Flusspferde in einen neuen Erweiterungsbau des Zoos ziehen, der sich außerhalb des Wilhelma-Geländes befindet. Dieser würde sich am Fluss befinden, die Anlage könnte in der Nähe der Anlegestelle des Neckar-Käpt’ns entstehen. Ob sie verwirklicht wird, ist ungewiss. Dazu müsste unter anderem der Bebauungsplan geändert werden.

4 Viele Zoos verfügen über zeitgemäßere Anlagen für Raubtiere als die Wilhelma. Der Zootester Anthony Sheridan hat die Anlagen ebenfalls kritisch bewertet. Thomas Kölpin sieht den Missstand und möchte ihn beheben. Derzeit leben keine Löwen mehr in Stuttgart. Dies soll sich wieder ändern, was einen Neubau voraussetzt. Dazu wird Thomas Kölpin in seinem Masterplan einen Vorschlag unterbreiten. Weiter ist der Zoo bei dem neuen Gehege für Schneeleoparden. Es soll in der Nähe der Eisbärenanlage von Anfang 2016 an gebaut werden. Die Raubtiere erhalten dort weit mehr Platz als bisher.

Die Faultiere ziehen wieder ein

5 Mit dem neuen Menschenaffenhaus wollte die Wilhelma ein Ausrufezeichen setzen, was nur bedingt geglückt ist: Erhebliche Baumängel wurden bekannt, zwei Bonobos starben, nachdem sie sich in der Zugluft erkältet hatten. Seit Beginn dieser Woche werden im Gorillagehege die Bodenbeläge ausgebessert, später folgen Sanierungsarbeiten auch in den Besucherbereichen. Die Arbeiten dauern bis in den Sommer 2017 hinein. Unterdessen leben die Orang Utans noch im alten Menschenaffenhaus an der Pragstraße. Das Gebäude wird im neuen Masterplan auftauchen: als Kandidat für einen Neubau.

Fakten hat der Zoo bereits an einer anderen Stelle geschaffen. Das alte Kleinsäuger- und Vogelhaus ist bereits abgerissen worden. „Dort war die Tierhaltung genauso wenig zeitgemäß wie die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter“, sagt Thomas Kölpin. Der Neubau entsteht nun an derselben Stelle. Neben Vögeln und Faultieren sollen dort Tiere einziehen, die es bisher noch nicht in Stuttgart gibt.

Die Haltestelle wird verlegt

7 Wer mit der Stadtbahn zum Zoo fährt, kann künftig direkt vor dem Kassenhäuschen der Wilhelma aussteigen. Die Haltestelle wird im Zuge der Arbeiten am Rosensteintunnel verlegt, sie soll vom Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres an genutzt werden können. Für die Autofahrer wird der Bau an den Tunnelröhren noch eine ganze Weile Einschränkungen mit sich bringen – mit gesperrten oder verschwenkten Fahrpuren. Wer mit dem Auto zum Zoo will, verlässt die Komfortzone.

8 Etliche deutsche Zoos – beispielsweise jene in Leipzig oder Hannover – setzen in der Gastronomie auf themenbezogene Restaurants. Werden afrikanische Tiere gezeigt, gibt es im dazugehörigen Restaurant Gerichte aus Afrika. Einen ähnlichen Weg könnte die Wilhelma beim Neubau der Anlage für asiatische Elefanten gehen. Auch bei den bisherigen Zoorestaurants könnte es eine Neuausrichtung geben. Konkreter wird Kölpin derzeit nicht.

Schaufenster der Artenvielfalt

9 Der Stuttgarter Zoochef will seiner Anlage neue Einnahmequellen erschließen. Dazu will er die Wilhelma öffnen, beispielsweise für Events – neben den unmittelbaren Einnahmen erhofft er sich davon auch Kontakte, über die er Sponsoren für den Zoo gewinnen kann. Möglich ist, dass er in seinem Masterplan auch für diesen Bereich Neu- und Umbauten vorschlägt.

10 Wenn der Zoochef über die Zukunft der Wilhelma spricht, denkt er auch an eine Marke, deren Profil er schärfen will. Der Masterplan wird dazu konkrete Leitbilder formulieren. Eines wird folgendermaßen lauten: Die Wilhelma soll als Schaufenster der Artenvielfalt wahrgenommen werden – während andere Zoos ihren Tierbestand verringern, will Kölpin in Stuttgart den Besuchern die Artenvielfalt präsentieren. Darüber hinaus soll der Zoo noch stärker als bisher eine Brücke von den Gehegen in die Wildnis schlagen – die Wilhelma will den Artenschutz in den Mittelpunkt stellen und dies den Besuchern zeitgemäßer als bisher vermitteln.