In Stuttgart kann an gleich drei Hochschulen Architektur studiert werden. Von der Wahl hängt ab, in welche Richtung einen der berufliche Weg vielleicht führen wird.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Es ist eine Frage, die sich viele stellen müssen, die im künstlerisch gestalterischen Bereich ihre berufliche Zukunft sehen. Will ich mich gleich in die praktische Tätigkeit stürzen oder mir zunächst verstärkt theoretische Grundlagen aneignen, um dann später das Gelernte in die Praxis übertragen zu können? Lerne ich lieber in einer kleinen Gruppe und habe einen engen persönlichen Kontakt zu Kommilitonen und Dozenten? Oder höre ich mir ganz gerne in einem großen Hörsaal mit vielen Hundert anderen Studierenden Vorträge an und kenne vielleicht nicht mal alle Studienkollegen meines Semesters?

 

Das sind Fragen, die sich angehende Architekturstudenten in Stuttgart in besonderem Maße stellen müssen. Gleich drei verschiedene Hochschulen bieten diesen Studiengang nämlich an – mit abweichenden Anforderungen, unterschiedlichen Schwerpunkten und Angeboten. Wir geben einen Überblick und stellen die Stuttgarter Hochschule für Technik (HFT), die Universität Stuttgart (Uni) sowie die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK) am Weißenhof am Beispiel des Studiengangs Architektur vor.

Dutzende Bachelor- und Masterstudiengänge

Die HFT unterscheidet sich schon bei den Zulassungsvoraussetzungen: Es ist nicht zwingend ein Abitur notwendig, die Fachhochschulreife genügt. Vor Studienbeginn ist ein Vorpraktikum von drei Monaten in einem Architekturbüro oder im Baugewerbe zu absolvieren. Das Praktikum wird nur anerkannt, wenn es nach der Hochschulreife gemacht worden ist. Im Mittelpunkt des Studiums stehen technische, gestalterische und organisatorische Kompetenzen mit einem starken Bezug zur Praxis des Planens und Bauens. Schon nach drei Jahren sollen die Bachelorabsolventen dann in der Lage sein, in die Berufspraxis als Mitarbeiter in einem Architekturbüro einzusteigen. Wahlweise kann man sich danach für den vier Semester dauernden Masterstudiengang in Architektur oder Innenarchitektur bewerben. An der HFT werden in drei Fakultäten insgesamt 14 Bachelor- und 14 Masterstudiengänge angeboten. Es wird besonders viel Wert auf Praxisnähe und kleine Gruppen gelegt. Insgesamt sind etwa 4000 Studierende an der HFT in Stuttgart eingeschrieben.

An der Universität Stuttgart hingegen werden jeweils um die 60 Bachelor- und Masterstudiengänge sowie etwa 20 Lehramtsstudiengänge angeboten. Mit insgesamt mehr als 26 000 Studierenden ist sie die mit Abstand größte Hochschule der Stadt. Neben dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulzugangsberechtigung (HZB) benötigt man für die Bewerbung im Studiengang Architektur an der Uni außerdem eine schriftliche Begründung für die Wahl des angestrebten Studiums und des angestrebten Berufs – ähnlich wie in einer Bewerbung um einen Arbeitsplatz. Das Thema für die Bewerbungsmappe lautet in diesem Jahr „Der Raum meiner Tasche“. Der Nachweis für die gestalterische Eignung kann aus Fotos, Zeichnungen oder Fotokopien von Arbeiten bestehen. Die Mappe sollte Aufschluss über die Eignung für den Studiengang geben und die bisherige Beschäftigung mit dem Fach belegen.

Kooperation mit anderen Studienbereichen

Wer sich an der Kunstakademie für Architektur bewerben möchte, benötigt als Zugangsvoraussetzung die allgemeine oder die fachgebundene Hochschulreife oder eine Meisterprüfung. Den Nachweis der künstlerischen Eignung müssen alle Bewerber durch Bestehen der Aufnahmeprüfung erbringen. Vor und während des Studiums sind sieben Monate Praktikum abzuleisten, davon fünf Monate handwerkliches und zwei Monate Büropraktikum.

Das Studium an der ABK findet in einem Umfeld statt, in dem Kunst gepflegt und praktiziert wird und auch für die Architektur als verbindlich gilt. Architektur wird hier als Kunst aufgefasst, die den Menschen prägt und dem öffentlichen und privaten Raum Gestalt gibt. Die Architekturschule am Weißenhof ist die älteste in Baden-Württemberg. Großer Wert wird auf die intensive Arbeit in kleinen Gruppen gelegt. Der kulturellen Bildung wird eine besondere Bedeutung beigemessen, die auch durch Kooperationen mit anderen Studienbereichen an der Kunstakademie gefördert wird.