Private Hochschulen locken immer mehr Studenten an. Die Einrichtungen können vor allem für junge Leute interessant sein, die mit dem Massenbetrieb öffentlicher Universitäten nicht klarkommen.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Heidelberg/Stuttgart - Die Atmosphäre ist konzentriert und für eine Hochschule fast intim. Nur zwölf junge Leute sitzen im Raum Corbusier der SRH Hochschule Heidelberg an ihren Tischen und tragen zusammen, welche Stereotypen im Blick aufs Lernen der Geschlechter verbreitet sind. Mädchen, sagt eine Studentin, würden als gewissenhafter, besonnener und disziplinierter gelten. Ein Kommilitone greift die Stichworte auf, hält sie an der Pinnwand fest und setzt sein Referat fort. Der Dozent übt sich beim Thema „Gender – Grundlagen der Pädagogik“ derweil in Zurückhaltung. Es ist eine typische Szene für „Lernveranstaltungen“ an der privaten Bildungseinrichtung: Vorlesungen klassischen Stils sind abgeschafft. Stattdessen wird in kleinem Gruppen darauf geachtet, möglichst jeden einzubeziehen und zu fordern.

 

Kein Klausurenstau am Semesterende

„Mit dem Lernen an der staatlichen Hochschule hatte ich meine Schwierigkeiten“, sagt Julia Steputat offen. Ein Semester hat die 22-Jährige versucht, an der Uni Biotechnologie zu studieren und ist dabei an ihre Grenzen getoßen. „Ich bin damit nicht klar gekommen, dass alle Klausuren auf einmal zu schreiben waren“, sagt die Bensheimerin. Außerdem hat sie die Arbeit mit Kindern vermisst, nachdem sie zuvor ihr Freiwilliges Soziales Jahr an einer Grundschule absolviert hatte. Jetzt studiert sie im dritten Semester Kindheitspädagogik an der SRH und ist des Lobes voll. Der Kontakt zu den Lehrenden sei viel enger.

„Meine Freunde an staatlichen Hochschulen warten Monate auf einen Termin beim Professor. Ich kann direkt hingehen.“ Außerdem gebe es an der SRH keinen Klausurenstau am Ende eines Semesters. Seit zwei Jahren hat die Hochschule nämlich auf das „CORE“-Prinzip umgestellt. Semester sind damit passé. Der Stoff wird stattdessen in Blöcken vermittelt. Die dauern je fünf Wochen und schließen am Ende mit der Prüfung ab. Im Anschluss folgt der nächste Block. „Man lernt besser und behält mehr, wenn man sich auf ein Thema konzentriert“, sagt die Professorin Julia Rozsa und begründet so plausibel, warum dieses System pädagogische Vorteile habe.