Roxanne und Topas begeistern die Leser im Rahmen der Reihe „StZ im Gespräch in Esslingen“ und erklären den Unterschied zwischen Zauberer und Zahnarzt.

Esslingen - Was ist Zauberei? Topas und Roxanne haben am Donnerstag in de Esslinger Redaktion der StZ keine Jungfrauen zersägt, sie haben keine Elefanten erscheinen und wieder verschwinden lassen und auch das Mobiliar ist nicht wie von Geisterhand bewegt durch die Räume in der Inneren Brücke geschwebt. Und doch haben die beiden ihr Publikum in vergnüglichen zwei Stunden mit spielerischer Leichtigkeit um den Finger gewickelt: Das ist Zauberei!

 

Irgendwann an diesem Abend wird Topas einen Spruch zitieren, der seine Welt auf den Punkt bringt. „Ein Magier ist ein Schauspieler, der die Rolle des Zauberers spielt.“ Klingt gut, ist aber wenig hilfreich, wenn es darum geht, diesen Mann zu fassen. Ist er Magier? Ist er Schauspieler? Ist er Zauberer? Roxanne, die Ehefrau und Kollegin, ist da auch keine Hilfe. Über was sie denn noch staunen könne, fragt der StZ-Redaktionsleiter Kai Holoch als Moderator des Abends. „Über meinen Mann, jeden Tag“, sagt sie spontan. Klarer Fall – die bezaubernde Frau ist verzaubert.

Zauberkästen statt Briefmarkensammlung

Es sind ganz schön viele Tage des Staunens zusammengekommen. Denn kennen gelernt haben sich Roxanne und Topas, mit bürgerlichen Namen Petra und Thomas Fröschle, schon in der Schule. „Während andere gemeinsam Briefmarkensammlungen angeschaut haben, haben wir uns gegenseitig mit unseren Zauberkästen beschäftigt“, sagt Topas – und schmunzelt dabei.

Er selbst, wie hätte es anders ein können, ist durch eine Täuschung zur Zauberei gekommen. Das legendäre Kartenspiel des Schauspielers Terence Hill in der Westernkomödie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ habe ihn so begeistert, dass er das auch lernen wollte, sagt Topas. Erst später habe er erfahren, dass die flinken Hände dem Kartentrick-Profi und späteren Zaubererkollegen Tony Binarelli gehört haben und die Filmsequenz mit den der Schwerkraft trotzenden Pokerkarten einfach rückwärts eingespielt worden war.

Ein paar Umwege – sie hat das Lehramtsstudium abgeschlossen, er das Germanistikstudium geschmissen – haben die beiden noch eingeschlagen, bis sie schlussendlich im Olymp der Zauberei angelangt sind. Mit Auftritten in aller Welt festigen seither den Ruf, zu den Besten ihres Faches zu gehören.

Wann ist Täuschung hilfreich?

Die Holoch-Frage, ob es nicht desillusionierend sei, Illusionist zu sein, führt weg von der Zauberei, hinein ins wahre Leben. Aber was ist eigentlich noch wahr im wahren Leben? Wo werde ich absichtlich getäuscht von Leuten, die keine Zauberer sind? „Ein Push-Up-BH ist auch eine Täuschung“, sagt Topas, wenn auch eine schöne. Wo täusche ich mich selbst? Wo mache ich mir Illusionen? Wo ist Täuschung gar hilfreich? Im Glauben oder bei Globuli? Nur ein paar Gedankengänge angerissen, und schon sind aus einem kleinen Fragezeichen fünf oder mehr große geworden. Zauberei? Vielleicht. Allen Fragezeichen zum Trotz bleibt den Zuhörern eine Gewissheit: Da stehen zwei auf der Bühne, die sich über ihren Zylinderrand hinaus Gedanken über das Leben und die Gesellschaft machen.

Ach ja, richtig, zaubern müssen die beiden auch noch. Topas ziert sich. „Das passiert nur Zauberern. Kein Mensch bittet auf einer Pary einen Zahnarzt, doch mal eine Wurzelbehandlung zu machen“, sagt er. Aber ein paar kleine Kartentricks gingen ja immer. Dabei zeigt Topas, dass er auch das Talent zum Comedian hat. Eine Leserin hilft ihm. „König“, sagt sie, als sie eine beliebige Spielkarte nennen soll. Welcher König? „König Wilhelm“ wirft ein Spaßvogel ein. Nein, rot soll er sein. Da gibt es zwei. „Kreuz.“ Kreuz!? Einen roten Kreuz-König hat selbst der beste Zauberer nicht im Ärmel. Topas bekniet die Dame, kniet vor ihr.

Roxanne und Topas stehen für grenzenlose Zauberei

Mit Hilfe des Publikums einigt man sich auf den Herz König. Der liegt schließlich, oh Wunder, unter der Serviette verborgen auf dem Tisch vor der Dame. Eine zweite Spielkarte, auch vom Publikum bestimmt, zaubert Topas aus der Anzugjacke, die ihm Roxanne reicht.

Roxanne und Topas stehen für grenzenlose Zauberei. Oder doch nicht? Eine Frage aus dem Publikum holt das Paar wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Wenn es darum geht, den fünf Jahre alten Sohn ins Bett zu bringen, versagt alle Zauberkunst. „Da hilft nur Liebe und Konsequenz“, sagt Roxanne und schlägt, diesmal unbeabsichtigt, wieder den Bogen zur Bühne. Ohne Liebe zur Zauberei und ohne konsequente Hingabe wäre ein Karriereweg, der von Kemnat, Ostfildern, aus direkt nach Las Vegas, Nevada, geführt hat, nicht möglich gewesen.