Anfangs hat Lukas Heller Fotografieren einfach nur gehasst. Doch als ihn dann mal die Lust am Bilderschießen gepackt hatte, wurde der 23-jährige Stuttgarter sogar kreativer als die Polizei erlaubt. Diese Woche übernimmt er den StZ-Instagram-Kanal.

Stuttgart - Plötzlich wird die Straße gesperrt, Feuerwehr-, Polizei- und Krankenwagen rücken an und eine riesige Menschenmenge blickt gespannt hinauf: Dort – hoch oben auf dem Dach eines Wolkenkratzers – steht Lukas Heller und weiß nicht, wie ihm geschieht. Eigentlich will der 23-Jährige nur ein paar Fotos von der berühmtesten Kreuzung der Welt schießen, der Shibuya-Kreuzung in Tokio. Doch das ist kreativer als die Polizei erlaubt. In Japan ist das sogenannte „Rooftopping“ strengstens verboten, was der Stuttgarter allerdings nicht weiß. „Wo sind die Waffen? Wo sind die Waffen?“, brüllen die auf’s Dach stürmenden Polizisten. Lukas Heller kommt für 13 Tage ins Gefängnis.

 

„Die haben mich behandelt wie einen Schwerverbrecher“, erzählt der bei einer Textilfirma arbeitende Marketingfachmann heute, ohne aber mit der Geschichte zu prahlen. „Ich bin ja einfach nur mit dem Aufzug nach oben gefahren.“ – seine einzige Waffe dabei: seine Kamera. Die hat dem Hobby-Fotografen aber nicht nur zwei Wochen Gefängnis eingebracht, sondern auch spannende Druckaufträge. Über die Bilder auf seinem Instagram-Account ist etwa eine Modemarke auf ihn aufmerksam geworden, für die er Schuhe fotografieren durfte.

„Ich mag das Natürliche, nicht das Gestellte“

Dass es überhaupt mal so weit kommen würde, hätte sich der gebürtige Vaihinger vor zwei Jahren nicht träumen lassen. Als er in seinem Studiengang Graphik- und Kommunikationsdesign für zwei Semester einen Fotokurs belegen muss, ist ihm das Bilderknipsen noch völlig fremd: „Ich habe es so gehasst“, gesteht Lukas Heller. „Es lief alles so strikt nach Plan, mit Belichtung und allem: Da konnte ich meine Kreativität überhaupt nicht ausleben.“ Erst als er sieht, wie ein Kumpel mit der Kamera die Umwelt entdeckt, packt Lukas Heller die Lust: „Einfach nur rausgehen und was Cooles fotografieren, ist ein ganz anderes Feeling: Ich mag das Natürliche, nicht das Gestellte.“ Seine Schwerpunkte dabei: „Urban, Natur, viel von Dächern.“

Und weil er in Stuttgart inzwischen alles an Motiven abgeklappert hat, wie er sagt, zieht ihn die Fotografie sogar immer mehr hinaus in die große weite Welt. Im Juni ist etwa eine Rundreise in den USA geplant. Auch nach Tokio will Lukas Heller nochmal. Eins ist dem leidenschaftlichen Barkeeper im Stuttgarter „Waranga“ aber wichtig: „Auf Dauer will ich hier nicht weg. Ich bin 120-prozentiger Stuttgarter.“

Welchen Blick er auf seine Heimatstadt hat, will Lukas Heller diese Woche auf dem StZ-Instagram-Account dokumentieren. Eins ist dabei jetzt schon sicher: Es geht wieder auf’s Dach.

Der Instagram-Kanal der StZ wird jede Woche von einem anderen Nutzer bespielt

Der Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung wird jede Woche von einem anderen Nutzer gekapert. Der rote Faden dabei: der Bezug zu Stuttgart und der Region in den Bildern. Bei der Bildsprache gibt es dagegen keine Vorgaben. Die StZ will mit der wöchentlichen Kanalübernahme zeigen, wie abwechslungsreich die Foto-Plattform Instagram auch und gerade in Stuttgart ist.

Du würdest auch gerne mal unseren Kanal kapern, weil du den größten Katzen-Fotos-Account der Stadt betreibst? Keiner schießt schönere Selfies im Sonnenuntergang am Hans-im-Glück-Brunnen? Du hast dich auf zeitgenössische Schwarz-Weiß-Fotografie in der Zahnradbahn spezialisiert? Dann schicke uns deine Bewerbung per Mail an instagram@stuttgarter-zeitung.de.