Kein Fernsehturm und keine Stadtbibliothek: Falk Hettwers Instagram-Kanalübernahme liefert den StZ-Usern in dieser Woche einige ungewöhnliche Perspektiven von Stuttgart. Der 19-Jährige ist Urban Explorer. Er wagt sich an Orte, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Falk Hettwer geht gerne in die Tiefe, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Der 19-jährige Stuttgarter ist Urban Explorer. Für seine Fotos erforscht er am liebsten den Stuttgarter Untergrund. „Das Erkunden und Fotografieren verborgener Orte ist das, was „Urban Exploration“ ausmacht. Es geht uns darum, die Schönheit und die Einzigartigkeit dieser Orte mit Gleichgesinnten zu teilen. Stuttgart besteht nicht nur aus Schlossplatz, Königsbaupassagen und Stadtbibliothek, sondern auch aus unbekannten Orten“, erklärt Hettwer seine Mission.

 

Diesen ungewöhnlichen Blick auf die verborgenen Orte Stuttgarts teilt der Konstrukteur mit seinen Abonnenten auf Instagram – und in dieser Woche auch mit den Usern der Stuttgarter Zeitung. Von heute an wird Hettwer den Instagram-Kanal der StZ für sieben Tage kapern.

Fasziniert von der Stille, die unter der Erdoberfläche herrscht

Falk Hettwer fotografiert seit seiner Kindheit. Seit vier Jahren betreibt er seine Leidenschaft auf professioneller Ebene. Was hat ihn fotografisch in den Untergrund getrieben? „Mich faszinieren die Stille und die Einsamkeit, die sich unterhalb der Erdoberfläche befinden. Personen, die sich nicht mit diesem Schwerpunkt beschäftigen, denken: Tunnel ist gleich Tunnel. Wenn man sich mein Instagram-Profil aber genauer anschaut, bemerkt der ein oder andere vielleicht, dass Tunnel eben nicht gleich Tunnel ist“, sagt Hettwer. „Besonders sich im Bau befindliche Tunnel haben es mir angetan. Ich will mit meinen Fotos zeigen, dass sich unterhalb Stuttgarts eine Welt verbirgt, von der nur die Wenigsten etwas mitbekommen.“

Instagram ist für Hettwers Leidenschaft die ideale Plattform. „Der Austausch mit Gleichgesinnten ist super, mit Nutzern, die den selben Fotografie-Schwerpunkt haben wie ich“, so Hettwer. Im Sommer wird er die Foto-Plattform als etwas andere Form der touristischen Erkundung in Wien und Paris nutzen, wenn er sich dort mit Instagrammern für eine Stadterkundung der anderen Art trifft. „Wenn man mit den Locals unterwegs ist, kommt man auch an Orte, die man alleine vielleicht nicht gefunden hätte.“

Hettwer ist von der Vielfalt von Instagram begeistert

Zwei weitere Aspekte lobt Hettwer außerdem an Instagram: „Mich freut es immer wieder, dass man über das Netzwerk neue Freundschaften schließen kann. Man kennt zwar den Instagram-Feed der Person, aber nicht, wer sich eigentlich hinter dem Account befindet. Wenn man sich dann aber mal im „realen“ Leben trifft, ist das immer wieder eine tolle Sache.“

Außerdem ist Hettwer, der in Indonesien geboren wurde und in der Nähe von Hannover aufgewachsen ist, von der Vielfalt des sozialen Netzwerkes begeistert. „Jeder kann selbst entscheiden, ob er lieber eine Fotografen-Community aufbaut, ob er eher der Foodblogger ist oder ob er einfach nur Selfies mit seinen Freunden teilt.“

„Urbexer“ distanzieren sich von Sachbeschädigungen jeglicher Art

Ein Punkt stört Hettwer an Instagram aber besonders: „Die Personen, die meinen, sie müssten unsere entdecken Spots mit „Graffiti“ beschmieren. Die sind sich der Gefahren, die teilweise vorhanden sind, überhaupt nicht bewusst. Das sind keine Fotografen, in meinen Augen sind das nicht einmal Urban Explorer. Wir Urbexer distanzieren uns grundsätzlich von Sachbeschädigungen jeglicher Art.“

Hettwer fotografiert übrigens größtenteils nachts. „Ich liebe einfach die Atmosphäre, die Stille, die Dunkelheit. Und wenn ich mal alleine unterwegs bin, was eher selten der Fall ist, höre ich nebenbei Lofi-Hip-Hop. Eine Musikrichtung, die sich absolut für einsame Streifzüge durch die nächtliche Großstadt eignet.“

Tags Bauzeichner, nachts Fotograf

Zum Ausgleich für sein Hobby voller Abenteuer geht Falk Hettwer einem sehr bodenständigen Beruf nach, könnte man etwas überspitzt formulieren. „Seit Anfang Juni habe ich meine Ausbildung zum Bauzeichner in der Fachrichtung Ingenieurbau in einem anerkannten Stuttgarter Ingenieurbüro abgeschlossen. Nun bin ich dort als Konstrukteur tätig.“

Wenn Hettwer, der seit 2009 in Stuttgart lebt, nicht gerade fotografiert, steigt er am Wochenende aufs Fahrrad und erkundet die Gegend in und um Stuttgart, „immer auf der Suche nach potenziellen Foto-Spots. Oder ich bearbeite meine Fotos, falls das Wetter mal nicht so gut sein sollte.“

Jede Woche übernimmt ein anderer Nutzer der Stuttgarter Zeitung

Der Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung wird jede Woche von einem anderen Nutzer gekapert. Der rote Faden dabei: der Bezug zu Stuttgart und der Region in den Bildern. Bei der Bildsprache gibt es dagegen keine Vorgaben. Die StZ will mit der wöchentlichen Kanalübernahme zeigen, wie abwechslungsreich die Foto-Plattform Instagram auch und gerade in Stuttgart ist.

Du würdest auch gerne mal unseren Kanal kapern, weil du den größten Katzen-Fotos-Account der Stadt betreibst? Keiner schießt schönere Selfies im Sonnenuntergang am Hans-im-Glück-Brunnen? Du hast dich auf zeitgenössische Schwarz-Weiß-Fotografie in der Zahnradbahn spezialisiert? Dann schicke uns deine Bewerbung per Mail an instagram@stuttgarter-zeitung.de.