Klare Kante oder ausgewogene Informationen? Der StZ-Leserbeirat hat ziemlich lebhaft darüber diskutiert, wie die optimale Landtagsberichterstattung aussieht.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Stuttgart - Eine einzige Prognose wagt Thomas Breining zum Ausgang der Landtagswahl im März: „Jörg Schönenborn wird sein Fernsehwahlstudio am 13. März in Baden-Württemberg aufbauen“, sagt der Ressortchef Landespolitik der Stuttgarter Zeitung beim dritten Treffen des Leserbeirats am Dienstagabend im Pressehaus. Mit anderen Worten: in Baden-Württemberg wird es an diesem Wahltag enger zugehen als bei den beiden anderen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.

 

Wer dann zwischen Main und Bodensee regiert, ist nach Breinings Einschätzung offen. Nach fast 60 Jahren mit der CDU an der Macht ist im Land eben nichts mehr so klar, wie es einmal war. Der Leserbeirat Andreas Bauer trifft den Kern: „Ich bin ein liberaler Grüner mit schwarzem Herzen.“ Und Erwin Weiblen grübelt: „Ich fände es gut, wenn der Bildungsminister auch nach der Wahl Andreas Stoch hieße. Ich habe nur keine Ahnung, was ich ankreuzen muss, damit das klappt.“

„Abrechnungen“ sind spannend – wer hat was versprochen?

Wie gelingt der Spagat zwischen einer zunehmenden Vielfalt in der politischen Landschaft und dem Versuch, die Meinungsbildung zu fördern? Die acht Männer und vier Frauen des Leserbeirats haben die Möglichkeit zum Austausch sehr lebhaft genutzt, haben Kritik geäußert, Fragen gestellt und Wünsche formuliert. Und sie wissen ziemlich genau, was sie bis zum 13. März über den Landtagswahlkampf in Ihrer Stuttgarter Zeitung lesen wollen.

Andreas Bauers Vier-Punkte-Wunschliste sieht so aus: „Aus der Perspektive eines Schnelllesers finde ich Synopsen super.“ Das sind vergleichende Übersichten und Gegenüberstellungen zu denselben Themen. „Jahresrechnungen mag ich auch – wer hat was versprochen und gebrochen.“ Auf der Wunschliste stehen noch „Erklärstücke nach Art der Kindernachrichten, die wirklich jeder versteht“ und „durchaus längere Personenfeatures“.

Ähnlich formulieren Cornelia Foerster und Andrea Asche ihre Vorlieben: Beide wollen erfahren, „wer dahinter steckt“. Das darf auch eine „Geschichte sein, die Platz braucht“, meint Cornelia Foerster. Und für Andrea Asche geht es klar um die Köpfe: „Habe ich ein Gesicht mit Geschichte, dann kann ich mir merken, wofür jemand steht.“ Matthias Jaschob ergänzt: „Fragt bitte auch die Basis, nicht nur die Spitze.“

Eine Umfrage unter 19 und mehr Parteien?

Alle Leserbeiräte finden die Umfragen spannend, die die Stuttgarter Zeitung gemeinsam mit dem SWR in Auftrag gibt. Die nächste steht zwölf Wochen vor der Landtagswahl an. „Mich interessiert, wo stehen die anderen Wähler, wie entwickeln sich die Verhältnisse. Mir gibt das Orientierung“, sagt der 20-jährige Student Lukas Robert. Synopsen findet er prima – „das kann ich weglegen und kurz vor der Wahl wieder lesen“.

Der Beirat Hans-Michael Obst möchte gerne, dass solche Zusammenfassungen von allen zu Wahl antretenden Gruppierungen abgefragt werden – das waren zum Beispiel im Jahr 2011 insgesamt 19 Parteien und sechs Einzelbewerber. Der StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs sagte, die Zeitung müsse dabei die richtige Gewichtung finden: „Unser Job ist es, Informationen bereitzustellen, aber eben auch nach Relevanz auszuwählen und einzuordnen.“

Dennoch bedeutet für die Leserbeiräte die redaktionelle Vorauswahl von Nachrichten nicht, dass sie in ihrer Zeitung zu wenig Vielfalt finden – für den Chef vom Dienst, Matthias Schmidt, eine wichtige Frage. Auf seinem Schreibtisch landen die Leserbriefe, er liest Kritik also sehr unmittelbar. „Ich nehme nicht wahr, dass die Stuttgarter Zeitung besonders einseitig wäre“, meint Andreas Engelke dazu. „Je vielfältiger ich denke, desto vielfältiger empfinde ich auch, was ich lese“, attestiert Doris Helzle ihrer Zeitung den Willen, auch konträre Meinungen zu veröffentlichen. „Selbst, wenn ich diese mal blöd finde.“