Die Schuldenkrise hat die meisten Unternehmen in Banden-Württemberg auch 2011 nicht von ihrem Wachstumskurs abgebracht. Autobauer und Zulieferer konnten zulegen, dagegen verzeichnete Schlecker die meisten Einbußen.

Stuttgart - Die Eurokrise hinterlässt in der deutschen Wirtschaft derzeit immer tiefere Spuren. Die Konjunktur trübt sich ein, die Prognosen für 2013 sind ernüchternd und auf einmal ist auch das Thema Kurzarbeit – siehe Boschwieder aktuell. 2011 stand hingegen für die meisten Betriebe im Land trotz Schuldenkrise noch unter einem guten Stern. In Baden-Württemberg fiel das Wachstum mit 4,3 Prozent im Vergleich zum Bund (3,0 Prozent) besonders deutlich aus.

 

Dies schlägt sich auch entsprechend in der aktuellen Rangliste der Stuttgarter Zeitung mit den 50 größten Unternehmen des Landes nieder. Zwar fielen die Zuwächse im Schnitt nicht ganz so stark aus wie noch im Jahr 2010. Dies war damals allerdings auch dem statistischen Basiseffekt geschuldet: die extrem niedrigen Werte aus dem Krisenjahr 2009 führten zu entsprechend hohen Zuwächsen, als es wirtschaftlich wieder bergauf ging. Dennoch konnten auch 2011 fast alle Betriebe bei den Erlösen deutlich zulegen, viele sogar im zweistelligen Prozentbereich.

Ein Unternehmen fällt innerhalb der zahlreichen Erfolgsbilanzen allerdings aus der Reihe: Schlecker. Die inzwischen insolvente und zerschlagene Drogeriekette hatte im vergangenen Jahr ein hartes – letztlich erfolgloses – Sparprogramm fahren und Hunderte von Filialen schließen müssen. Dies wirkte sich entsprechend auf die Umsätze aus, die im Vergleich zum Vorjahr geschätzt um rund 20 Prozent zurückgingen. Der Niedergang von Schlecker führte dazu, dass die Kette erstmals seit Jahrzehnten die Branchenführerschaft an DM aus Karlsruhe abgeben musste. Dort konnte man den Umsatz im vergangenen Jahr wiederum um knapp zehn Prozent steigern. Ähnlich stark zugelegt haben auch die Müller-Drogeriemärkte aus Ulm.

Wie erwartet: Daimler und Porsche sind vorne mit dabei

Die Spitze des StZ-Rankings hatte traditionell auch im Jahr 2011 der Daimler-Konzern inne. Erstmals in seiner Unternehmensgeschichte hat der Stuttgarter Autobauer seinen Umsatz auf mehr als 100 Milliarden Euro steigern können. Auch Porsche machte im vergangenen Jahr glänzende Geschäfte und meldete Rekordzahlen bei Erlösen und Ertrag. Dabei ist zu beachten, dass sich diese Zahlen nicht auf die Porsche Holding beziehen, sondern auf den Autohersteller Porsche AG. Die guten Ergebnisse der Autobauer haben sich auch positiv auf die Zulieferer ausgewirkt. Ob Bosch, Mahle, Getrag, ZF, Eberspächer oder Mann + Hummel – so gut wie alle in der aktuellen StZ-Rangliste vertretenen Autozulieferer konnten im vergangenen Jahr ihre Umsätze im zweistelligen Prozentbereich steigern.

Aus dem Softwarebereich hat es wie in den Vorjahren die Walldorfer SAP unter die Top Ten der größten Unternehmen in Baden-Württemberg geschafft. Der Konzern ist vom 100-Milliarden-Euro-Umsatzziel, das der Co-Vorstandschef Bill McDermott in 20 Jahren gerne erreichen würde, zwar noch weit entfernt, aber mit einer Erlössteigerung von mehr als 14 Prozent ist die SAP zumindest auf einem guten Weg.

Ein etwas durchwachseneres Bild zeigt sich bei den Beschäftigtenzahlen. Ein Großteil der Unternehmen hat 2011 die Belegschaft im Vergleich zum Vorjahr aufgestockt oder zumindest gehalten. Wo Arbeitsplätze abgebaut wurden, gibt es dafür unterschiedliche Gründe: Heidelberger Druck etwa reduziert wegen weltweiter Überkapazitäten seit Jahren Personalkosten, IBM Deutschland leidet unter den Sparvorgaben des US-Mutterkonzerns, und der Autozulieferer Getrag aus Untergruppenbach ist im Sommer 2011 aus dem Achsengeschäft mit 1330 Mitarbeitern ausgestiegen. Den stärksten Einschnitt bei der Beschäftigung verbuchte mit geschätzten 25 Prozent erwartungsgemäß Schlecker. Dies ist zweifellos der traurigste Spitzenwert des vergangenen Jahres.