Die Landesministerin für Integration, Bilkay Öney, spricht über die Rolle von Religion in ihrem Leben, stellt die zögerliche Haltung der Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Frage – und verrät, dass sie als Kind in VfB-Bettwäsche geschlafen hat.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Bilkay Öney weiß ganz genau, was sie will. Bei der Frage nach dem Ort, an dem das Sommerinterview mit der Stuttgarter Zeitung stattfinden soll, legt sich die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg sofort fest: Die SPD-Politikerin will im Haus der Katholischen Kirche an der Königstraße über Flüchtlingspolitik reden. Den kleinen StZ-Integrationstest löst sie dabei ganz lässig und entspannt.

 
Frau Öney, vor Beginn dieses Interviews haben Sie in der Domkirche eine Kerze angezündet. Wofür?
Für meinen inneren Seelenfrieden.
Wie oft mussten Sie denn in den vergangenen Wochen eine Kerze anzünden, um Ihren Seelenfrieden zu bewahren?
Ich habe leider nicht so häufig die Gelegenheit gehabt, eine Kerze anzuzünden. Wenn ich aber Zeit und Muße habe und an einer Kirche vorbeikomme, mache ich das. Das ist ein spirituelles Element, eine alte Gewohnheit.
Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth
Diese Gewohnheit geht dann einher mit einem Kaffee im Haus der Katholischen Kirche, das sich neben der Domkirche befindet?
Ja, meistens schon, weil der Kaffee hier sehr gut schmeckt. Ich finde das Ambiente sehr gut, es sind freundliche Menschen da, es herrscht eine ruhige Atmosphäre inmitten der Innenstadt, in der ansonsten der Trubel regiert. Das ist eine Insel der Ruhe.
Und wie häufig konnten Sie sich in den vergangenen Wochen den Luxus eines Besuches auf der Insel der Ruhe leisten?
In letzter Zeit bin ich nicht mehr dazu gekommen. Sie müssen bedenken, dass mein Flüchtlingsreferat kleiner ist als die Pressestelle von manch anderem Ministerium.
Da helfen wohl nur noch Stoßgebete. Welche Rolle spielt Religion in Ihrem Alltag?
Ich bin in einem sehr areligiösen Haus aufgewachsen. Meine Eltern hatten mit Religion nichts am Hut, sie waren sogar sehr religionsablehnend. Ich selbst glaube an den lieben Gott und glaube, dass es einen Gott gibt, der uns daran misst, wie wir miteinander umgehen.
Und das völlig unabhängig von der Religionszugehörigkeit?
Ja. Meine Maßstäbe gelten für alle gleich. Ich beurteile die Menschen nur nach ihrem Verhalten und ihrem Charakter.

Zweimal wird das Interview mit der Stuttgarter Zeitung unterbrochen. Einmal wird Bilkay Öney von einem Fan angesprochen. Ob sie denn trotz der Herausforderungen der Flüchtlingsfrage oft Zeit finde, bei einem Kaffee im Haus der Katholischen Kirche zu reflektieren? Öney antwortet charmant und geduldig. Später huscht Rüdiger Soldt, Korrespondent der FAZ, am Tisch vorbei. Öney nutzt die Gelegenheit, Soldt mit Nachdruck ein Doppel-Interview mit ihr und Finanzminister Nils Schmid ans Herz zu legen.