Exklusiv Die meisten Versorger haben ihre neuen Tarife veröffentlicht – eine gute Gelegenheit für die Verbraucher, den eigenen Tarif zu überprüfen. Vor allem Haushalte, die noch die teure Grundversorgung nutzen, können ihre Kosten deutlich senken.

Stuttgart - Es ist schon zum Ritual geworden: Alljährlich im Herbst verkünden die Übertragungsnetzbetreiber nach langer Klausur die mit Spannung erwartete Erhöhung der Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage), und wenige Tage später flattern den ersten Stromkunden Preiserhöhungen ins Haus. Dieses Jahr haben einige Versorger darauf verzichtet – weil die niedrigen Börsenstrompreise die höheren Abgaben mitunter ausgleichen. Aber eben nicht alle, deshalb ist das nahende Jahresende eine gute Zeit für Privatkunden, nach Alternativanbietern Ausschau zu halten, denn jetzt hat sich das Tarifbild erst mal wieder festgerüttelt.

 

Unbedingt empfehlenswert ist ein Wechsel für einen Haushalt, der seinen Strom noch in der sogenannten Grundversorgung bezieht. Laut Bundesnetzagentur sind das nach wie vor knapp 40 Prozent der Haushalte. Diesen Tarif – bei der EnBW heißt er Komfort – muss der jeweils größte Versorger in einem Netzgebiet anbieten. Jeder, der noch nie den Tarif oder Versorger gewechselt hat, wird über die Grundversorgung abgerechnet. Das Gleiche gilt für die früheren Kunden von insolventen Versorgern wie Teldafax oder Flexstrom. Auch sie sind in die Grundversorgung zurückgefallen.

Der Vorteil dieses Tarifs besteht in seiner kurzen Kündigungsfrist. Der Nachteil aber ist, dass die Grundversorgung in aller Regel sehr teuer ist. Bei uns liegt die Differenz zur günstigsten Alternative für einen Einpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 1500 Kilowattstunden (kWh) bei gut 106 Euro. Ein Mehrpersonenhaushalt mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch kann mit einem Wechsel sogar fast 188 Euro sparen.

Eine Übersicht über günstige Stromtarife Familie für Stuttgart gibt es hier.

Eine Übersicht über günstige Stromtarife Single für Stuttgart gibt es hier.

So hoch war das Sparpotenzial schon lange nicht mehr. Das liegt daran, dass die EnBW ihre Preise im Februar 2013 (nach unserem letzten Strompreisvergleich) deutlich angehoben hat: um rund zehn Prozent. Die neuen Preise sollen „voraussichtlich bis weit ins Jahr 2014“ stabil bleiben, teilte der Karlsruher Konzern nach der Erhöhung der EEG-Umlage im Oktober mit.

In unserer letzten Übersicht im Dezember 2012 rangierten noch die EnBW-Tochter Yello (Single-Verbrauch) und die EnBW selbst mit ihrem Online-Tarif (Familie) auf den ersten Plätzen. Der EnBW-Online-Tarif ist nun 80 Euro (Single) beziehungsweise mehr als 100 Euro (Familie) teurer als der jeweils aktuell Erstplatzierte. Yello bietet nach eigenen Angaben keinen einheitlichen Tarif mehr für Stuttgart an und entspricht damit nicht mehr den Kriterien unserer Umfrage. Eine Probeberechnung auf der Yello-Homepage für Möhringen ergab jedoch ebenfalls deutlich höhere Preise als die jeweils Erstplatzierten.

Wichtig: ein postleitzahlen genauer Vergleich

Wer wechseln will und nicht in Stuttgart wohnt (unsere Übersicht gilt nur für die Landeshauptstadt), sollte sich für seine Postleitzahl einen Tarifüberblick verschaffen. Das geht am einfachsten über das Internet bei Vergleichsportalen wie Veri-vox, Check-24 oder Toptarif. Der Bund der Energieverbraucher empfiehlt zudem Hauspilot.de. Alle diese Portale leben von Provisionen der Stromanbieter. Hauspilot weist diese immerhin aus und vermittelt auch Versorger, die keine oder nur eine geringe Provision bezahlen. Bei den anderen Portalen aber fallen Unternehmen, die für eine Listung kein Geld ausgeben wollen, in der Regel unter den Tisch. Das gilt etwa für die von der Stiftung Warentest ausdrücklich empfohlenen Stadtwerke Flensburg, die in unserer Übersicht auf dem dritten beziehungsweise elften Platz gelandet sind.

Hinzu kommt, dass die großen Portale auch Anbieter mit einem zweifelhaften Ruf aufführen. Wir haben Anbieter wie Almado oder Extra Energie, die mit hohen Boni locken, deren Erfüllung sie aber offenbar mit allen Mitteln zu vermeiden suchen, deshalb erst gar nicht befragt. Bei Stromio, die bei uns in der 4000-Kilowatt-Tabelle den ersten Platz belegen, gibt es keinen Wechselbonus. Es findet sich im Internet aber die Kritik, dass Stromio mitunter einen zu hohen Verbrauch unterstellt und entsprechend zu hohe Abschläge kassiert. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Kundenstimmen, die die Portale vielfach unter „Erfahrungen“ auflisten, zu lesen und im Zweifel so Ärger zu vermeiden.

Preisgarantien sind mit Vorsicht zu genießen

Auf Preisgarantien darf man übrigens nur bedingt vertrauen: Sie gelten in der Regel nur noch eingeschränkt, also auf den Strompreisanteil und damit für nur 30 Prozent des Endpreises. Umlagen- oder Steuererhöhungen sind ausgenommen und führen laut den AGB mancher Versorger noch nicht einmal zu einem Sonderkündigungsrecht. Garantien auf den Gesamtpreis lassen sich die Versorger oft teuer bezahlen: So hat uns beispielsweise der Versorger Erdgas Schwaben mitgeteilt, dass sich rund 40 Prozent seiner Neukunden für einen Tarif entschieden, der einen Festpreis bis Ende 2015 garantiert – und heute schon teurer ist als die Grundversorgung der EnBW.