Der Umfrage von Infratest Dimap zufolge erhielte Grün-Rot derzeit keine Mehrheit im Landtag. Allerdings läge die FDP bei nur vier Prozent und wäre nicht mehr im Parlament, die CDU müsste sich also einen anderen Koalitionspartner suchen. Die Frage wäre: welchen?

Stuttgart - Man hat es geahnt, jetzt sieht man es auch an den Zahlen: Es wird spannend mit Blick auf die Landtagswahl 2016. Wäre am Sonntag schon der nächste Urnengang, würde es zu einem Regierungswechsel kommen. Die Frage wäre aber: zu welchem?

 

Die Umfrage zur Halbzeit der Legislatur fördert zu Tage, dass derzeit Grüne und Sozialdemokraten keine Mehrheit mehr bekämen. Mit 22 Prozent der Grünen und 19 Prozent der SPD wäre die Koalition schwächer als es die CDU mit 43 Prozent alleine ist. Aber die Union hätte auch auf Landesebene ihren langjährigen Partner verloren. Mit vier Prozent wäre die FDP nicht mehr im Parlament. Dafür hätte man es im Landtag künftig mit der AfD zu tun. Der neue Partner der CDU?

Schaut man sich die Motive der Befragten genauer an, spricht dafür wenig, denn das Wahlvolk ist mit der grün-roten Landesregierung eigentlich im Reinen. 59 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Das sind zwar drei Punkte weniger als bei der letzten Umfrage im Mai, es ist aber nach wie vor eine klare Mehrheit. Nach einem Jahr an der Regierung hatten fast zwei Drittel der Befragten nichts an Grün-Rot auszusetzen, ein Spitzenwert, den Schwarz-Gelb vor der Landtagswahl 2001 erreicht hatte.

Bei der AfD sammelt sich Protestpotenzial

Selbst 53 Prozent der Befragten, die sich als CDU-Wähler geoutet haben, sind mit der andersfarbigen Landesregierung einverstanden. Bei den SPD-Sympathisanten sind es 69 Prozent. Die Grünen-Anhänger sind zu 83 Prozent mit der Landesregierung d’accord. Sie erleben ihren Favoriten im Land ja zum ersten Mal in Regierungsverantwortung und veranschlagen diese Gestaltungschancen offenbar hoch.

Nur die Anhänger der AfD sind mehrheitlich im Zwist mit der Landesregierung, und das deutlich. Nur 18 Prozent von ihnen finden Grün-Rot in Ordnung, 82 Prozent wenden sich entsetzt ab. Sie sind auch die Einzigen, die mit 55 Prozent mehrheitlich den Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) ablehnen, seinen Stellvertreter Nils Schmid (SPD) mit 73 Prozent sowieso. Es sieht also danach aus, als sammle sich Protestpotenzial akut bei der AfD. Das könnte der FDP zu denken geben, die sich im Landtag als Frontalopposition positioniert hat. Dass sie nun mit vier Prozent abgespeist wurde, spricht gegen den Erfolg dieser Strategie.

Eine Frage des Alters

Was könnten Parteistrategen sonst aus den Umfragewerten herauslesen? Geben die Frauen den Ausschlag? Nein, das tun sie nicht. Die 43 Prozent der CDU stammen gleichmäßig von beiden Geschlechtern. Die SPD ist bei den Männern etwas beliebter, die Grünen sind es im gleichen Maße bei den Frauen. Diese halten eher zur FPD als Männer. Die AfD ist dagegen eher maskulin. Doch bewegen sich die Werte bei diesen Parteien im einstelligen Bereich, sind also mit mehr Vorsicht zu betrachten.

Schon eher ein Faktor ist das Bildungsniveau. 45 Prozent der Hauptschulabsolventen würden CDU wählen, 46 Prozent der Realabgänger, aber nur 38 Prozent der Befragten mit Abitur. Ähnlich läuft die Kurve bei der SPD von 24 über 17 auf 18 Prozent. Deutlich anders sind die Verhältnisse bei den Grünen. Nur 15 Prozent der Hauptschulabsolventen wählen grün, immerhin schon 20 Prozent der Realschüler und 30 Prozent von denen, die eine gymnasiale Laufbahn hinter sich gebracht haben.

Junge SPD

Und dann das Alter: die CDU ist besonders stark bei den 30- bis 44-Jährigen und bei den über 60-Jährigen. Die SPD ist am stärksten bei den 18- bis 29-Jährigen, am schwächsten bei den 30- bis 44-Jährigen. Die Grünen sind die Partei der 45- bis 59-Jährigen, am schwächsten sind sie bei den 18- bis 29-Jährigen. Die AfD übrigens findet bei den 18- bis 29-Jährigen mit Abstand den meisten Anklang.

Bemerkenswert ist, dass bei der Umfrage nur 19 Prozent der Befragten keine Angaben über ihre Parteipräferenz machten, also keine haben oder sie nicht preisgeben wollten. Üblicherweise liegt dieser Wert zwischen 25 und 30 Prozent.

Weitere Analysen zur Umfrage gibt es hier.