Die Zustimmung zu Stuttgart 21 hat seit der Volksabstimmung noch etwas auf jetzt 56 Prozent zugelegt. Im OB-Wahlkampf spielt das Projekt für die meisten Wähler nicht die Hauptrolle. Nur für 32 Prozent ist die Haltung der Kandidaten dazu „ausschlaggebend“.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Der lange Zeit in der Stadt heftig geführte Streit über Stuttgart 21 hat für die meisten Bürger offenkundig seine Schärfe verloren. In der Umfrage von Stuttgarter Zeitung und SWR zur OB-Wahl haben nur 32 Prozent der Befragten erklärt, dass die Haltung der Kandidaten zu dem Milliardenprojekt für ihr Votum „ausschlaggebend“ sei. 56 Prozent der Bürger halten die Entscheidung, an der geplanten Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart festzuhalten, heute für richtig, nur 37 sehen darin einen Fehler.

 

Damit bestätigt die jüngste Umfrage die Ergebnisse des Volksentscheids vom November des vergangenen Jahres, allerdings noch klarer ausgeprägt. Bei der landesweiten Abstimmung hatten sich 52,9 Prozent der Stuttgarter für den Weiterbau des Bahnprojekts ausgesprochen, 47,1 Prozent hatten sich einen Ausstieg gewünscht.

Nur noch auf Platz vier

Aus den aktuellen Werten lässt sich auch schließen, dass der Volksentscheid die erhoffte Wirkung, den Streit über Stuttgart 21 in der Bürgerschaft etwas zu befrieden, erreicht hat. Jedenfalls rangiert das Thema Tiefbahnhof unter den Wahlthemen, die den Befragten am wichtigsten sind, mit 25 Prozent der Nennungen nur noch auf Platz vier. Nur für die Anhänger von Hannes Rockenbauch, der sich bekanntlich als Sprecher des Aktionsbündnisses gegen das Milliardenprojekt profiliert hat, ist Stuttgart 21 mit 55 Prozent der Nennungen nach wie vor das zentrale Thema. Bei denen, die Sebastian Turner wählen wollen, sind dies 33 Prozent, 26 Prozent der Anhänger von Fritz Kuhn priorisieren Stuttgart 21 als Thema Nummer eins, bei Bettina Wilhelm sind das nur 19 Prozent.

Schlüsselt man die Antworten auf die Frage, wie der Weiterbau von Stuttgart 21 nach der Volksabstimmung beurteilt wird, nach den Anhängern der Kandidaten auf, bestätigen sich die bekannten Verhältnisse. 93 Prozent derer, die Sebastian Turner wählen wollen, halten den Weiterbau für richtig, nur sechs Prozent nicht. Bei denen, die Bettina Wilhelm ihre Stimme geben werden, ist die Zustimmung mit 71 zu 23 Prozent auch eindeutig. Die Anhänger des Grünen Fritz Kuhn bedauern den Ausgang der Volksabstimmung dagegen mehrheitlich mit 57 zu 37 Prozent. Im Lager von Hannes Rockenbauch ist diese Haltung (83 zu 14 Prozent) noch ausgeprägter.

Nur noch für ein Drittel der Befragten „ausschlaggebend“

Macht man die parteipolitische Orientierung der Befragten zum Maßstab, so zeigen sich die vertrauten Trennlinien: Die Anhänger von Union (88 Prozent), SPD (67 Prozent) und FDP (70 Prozent) stimmen dem Projekt mehrheitlich zu, in den Reihen der Grünen überwiegt weiter klar die Ablehnung mit einem Verhältnis von 68 zu 25 Prozent.

Das „ausschlaggebende“, also die Wahl entscheidende Thema ist Stuttgart 21 nur noch für die Anhänger Hannes Rockenbauchs (61 Prozent). Bei den Unterstützern von Sebastian Turner, der für das Großprojekt ist, sind dies noch 46 Prozent, im Lager von Fritz Kuhn aber nur noch 29 Prozent, und von jenen, die Bettina Wilhelm als ihre Kandidatin betrachten, nennen nur 22 Prozent das Bahnprojekt als vorrangig.

Die Deutsche Bahn freut sich über das Ergebnis

Dass Stuttgart 21 bei der Umfrage noch etwas mehr Zustimmung erhalten hat als bei der Volksabstimmung, das kommt bei der Bahn gut an. „Das freut mich ungemein“, sagt der Projektsprecher Wolfgang Dietrich. Dieser Befund decke sich mit den eigenen Erkenntnissen, die man etwa aus den Anfragen an das Kommunikationsbüro oder den wachsenden Besucherzahlen der S-21-Ausstellung im Bahnhofsturm entnehmen könne. Dietrich sagt, diese Entwicklung sei auch darauf zurückzuführen, dass man die Kommunikation nach der Volksabstimmung noch verstärkt habe. Der Projektsprecher ist überzeugt, dass die Zustimmung noch wachsen werde, wenn sich deutliche Baufortschritte zeigen werden.