Der Gemeinderat Waiblingen hat dafür gestimmt, vorab eine von rund 70 Flächen aus dem Suchlauf nach potenziellem Bauland herauszunehmen. Die Stadt benötigt bis zum Jahr 2035 rund 26 Hektar.

Waiblingen - Das Grundstück 41 ist definitiv aus dem Rennen: Mit nur einer Stimme Mehrheit hat der Waiblinger Gemeinderat am Donnerstagabend den Antrag der FDP-Fraktion befürwortet, ein rund 1600 Quadratmeter großes Grundstück im Wohngebiet Galgenberg II aus dem Suchlauf nach potenziellem städtischem Bauland zu nehmen. Die knapp 200 Bürger, die an der Sitzung teilnahmen, spendeten Applaus. Viele von ihnen hatten zuvor in der Bürgerfragestunde eine Bebauung dieser und anderer Flächen heftig kritisiert und dafür unter anderem Aspekte des Naturschutzes ins Feld geführt.

 

Ali-Fraktion führt ökologische Gründe an

Ausschließlich ökologische Gründe waren es, welche die Fraktion Alternative Liste (Ali) dazu bewogen hatten, ebenfalls einen Antrag zu stellen. Dieser forderte, gleich mehrere Flächen am Galgenberg zu streichen, außerdem ein Areal am Hausweinberg in der Ortschaft Beinstein. „Wir tragen den Suchlauf mit – abgesehen von jenen ökologisch sehr wertvollen Flächen, für die wir seit 25 Jahren kämpfen“, sagte der Fraktionsvorsitzende Alfonso Fazio.

Die CDU-Fraktion hatte in ihrem Antrag argumentiert, die recht kleine Fläche 41 solle deshalb ausscheiden, weil die Stadt mit dem Verkauf dieses wertvollen Baulands einen überdurchschnittlichen Erlös erzielen und diesen in sozialen Wohnungsbau investieren könne. Ihr Antrag fand wie jener der Ali-Fraktion keine Mehrheit.

Mindestens 26 Hektar Bauland braucht es nach den Einschätzungen der Verwaltung, damit die Stadt Waiblingen ihren für das Jahr 2035 prognostizierten 57 500 Einwohnern ausreichend Wohnraum bieten kann. Schon jetzt herrscht Wohnungsnot, weshalb sich die Verwaltung dazu entschlossen hatte, eine Art Inventur zu machen und dabei sämtliche städtischen Grundstücke daraufhin zu überprüfen, ob sie für eine Bebauung in Frage kommen.

Warnung vor frühzeitigen Streichungen

„Wir dürfen keine Ecke der Stadt von vorne herein ausschließen“, ist der Standpunkt des SPD-Fraktionsvorsitzenden Roland Wied. Er kündigte deshalb gleich zu Beginn an, seine Fraktion werde alle Anträge ablehnen, die darauf abzielten, Flächen vorab aus dem Suchlauf zu nehmen. An die Bürgerschaft appellierte Wied, „sich bei der Wortwahl nicht dem Verdacht der Hetze und Stimmungsmache auszusetzen“ und bei der Diskussion „die Emotionen herauszunehmen“. Auch Wilfried Jasper von den Demokratischen Freien Bürgern (DFB) warnte vor frühen Streichungen. Schon aus Gerechtigkeitsgründen müssten alle Flächen überprüft werden, selbst jene, bei denen eine Bebauung unwahrscheinlich sei. Als Beispiel nannte Jasper die Nummer 72,1 eine freie Grünfläche im dicht besiedelten Wohngebiet Waiblingen-Süd. Christian Reichert, ein Sprecher der Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Süd hatte zuvor gebeten, die Fläche zu streichen: „Sie wird bespielt und genutzt, auch wir von der BIG machen dort viel Programm.“

„Wir sind in einem Untersuchungsstadium und müssen eine Gesamtabwägung vornehmen“, sagte der Oberbürgermeister Andreas Hesky, „wir müssen objektiv betrachten, welche Flächen geeignet sind. Irgendwo müssen die 26 Hektar herkommen.“ Auf das Argument einer Bürgerin, manche Flächen lägen in im Regionalplan ausgewiesenen Grünzäsuren und in jenen dürfe keine Besiedelung stattfinden, antwortete Hesky: „Grünzäsuren sind wertvoll, aber sie sind kein sakrosankter Bereich. Wir müssen hinterfragen, ob der einige Jahre alte Regionalplan noch zeitgemäß ist.“ Die verbliebenen rund 70 Flächen überprüft die Verwaltung nun genauer darauf, ob eine Bebauung möglich ist.