Die Eckkneipe Libero muss ihre Pforten schließen. Das Haus im Stuttgarter Süden wird saniert. Über das Ende einer Institution, die 2013 ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert hätte.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Früher galt der Stuttgarter Westen als das angesagteste Wohngebiet der Stadt. Mittlerweile verfügt der Süden mit Heusteig- und Lehenviertel über eine ähnliche Strahlkraft. Grund: schöne Altbauten und eine ausgezeichnete Nahversorgung. Die Infrastruktur ist ab Mai 2013 um eine wichtige Instanz ärmer. Die beliebte Eckkneipe Libero, eine Instanz in Sachen Punk und Fußball, muss schließen, weil das Eckhaus mit der Nummer 137 an der Olgastraße sanierungsbedürftig ist.

 

„Wir wussten es schon seit drei Jahren, dass 2013 Schluss sein wird“, sagt Henriette Trauer, Teilhaberin des Libero. „Wir wollten das aber zum einen nie an die große Glocke hängen, zum anderen bestand immer die Hoffnung, dass es doch irgendwie weitergeht.“ Das Haus sei im Besitz einer Erbengemeinschaft und von dieser vor vier Jahren zum Verkauf angeboten worden. „Wir hatten anfangs sogar überlegt, das Haus selbst zu kaufen, konnten es uns aber am Ende nicht leisten“, so Trauer.

Das Haus wird generalsaniert

Ab Januar wird das marode Haus generalsaniert, die Wohnungen sollen aufgewertet werden, im Erdgeschoss könnte auch nach dem Ende des Libero eine Gastronomie einziehen. „Ein sanierter Raum würde zum Libero aber nicht passen, die Besitzer haben von einem Bistro gesprochen, da rollen sich bei mir ohnehin die Nägel hoch.“

Bei Stammgästen hat sich das Ende der Institution, die 2013 ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert hätte, bereits herumgesprochen. „Wir bekommen jede Menge Beileidsbekundungen“, sagt Trauer, die seit 1994 zum Libero-Team gehört. Vielleicht gibt es ja auch Hoffnung für die Libero-Jünger. „Ich will auf jeden Fall etwas Neues eröffnen. Den Typus der Eckkneipe gibt es in Stuttgart aber fast nicht mehr, das wird schwierig.“ Bis zum endgültigen Aus im Mai soll es wenigstens zahlreiche „Zumachpartys“ geben, verspricht Trauer.

Nicht nur zu diesen Anlässen lohnt ein Besuch im Libero, auch Fußballspiele lassen sich in der Olgastraße 137 wunderbar in kompetenter und meist verrauchter Runde betrachten. Vielleicht ist es vermessen, wegen einer Kneipe, die der Stadt verloren geht, von Verdrängung zu sprechen. Dass aber ausgerechnet ein zu alter Altbau einem Vertreter der ohnehin bedrohten Spezies der Eckkneipe den Garaus macht, ist jammerschade.