Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Die Lohnfrage scheint die kleinste Hürde zu sein – schwebt Ihnen schon eine Zahl vor?
Wir bleiben bei unseren 2,2 Prozent – die Beschäftigten sind damit sehr gut bedient bei einer Inflationsrate von 0,3 Prozent, die die Wirtschaftsforscher im Durchschnitt für 2015 erwarten. Deshalb sehe ich keinen Nachbesserungsbedarf.
Die Inflationsrate ist aber volatil – rechtfertigt sie einen niedrigen Abschluss?
Ich denke schon. Lohnabschlüsse sollen einen Kaufkraftausgleich bewirken. Was ich einfach nicht verstehe, ist die Logik der IG Metall, die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent für ihre Forderung heranzuziehen. Was hat Kaufkraftverlust der Mitarbeiter in Deutschland mit der Inflationsrate im Rest Europas zu tun? Aus meiner Sicht gar nichts – das ist einfach unlogisch.
Ein Kompromiss lebt aber von der Bewegung beider Seiten?
Da gibt es Gestaltungselemente. Wir haben eine genaue Vorstellung von der Gesamtbelastung, die für die Mehrzahl der Mitgliedsunternehmen noch erträglich ist bei einer durchschnittlichen Rendite von knapp drei Prozent.
Bevorzugen Sie einen Zwei-Jahres-Tarifvertrag?
Es müsste der IG Metall etwas wert sein, wenn wir eine längere Laufzeit nehmen.
Bei beiden qualitativen Themen wirkt es so, als ob die Arbeitgeber zu allem nein sagen. Zeigen Sie sich hinter den Kulissen konsensfähiger?
Wir haben intern diskutiert und sehen nun gewisse Lösungswege, die wir gemeinsam gehen können.
Wird es mehr Mitbestimmung geben?
Das Thema ist klar geregelt im Betriebsverfassungsgesetz. In den Tarifverträgen wird es daher keine Ausweitung geben.
Die Altersteilzeit scheint die Beschäftigten stärker zu mobilisieren als die Bildung…
…das ist definitiv so.
Mit der von Ihnen verlangten Halbierung der Altersteilzeitquote von vier auf zwei Prozent haben Sie daran einen Anteil?
Das kann schon sein. Ich kann aber nicht eine sinnvolle Position nur deswegen aufgeben, weil sie zu mehr Warnstreiks führen könnte. Als wir 2008 den Vertrag zur Altersteilzeit abgeschlossen haben, wurde klar vereinbart, dass wir bei null anfangen und das Thema neu behandeln, wenn sich an der gesetzlichen Rente etwas ändert. Genau das tun wir jetzt. Die Rente mit 63 ist eine elementare Veränderung. Zudem waren die Rahmenbedingungen damals völlig anders. Heute haben wir eine historisch niedrige Arbeitslosigkeit, und viele Fachkräfte gehen uns durch den früheren Ruhestand verloren.
Wenn am Ende die alte Altersteilzeitquote von vier Prozent herauskommt, wäre Ihre Offensivtaktik erfolgreich gewesen?
Das ist keine Taktik, sondern inhaltlich begründet. Eine Altersteilzeitquote von zwei Prozent der Belegschaften für die besonders belasteten Mitarbeiter ist sinnvoll. Ich könnte mir vorstellen, dass wir da ein bisschen nach oben gehen für freiwillige Betriebsvereinbarungen. Die IG Metall packt 80 bis 90 Prozent der Beschäftigten unter die Definition der besonders Belasteten. Wir können über die Definition nochmals sprechen, aber wir wollen keine Ansprüche in breitem Maße. Darüber hinaus kann man kürzere Laufzeiten und einen späteren Beginn der Altersteilzeit vereinbaren. Entscheidend bleibt, dass wie die Jobs besetzen können, die wir besetzen müssen.
Die IG Metall hat auch ein höheres Finanzierungsvolumen bei der Altersteilzeit sowie einen Ausschüttungszwang für die nicht ausgeschöpften Gelder gefordert?
Das ist für uns überhaupt nicht akzeptabel. Das würde vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen belasten, die nicht so viel Altersteilzeit machen können, weil sie die Mitarbeiter gar nicht haben.