Die Metallunternehmer sehen sich einer Flut von Reglementierungen ausgesetzt. Die Politik müsse bessere Rahmenbedingungen schaffen, sagt Michael Prochaska, der Vorsitzende des Verbands Südwestmetall im Bezirk Rems-Murr. Ansonsten drohten Standortverlagerungen ins Ausland.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Trotz einer zurzeit guten Konjunkturlage und vorbildlicher Arbeitsmarktzahlen sehen die Metallarbeitgeber im Rems-Murr-Kreis den Produktionsstandort Deutschland in Gefahr. Anlässlich der Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall warnte deren Bezirksgruppenvorsitzender Michael Prochaska vor weiteren Reglementierungen, und der Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick forderte eine „politische Kurskorrektur sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene“.

 

Eigentlich könnten die Unternehmer mit den Verhältnissen im Südwesten zufrieden sein. Die Industrie brummt, der Dollarkurs und der Rohölpreis sind günstig wie lange nicht mehr. Doch der aktuelle Boom täusche, sagt der Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall. Das Wachstum werde in erster Linie durch Geschäfte im Ausland erzeugt. Rechne man etwa beim Personalaufbau die 20 „Top-Performer“, also Zugpferde wie Daimler oder Bosch, heraus, verzeichneten die restlichen Unternehmen unter dem Strich einen leichten Rückgang der Beschäftigung.

Der Mittelstand fühlt sich gegängelt

Der klassische Mittelstand fühlt sich von kontraproduktiven Reglementierungen gegängelt. „Nach dem Mindestlohn, der Mütterrente und der Rente mit 63 sehen wir uns nun mit einem Bildungszeitgesetz und einem Entgeltgleichheitsgesetz konfrontiert“, sagt Michael Prochaska, der auch Personalvorstand beim Kettensägenhersteller Stihl ist. Letzteres Gesetzesvorhaben werde damit begründet, dass es eine Lohnlücke von 22 Prozent zwischen Männern und Frauen gebe. „Bei genauerer Betrachtung bleibt jedoch von dieser Lücke nichts übrig“, behauptet Prochaska. Berücksichtige man das unterschiedliche Berufswahlverhalten – nämlich, dass sich viel mehr Männer als Frauen für technische Berufe interessierten – schrumpfe die Lücke auf sieben Prozent zusammen. Gar einen Wert von unter zwei Prozent erhalte man, wenn man familienbedingte Auszeiten bei einer Babypause miteinbeziehe.

Prochaska: Immer neue Gesetze

Dies sei nur ein Beispiel von „immer neuen Gesetzen“, welche den Unternehmen einen unangemessenen Verwaltungsaufwand bescherten. „All diese Gesetze werden unser Land schwächen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen – aber mittelfristig“, sagt Prochaska. Die Unternehmer seien gewillt, den Standort Deutschland zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. „Aber, und das sage ich in aller Deutlichkeit: hierzu muss auch die Politik ihren Beitrag leisten“.

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall

Land
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif- und bildungspolitischen Interessen von rund 1000 Mitgliedern der Metall- und Elektroindustrie.

Kreis
Die Bezirksgruppe Rems-Murr ist eine von 13 regionalen Vertretungen. Sie betreut 97 Mitgliedsbetriebe mit mehr als 19 000 Beschäftigten.