300 Menschen haben sich über die Zukunft der Süßener Schulen informiert. Die meisten wollen an der Realschule festhalten, aber der Gemeinderat sieht das anders.

Süßen - Die geplante Aufgabe der Geschwister-Scholl-Realschule, die mit der J.-G.-Fischer-Gemeinschaftsschule zu einer großen Gemeinschaftsschule zusammengeführt werden soll, löst in Süßen und in den Umlandgemeinden heftige Diskussionen aus. Aller Voraussicht nach wird der Gemeinderat im Juli erneut auf der Fusion beharren. Und dann wird es wohl einen Bürgerentscheid geben. Daran wird vermutlich auch die Bürgerversammlung nichts ändern, auf der jetzt auf Antrag der Süßener CDU das Für und Wider erneut umfangreich abgehandelt worden ist.

 

Die meisten Anwesenden waren Realschulbefürworter

Die Fronten im Schulstreit sind klar abgesteckt, die Argumente weitgehend ausgetauscht. Auf der einen Seite steht die CDU, die die erfolgreiche Geschwister-Scholl-Realschule nicht ohne Not aufgeben will, auf der anderen die Fraktionen der SPD, der FDP/AFW und der Grünen, die den Schulstandort auf längere Sicht nur mit einer gemeinsamen Gemeinschaftsschule gesichert gesehen. Unter den mehr als 300 Besuchern der Bürgerversammlung sah die Verteilung allerdings genau andersherum aus. Rund drei Viertel gaben sich als Realschulbefürworter zu erkennen.

Die Realschule muss künftig wohl auf zwei Bildungsniveaus unterrichten

Mehr als drei Stunden hatten sich am Dienstagabend die beiden Rektoren, der Bürgermeister Marc Kersting, Vertreter des Schulamts und der Fraktionen Mühe gegeben, ihre Sicht darzustellen. Jörg Hofrichter und Ralf Güntner vom Göppinger Schulamt nahmen sich viel Zeit, um über die aktuelle Schulentwicklung aufzuklären. Unter anderem machten sie deutlich, dass die Unterschiede zwischen Realschule und Gemeinschaftsschule nach den neuesten Plänen des Kultusministeriums schwinden würden. Beide müssten sich nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung auf eine gemischtere Schülerschaft einstellen. Auch die Realschule müsse künftig auf zwei Bildungsniveaus unterrichten. „Die alte Realschule, wie Sie sich vielleicht wünschen, wird es nicht mehr geben“, machte Hofrichter deutlich. „Wir können die Kinder nicht ändern. Wir können nur uns und unsere Konzepte ändern“, betonte Ralf Güntner.

Bedenken wegen weiter Schulwege und neuer Konzepte

Die Zuhörer, darunter auch viele Eltern aus den Umlandgemeinden, nutzten jedoch den Abend, um ihre Bedenken wegen weiter Schulwege, des Ganztagsbetriebs und neuer Schulkonzepte zu äußern. Der Elternvertreter der Geschwister-Scholl-Realschule fragte die Gemeinderäte, ob sie den Mut hätten, gegen den Willen der Bürger zu entscheiden und erinnerte an eine Online-Petition für die Erhaltung der Schule, die binnen weniger Tage mehr als 3000 Unterzeichner fand. „Warum will man eine Realschule ohne Not schließen? Warum wartet man nicht die weitere Entwicklung der Schulen ab und entscheidet in drei Jahren?“, fragte ein anderer Zuhörer.

SPD und Grüne halten Fusion für überfällig, die CDU hält dagegen

Simon Weißenfels, der Sprecher der Süßener CDU-Fraktion, sah sich vom Zuspruch bestätigt. Er hoffe, das Echo werde die Gemeinderatskollegen zum Umdenken bewegen. Danach sieht es aber nicht aus. Sowohl Udo Rössler (SPD) als auch Armin Kuhn (Grüne) betonten nach der Bürgerversammlung, dass die Entscheidung für eine Fusion ihrer Ansicht nach überfällig sei. „Wenn die Bürger einen Bürgerentscheid wollen, können sie das dann selbst in die Wege leiten“, so Armin Kuhn. Die Entwicklung der Schullandschaft weiter abzuwarten, halten beide für fatal. Dann gehe es Süßen wie anderen Kommunen, die vom Wandel überrollt würden. Man wolle selbst gestalten, und vor allem wolle man verhindern, dass sich die beiden Süßener Schulen weiterhin gegenseitig kannibalisierten, so Rössler.

CDU würde ein Bürgerbegehren untersützen

Die CDU wiederum hat längst angekündigt, dann ein Bürgerbegehren zum Erhalt der Realschule zu unterstützen. Süßen habe eben ganz besonders mit einer verfehlten Schulpolitik zu kämpfen, zog am Ende des Abends die CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Razavi Bilanz, die die Bürgerversammlung aufmerksam verfolgte.

Marc Kersting, der Süßener Bürgermeister, gab sich diplomatischer. Er sei froh über die sachliche Diskussion und freue sich, dass keine weitere Gräben aufgerissen worden seien. Nun müsse der Gemeinderat im Juli alle Argumente und die Stellungnahmen der Bürger, Schulen und Umlandgemeinden nochmals abwägen.