Die Gablenberger Petrusgemeinde bietet in ihrer Suppenküche im Winter Bedürftigen eine warme Mahlzeit an. Da die Gemeinde zurzeit kein eigenes Gemeindehaus hat, ist die Suppenküche nach Gaisburg in den Gemeindesaal der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde umgezogen. Die rund 100 Plätze dort sind jeden Mittwoch fast komplett besetzt. Das Essen servieren viele ehrenamtliche Helfer.

Eine warme Mahlzeit am Tag ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr, auch nicht im Stuttgarter Osten. Immer mehr Menschen leben am oder gar unter dem Existenzminimum und sind auf soziale Unterstützung angewiesen. Mit einer wöchentlichen Suppenküche von Mitte November bis Mitte Januar möchte die Gablenberger Petrusgemeinde die Not der Menschen ein wenig lindern.

 

Jede Woche sind fast alle Plätze besetzt

„Die Bedürftigkeit steigt“, sagt die Diakonin der Petrusgemeinde, Sylvia Grosser, am vergangenen Mittwoch und begrüßt knapp 90 Frauen und Männer, die in den Saal der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in der Schurwaldstraße drängen. Rund 100 Plätze stehen in dem Saal zur Verfügung. Vor 20 Jahren kamen noch rund 30 Bedürftige in die Suppenküche.

Grosser beobachtet, dass auch immer mehr jüngere Menschen von Armut bedroht sind und das Angebot annehmen. „Mein persönlicher Albtraum ist es, dass die Plätze hier eines Tages nicht mehr ausreichen“, sagt sie. Und längst nicht alle, die auf Hilfe angewiesen sind, kommen. Zu groß sei bei vielen die Scham vor der eigenen Not, erklärt die Diakonin. Auf die Armut folgt deshalb nicht selten die Einsamkeit. Sylvia Grosser stellt klar: „Bei uns muss sich keiner für seine Notlage schämen, jeder ist willkommen.“

Nicht nur warmes Essen, auch warme Kleidung

In der seit mehr als 20 Jahren bestehenden Suppenküche können die Bedürftigen nicht nur ihren Hunger stillen, sondern vorab in der Kleiderkammer nach Jacken, Hosen und Pullovern stöbern. „Oft haben die Menschen im Winter keine wärmende Kleidung“, sagt Sylvia Grosser. Sie bedauert, dass dieses Mal kaum Kleider gespendet worden sind. Dass die Kammer dennoch prall gefüllt werden konnte, ist den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken. „Es kam für die Ehrenamtlichen überhaupt nicht infrage, die Kleiderkammer leer zu lassen“, sagt Grosser. Dieses außergewöhnliche Engagement für die Bedürftigen im Stadtteil weiß Sylvia Grosser zu schätzen. „Das ist unsere ganz eigene, liebevolle Suppenküchenwelt“, erklärt sie.

Die vielen Helfer setzten sich mit Freude und Herz für die Menschen in ihrer Nachbarschaft ein. So auch Georgi Angelov, gelernter Konditormeister und Bäcker, der mit seiner Frau Tammie nun das Suppenküchen-Team unterstützt. Der gebürtige Bulgare hat eine ganz simple Begründung für seinen selbstlosen Einsatz: „Weil es uns gut geht“, sagt er, während er stärkende Linsensuppe in die vielen Teller schöpft. Schlange stehen müssen die hungrigen Menschen in der Suppenküche nicht. Ehrenamtliche servieren die Mahlzeit direkt an die hübsch dekorierten Tische. „Das gibt den Menschen das Gefühl, nicht minderwertig zu sein und zeigt ihnen, dass wir sie mit Respekt behandeln“, schildert die langjährige Helferin Heiderose Stoll. Oft setzen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter auch zu den Gästen an den Tisch und unterhalten sich mit ihnen.

Keiner muss anstehen, das Essen wird serviert

In all den Jahren haben Sylvia Grosser und ihr Team ein Gespür für die notleidenden Menschen entwickelt. „Es geht nicht nur darum, den Hunger der Menschen zu stillen, viele dürsten regelrecht nach Gesellschaft“, betont Grosser. Und weil sich keiner benachteiligt fühlen soll, servieren die Helfer die Suppe von vorne nach hinten und den üppigen Nachtisch von hinten nach vorne. Mittlerweile seien Ehrenamtliche und Gäste zu einer Art Familie zusammengewachsen, so die Diakonin.

Eine schöne Tradition hat auch der zehnminütige Impulsvortrag, den die Diakonin im Wechsel mit Rainer Schünemann, der ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitet, hält. Am Mittwoch erzählt Sylvia Grosser eine Anekdote über den Futterneid der Menschen und schließt ihre Geschichte mit dem Fazit: „Teilen macht glücklich, lassen Sie es sich schmecken.“ Eine kleine Überraschung gibt es am Mittwoch ebenfalls: Sylvia Grosser feiert an diesem Tag ihren Geburtstag. Dass sie selbst an ihrem Ehrentag unermüdlichen Einsatz für die Menschen in Not zeigt, honorieren Gäste und Ehrenamtliche mit einem herzlichen, lautstarken Ständchen und guten Wünschen für die Zukunft.