Keine Schnellschüsse, dafür Ruhe und Besonnenheit im Schulwesen. Mit diesen Versprechungen hat die neue CDU-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann den Beifall gewerkschaftsnaher Rektoren gefunden.

Stuttgart - Es war nicht gerade ein Heimspiel, das der neuen KultusministerinSusanne Eisenmann bei ihrem ersten bildungspolitischen Auftritt bevorstand. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte zum Schulleitungstag eingeladen. Vor 200 überwiegend gewerkschaftsnahen Schulleitern legte die CDU-Ministerin ihre Vorstellungen dar. Die GEW hatte die Reformen von Grün-Rot stets wohlwollend begleitet, die Vorschläge der CDU meist bestenfalls kritisch distanziert kommentiert. Susanne Eisenmann aber stieß bei ihrem Debüt vor fachkundigem Publikum auf durchaus freundlichen Applaus. Die langjährige Stuttgarter Schulbürgermeisterin überzeugte viele Besucher durch Sachkenntnis. „Es ist beruhigend, dass sie Erfahrungen mit der Schulpraxis hat“, findet etwa Friedemann Schmidt, der in Villingen-Schwenningen in der Schulleitung eines Gymnasiums ist.

 

Briefe an sich selbst?

Eisenmann selbst sagt, „es würde mich nicht überraschen, im Ministerium auf Briefe zu stoßen, die ich mir selbst geschrieben habe“. Also auf Post, die sie in ihrer Eigenschaft als Bürgermeisterin und Vorsitzende des Bildungsausschusses des Städtetags an das Ministerium geschickt hat. Sie weiß, was die Kommunen als Schulträger wollen – und sie weiß auch, dass das Ministerium nicht alle Wünsche erfüllen kann. „Es wird nicht alles umsetzbar sein, was ich als Arbeitskreisvorsitzende beim Städtetag gefordert habe“. Das machte sie in ihrer neuen Funktion deutlich.

Bekenntnis zu Reformen

Aber sie bekannte sich zu den Reformen der Vorgängerregierung und bat ausdrücklich um den Rat der Fachleute, wie die Vorhaben vorangebracht werden können. Das kommt an. Zum in der CDU-Fraktion durchaus kritisch diskutierten Thema Ganztagsschule will Eisenmann bereits im Herbst einen Bildungskongress einberufen. Die Großstadtbürgermeisterin betonte, „wir brauchen ein solides Fundamet an Ganztagsschulen, aber wir wollen keine Zwangsbeglückung“. Ganztagsschulen sieht sie als wichtigen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Entsprechend soll das Angebot auch für weiterführende Schulen gesetzlich verankert, und zunächst bis Klasse sieben ausgebaut werden. Aber Eisenmann will „mehr Transparenz und mehr Effizienz“.

Vor allem wirbt sie für die Wertschätzung der Lehrer. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Arbeit anerkannt wird“. Hauptschullehrern verspricht sie Fortbildungen und Aufstiegschancen. Ansonsten hält sie sich mit Zusagen zurück. Sie strebt Ruhe und Verlässlichkeit im Bildungssystem an – und schlägt auch damit bei den mit Reformen überschütteten Pädagogen die richtigen Saiten an. „Schnellschüsse wird es mit mir nicht geben“, auch „der fruchtlose Streit um Strukturen muss aufhören“. Das hören die Lehrer gern.

Frage des Geldes

Wie hoch die Zufriedenheit der Schulleiter und Lehrer mit der neuen Ministerin ausfällt, wird vor allem eine Frage des Geldes sein. Zum Großprojekt Inklusion gebe es zwar einen Beschluss, aber kein Konzept zur Umsetzung, konstatiert Eisenmann. Die Einstellung von mehr Sonderpädagogen beispielsweise wird ein Fall für die Haushaltsberatungen. Ebenso wie weitere Förderstunden an den Realschulen. Zunächst will die Ministerin in einem Nachtragsetat das finanzieren, was ihr Vorgänger versprochen hat: 320 zusätzliche Deputate für die Vertiefungsstunden an Grundschulen sowie Mittel für die Zusatzstunden in der zehnten Klasse des Gymnasiums. Für den Bildungshaushalt will sich die neue Ministerin, die nach eigener Einschätzung auch „den Dampfhammer beherrscht“, stark machen. Bei ihrer Verabschiedung aus dem Stuttgarter Rathaus hatte sich die scheidende Bürgermeisterin gegenüber dem Finanzbürgermeister selbst als „Millionen-Susi“ apostrophiert. Mit Blick auf das Landeskabinett sagt Eisenmann jetzt, „ich hoffe, meinem Ruf als Millionen-Susi auch hier gerecht zu werden“. Die Schulleiter klatschen Beifall.