Ein Ex-Mitarbeiter der LBBW hat eine halbe Million Euro für den SV Waldhof Mannheim abgezweigt. Die Bank hätte das Geld gerne zurück. Der Verein hat es aber bereits zum Schuldenabbau verwendet.

Mannheim - Ende voriger Woche hat eine Wirtschaftskammer des Mannheimer Landgerichts einen früheren Mitarbeiter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wegen Untreue in gut hundert Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Der Mann hatte seit 2007 zusammen mit einem Kollegen in der Mannheimer Niederlassung 1,12 Millionen Euro von internen Konten abgezweigt. Die Gesamtsumme des veruntreuten Geldes dürfte weit höher liegen, denn die Angeklagten hatten schon 1999 mit ihren illegalen Transfers begonnen; die früheren Taten sind aber längst verjährt.

 

Was sie sich von dem ergaunerten Geld neben Konzertkarten, teuren Weinen und einem gelegentlich neuen Auto geleistet haben, wurde vor Gericht nicht in allen Details bekannt. Fest steht aber, dass Bernd H., der 63-jährige Hauptangeklagte, einen Großteil der veruntreuten Gelder dem SV Waldhof gespendet hat. Mehr als 500 000 Euro seien es gewesen, hat er angegeben. „Ich wurde nicht dazu aufgefordert, ich habe es freiwillig getan“, versicherte er. Als treuer Fan des Vereins von Jugend an erlebte er dessen Glanzzeiten unter Trainer Klaus Schlappner Mitte der 80er Jahre mit, aber auch den bitteren Abstieg der dauernd mit Finanzproblemen kämpfenden Waldhöfer bis in die vierte Spielklasse.

Veruntreutes Geld dem Lieblingsverein gespendet

Der LBBW-Mitarbeiter sei damals oft zu ihm gekommen, er habe Tipps und Ratschläge gegeben, wie man zu neuen Sponsoren kommen könne, welche Firmen man um Unterstützung bitten könnte, erinnert sich der Waldhof-Geschäftsführer Andreas Laib. Er habe auch selbst regelmäßig gespendet. Zunächst seien es kleinere Beträge von einigen Tausend Euro im Jahr gewesen. Von 2009 an habe er dem Verein dann mit immer größeren Summen unter die Arme gegriffen und sei Mitglied in dessen Aufsichtsrat geworden. „Da dachte er wohl, er muss das Heft selbst in die Hand nehmen“, meint Laib rückblickend. Grund, an der legalen Herkunft der Gelder des Gönners zu zweifeln, habe es aus Vereinssicht nicht gegeben.

„Wir haben uns mit ihm ja nicht in einer Autobahnraststätte getroffen. Wir waren oft bei ihm in der Bank, größere Beträge hat er von seinem Konto überwiesen“, schildert Laib. Er habe erklärt, er habe Spekulationsgewinne gemacht; einmal habe er auch von einer Erbschaft gesprochen. Spendenquittungen habe er nur für kleinere Beträge verlangt, für große habe er keine Bestätigung gewollt. Auch habe er gebeten, seiner Frau nichts zu sagen. „Er wollte nicht als Wohltäter bekannt werden; aber das gibt es öfter, da haben viele Angst, dass dann auch andere Geld wollen. Das ganze Bild stimmte, was er sagte, passte zu einem Banker.“ Erst als der Schwindel aufgeflogen sei, habe man erfahren, dass die Quelle des Geldes „nicht die war, die wir dachten“, sagt Laib.

Der SV Waldhof sieht keinen Grund, Geld zurück zu geben

Ihr Mitarbeiter hat die LBBW damit zum unfreiwilligen Sponsor des SV Waldhof gemacht. Nun hätte die Bank ihr Geld gern zurück. „Sie haben uns deshalb angeschrieben, es gab einigen Schriftverkehr, aber ohne großen Nachdruck“, erklärt Laib. Man sehe auch keinen Grund, etwas zurückzugeben. „Wir haben zu der Straftat ja nichts beigetragen“, meint der Geschäftsführer. „Selbst wenn wir wollten, wir könnten das Geld gar nicht zurückzahlen.“ Von über vier Millionen Euro Schulden hat der Verein in den vergangenen Jahren auf fast drei Millionen abgebaut. „Wir sind auf einem guten Weg, aber die Last drückt noch immer“, sagt der Geschäftsführer. „Es ist ein unangenehmes Thema, für uns alle.“

So sieht das offenbar auch die LBBW, die gut zwölf Jahre lang nichts von dem Verschwinden ihres Geldes bemerkt hatte. Auf die Frage, ob sie ernstlich versuchen will, die unfreiwilligen Sponsorengelder vom Waldhof zurückzufordern, gibt es in der Stuttgarter Zentrale keine Antwort. „Wir können dazu leider gar nichts sagen“, ist alles, was ihr Sprecher verlauten lässt.