Die strategische Allianz zwischen dem Gottesstaat und dem alawitischen Assad-Regime hat sich über Jahrzehnte verfestigt.

Teheran - An manchen Ecken der Altstadt von Damaskus hat man sich vor dem Aufstand wie in Teheran gefühlt. Die Händler sprachen persisch; bezahlt wurde in iranischen Toman. Über eine Million schiitischer Pilger besuchten jährlich die heiligen Stätten in Syrien.

 

Dieser Strom ist jetzt versiegt. Der Tourismus ist aber nur eine Facette. Genaue Zahlen über die Intensität der strategischen Partnerschaft zwischen dem Iran und Syrien gibt es nicht. Bekannt ist immerhin, dass in relativ kurzer Zeit über 30 bilaterale Abkommen geschlossen wurden. Der Iran hat in den letzten Jahren mehrere Milliarden Dollar in strategisch wichtige Industriebranchen wie Zement, Autobau und Energie investiert. Es entstanden aber auch Dutzende schiitische Gebetshäuser, theologische Schulen und Kulturzentren.

Damaskus erhält dringend benötigtes Kapital aus Teheran

Mit dem wirtschaftlichen Engagement erkauft sich Teheran politischen Einfluss in Syrien. Die Balance ist recht einseitig zu Gunsten Syriens. Damaskus erhält so dringend benötigtes ausländisches Kapital. Je mehr beide Länder in den letzten Jahren vom Westen in die Ecke gedrängt wurden, desto enger wurden die gegenseitigen Beziehungen. Seit gegen Syrien Wirtschaftssanktionen verhängt wurden, springt der Iran mit Krediten ein und hilft, einen wirtschaftlichen Bankrott zu verhindern.

Syrien ist der engste Alliierte des Iran in der Region. Die strategische Allianz zwischen dem Gottesstaat und dem alawitischen Assad-Regime hat sich über Jahrzehnte verfestigt. Im iranisch-irakischen Krieg hat Assad Teheran unterstützt und nach dem Sturz des gemeinsamen Feindes Saddam Hussein ist das Verhältnis noch enger geworden. Die beiden Staaten verbindet ihre gemeinsame Feindschaft zu Israel und den USA sowie die Unterstützung von bewaffneten Gruppen wie Hisbollah im Libanon und Hamas im Gazastreifen. Syrien ist ein wichtiges Transitland für Waffenlieferungen Richtung Libanon.

Die Unterdrückung der „Grünen Bewegung“ dient als Vorbild

Im Jahr 2006 wurde auch die militärische Kooperation in einem Vertrag verbrieft. In Latakia am Mittelmeer wird seit August 2011 mit iranischer Hilfe ein Militärhafen gebaut, wo später auch Offiziere der Revolutionsgarden stationiert sein sollen, um die Waffenlieferungen vom Iran nach Syrien zu koordinieren. Mit personeller und logistischer Unterstützung durch die Quds-Brigaden, einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden, hilft der Iran aktiv den Aufstand in Syrien zu unterdrücken, vor allem indem die Kommunikation der Opposition und der Freien Syrischen Armee angezapft wird. Dabei werden Erfahrungen angewendet, die bei der Unterdrückung der „Grünen Bewegung“ im Jahre 2009 im Iran gesammelt worden sind.

Ein Sturz des Assad-Regimes würde dem Iran ein Loch in seinen schiitischen Einflussbogen reißen, der von Teheran über den Irak bis in den Libanon und damit ans Mittelmeer reicht. Der Gottesstaat würde einen der wenigen Verbündeten verlieren und den Hisbollah-Milizen ginge eine ihrer wichtigsten Versorgungslinien verloren. Teheran wehrt sich grundsätzlich gegen jede äußere Einmischung in innere Angelegenheiten, aus Angst das Szenario „Regimewechsel“ könnte auch im eigenen Land wiederholt werden und Beispiele erfolgreicher Volkserhebungen in der Region könnten die Opposition gegen das Mullahregime neu anstacheln.