Das Leiden in Syrien nimmt kein Ende. Kinder müssen auf Befehl der Terrormiliz IS gefangenen Soldaten die Kehle durchschneiden. Die Vereinten Nationen befürchten noch jahrelange Kämpfe.

Genf - Die Menschen in Syrien finden immer weniger Zufluchtsgebiete vor dem Bürgerkrieg. Nachbarländer erschwerten angesichts des großen Zustroms sowie wirtschaftlicher und sozialer Probleme die Einreise, teilte die Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats am Donnerstag mit. Außerdem seien Leben und Gesundheit der Menschen durch die zögerliche Hilfe der internationalen Gemeinschaft bedroht, heißt es in dem inzwischen zehnten Bericht der UN-Kommission.

 

„Der sich intensivierende Konflikt, dessen Ende nicht absehbar ist, setzt die Zivilisten weiter allen möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus.“ Keine der Kriegsparteien stehe vor einer Niederlage oder einem Sieg. Nach vier Jahren Kampf hätten alle eine Struktur für weitere Kriegsjahre aufgebaut. „Ohne eine größere Anstrengung, die Parteien zu Friedensverhandlungen zu drängen, wird das Morden und Zerstören in der absehbaren Zukunft weitergehen“, so die UN.

Kriegsparteien nehmen keinerlei Rücksicht auf Zivilisten

Alle Kriegsparteien machen sich laut UN weiter großer Verbrechen schuldig. Weder die syrische Armee noch die Terrormiliz IS nähmen auch nur die geringste Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Die IS rekrutiere selbst Kinder als Kämpfer und setze sie für Hinrichtungen von Gefangenen ein. So habe ein Zehnjähriger einem gefangenen Soldaten die Kehle durchschneiden müssen. Öffentliche Hinrichtungen, Vergewaltigungen und die Versklavung von Frauen gehörten zum Alltag. Religiöse Minderheiten – etwa die Jesiden – seien davon besonders betroffen.

Die syrische Luftwaffe wiederum habe Stadtteile von Aleppo, Damaskus, Idlib, Daraa und Deir al-Sor großflächig bombardiert und dabei zivile Opfer in Kauf genommen. Oft würden gezielt Versammlungsorte ins Visier genommen: so geschehen im Mai, als Hubschrauber des Assad-Regimes geächtete Streubomben über einem Markt im Norden Aleppos abwarfen.

Die Weltgemeinschaft versage dabei, den syrischen Flüchtlingen Schutz zu bieten. „Ernsthafte internationale Zusammenarbeit und Lastenteilung ist unumgänglich, um diese humanitäre Krise zu bewältigen“, forderte die Kommission. Die Informationen der Kommission, die keinen Zugang nach Syrien hat, basierten für diesen Bericht auf 335 Interviews mit Flüchtlingen und Experten.