Die syrisch-orthodoxe Gemeinde feiert am Samstag den nächsten Schritt auf ihrem Weg zu einem eigenen Gotteshaus. Nach jahrelanger Suche scheint die Gemeinde endlich am Ziel. Doch nicht jeder konnte den Festtag mitfeiern.

Bietigheim-Bissingen - Geistliche in schwarzen Gewändern, Ministranten in weißem Stoff, vor ihnen mit Seidenschleier gekleidete Mädchen – sie alle standen Spalier und warteten auf Mor Philoxenos Matthias Nayis. Der Bischof der Erzdiözese der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland hatte sich für diesen besonderen Tag der aramäischen Gemeinde in Bietigheim-Bissingen angemeldet: Am Samstag wurde in einer feierlichen Zeremonie bei den Hopfengärten der Grundstein gelegt für die Kirche und das Gemeindezentrum der Gemeinde Mor Petrus und Paulus. Knapp 400 Gäste konnten beobachten, wie der Bischof das Fundament der Kirche mit Gebeten in aramäischer Sprache segnete.

 

„Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute“, zitierte der erste Vorsitzende der Gemeinde Numan Acar aus dem Matthäus-Evangelium. Der Spatenstich im November sei nur ein symbolischer Baubeginn gewesen, sagte er, die Grundsteinlegung hingegen sei ein richtiger „Beginn, der erste Teil eines Fundaments“. Der Weg sei „steinig und schwer“ gewesen, aber nun mache man „den nächsten Schritt in Richtung Zukunft“.

Mancher Spender hat die Grundsteinlegung nicht mehr miterlebt

Yilmaz Akar, der zweite Vorsitzende des Kirchenrats, sagte: „Viele Freunde hätten diesen Tag gerne miterlebt.“ Neben der Bühne steht das große Bauschild. Unter dem Bild der Kirche, wie sie einmal aussehen soll, wenn sie planmäßig Ende 2018 fertig gestellt ist, stehen aramäische Namen – Förderer und Spender für das Projekt. Vor manchen Namen ist ein Kreuz gedruckt. Die Gemeinde hatte sechzehn Jahre lang ein passendes Grundstück für ihr Zentrum gesucht. Das Glockengeläut zum Gottesdienst auf der Kirchen-Baustelle kam an diesem Samstag vom Band.

Die Gemeinde ist als Verein organisiert und hat knapp 380 Mitglieder plus deren Familienangehörige. Die meisten wohnen in Bissingen, manche auch in Tamm, Sachsenheim oder Ditzingen. Sie müssen die Kosten des Baus selbst tragen. Das Grundstück kostete knapp 880 000 Euro, eine Lokalzeitung schätze die Kosten für den Bau von Kirche, Gemeindehalle und später dem großen Veranstaltungssaal einmal auf vier Millionen Euro. Diese Zahl möchte man bei Mor Petrus und Paulus nicht kommentieren. „Es gibt eine Kostensimulation. Aktuell liegen wir im Plan“, sagt Antoni Simon, der Schriftführer der Gemeinde.

Auch der Landtag musste sich mit dem Projekt befassen

Auch noch im Unklaren ist, ob es aufgrund des erwartbaren zusätzlichen Verkehrsaufkommens zu Parkplatzproblemen kommen wird. Eine Bürgerinitiative hatte sich gegen das Projekt mit einem Gegengutachten gewehrt, die Sache ging an den Petitionsausschuss des Landtags: Der Widerspruch der Anwohner sei unbegründet, die Erschließung des Areals über eine neu zu bauende Straße im Süden ist daher erst einmal vom Tisch. Die Stadt will sich einer solchen Lösung jedoch nicht verschließen, sollte der Verkehr rund um die Kirche in dem Mischgebiet stark zunehmen. Der Stadtrat Thomas Reusch-Frey (SPD), ehrenamtlicher Stellvertreter von OB Jürgen Kessing, zeigte sich in seinem Grußwort „zuversichtlich, dass sich die Bedenken der Nachbarschaft mit beiderseitigem Verständnis und gutem Willen zerstreuen“ lassen.

Nach Angaben von Schriftführer Simon ist im Streit mit dem Anwohnern nun „Ruhe eingekehrt“. Man habe alle zur Grundsteinlegung eingeladen. „Wir nutzen jede Gelegenheit, um weiterhin ins Gespräch zu kommen“, sagt Simon. Zurückgemeldet habe sich jedoch niemand.