Die „syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien“ in Bietigheim-Bissingen feierte am Wochenende den Spatenstich für ihre neue Kirche plus Gemeindezentrum. Das Projekt wurde in der Vergangenheit überschattet von Anwohnerprotesten.

Bietigheim-Bissingen - Mehr als zehn Jahre lang hat die syrisch-orthodoxe Gemeinde in Bietigheim-Bissingen auf diesen Tag warten müssen, am vergangenen Wochenende war es soweit: In den Bissinger Hopfengärten fand der Spatenstich für die neue Kirche und das Gemeindezentrum für die knapp 2000 Mitglieder zählende Gemeinschaft statt.

 

„Dieser Weg ist steinig und schwer. Aber es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Und wir werden diesen Weg zu Ende gehen“, sagte der erste Vorsitzende des Kirchenrats, Numan Acar auf der Veranstaltung.

Letztes Wort vom Petitionsausschuss

Möglicherweise spielte Acar dabei auf die diversen Widrigkeiten an, die die Gemeinde handhaben musste. Zuerst stand da die langwierige Suche nach einem geeigneten Grundstück. Als das dann bei den Hopfengärten gefunden war, wurden die Planungen durch eine Bürgerinitiative torpediert, die viele Anwohner um sich scharte. Deren Bedenken: mit der Kirche und einem Gemeindezentrum für bis zu 600 Gäste werde sich der Verkehr im Wohngebiet vervielfachen. Es gab ein Gutachten der Stadt zu diesem Thema, gefolgt von einem Gegengutachten der Bürgerinitiative, die sich in diesem entscheidenden Punkt widersprachen.

Am Ende musste der Petitionsausschuss des Landtags klären: Der Widerspruch der Anwohner ist unbegründet, die Erschließung des Areals über eine neu zu bauende Straße im Süden ist daher erst einmal vom Tisch. Dennoch will man sich bei der Stadt einer solchen Lösung nicht verschließen, sollte der Verkehr doch stark zunehmen.

Bei den knapp 350 Gästen am Samstag war dann auch der ein oder andere Anwohner anwesend, wie Yilmaz Akar, der zweite Vorsitzende des Kirchenrats auf Nachfrage bestätigt. Weitere Meilensteine zum Projekt, beispielsweise den möglichen Termin der Grundsteinlegung oder wann die Veranstaltungshalle in einem zweiten Bauabschnitt begonnen werden soll, will Akar noch nicht nennen: „Wir wollen zuerst alle Körner aus dem Getriebe rausnehmen“, begründet er die Zurückhaltung. So könne er auch nicht die Baukosten bestäigen, deren Betrag in einer Lokalzeitung mit vier Millionen Euro angegeben wurde. Derzeit überprüfe man die Kosten.

Die Gemeinde muss die Bauten allein finanzieren

Fakt ist jedoch, dass die Gemeinde das knapp 6300 Quadratmeter große Grundstück auf eigene Kosten bebauen muss. Mit Spenden, den Beiträgen der Mitglieder sowie Sponsoren wolle man das stemmen, sagt Akar. Auch was die Zahl der Mitglieder angeht, müsse man noch einmal genauer hinschauen: „Wir haben in den vergangenen Monaten viele Zuwächse bekommen“, sagt Akar mit Blick auf die Flüchtlingskrise.

Dass die Bagger nun doch erst im November und nicht schon im März anrückten, wie bislang angenommen worden war, sei jedoch keinen weiteren Widrigkeiten zuzuschreiben, sagt Akar. „Es war nie unser Plan, schon im März zu beginnen“, sagt er. Binnen vier Jahren will die Gemeinde die Kirche und das Gemeindezentrum bauen, in sieben Jahren soll auch der Veranstaltungssaal fertig sein.

Zum Umgang mit den Anwohnern sagt Akar: „Bis jetzt läuft alles harmonisch. Wir sind christlich und gehen ohne Vorurteile auf alle zu und hören jedem zu. Wir möchten weiterhin eine gute Nachbarschaft, denn ein guter Nachbar ist wie ein leiblicher Bruder.“