Ob im Film, im Theater oder in der Architektur: Räume werden auf ihre Wirkung hin genau geplant. Die Könner und Lernenden dieser Szenografie genannten Gestaltungskunst treffen sich zu einem Fachkongress in Ludwigsburg und Stuttgart. Der bietet auch was fürs Publikum.

Ludwigsburg - Auf den ersten Blick ist die Kinoleinwand nur eine weiße Fläche. Wenn aber der Film beginnt, eröffnet sie uns neue, unbekannte Räume. Plötzlich ist da mehr als nur die Oberfläche: Formen und Farben, Perspektiven, Tiefenwirkungen. Für das Kino gilt dabei dasselbe wie für Theaterbühnen, auf die wir schauen, oder für öffentliche Orte, die wir betreten: es sind bewusst gestaltete Räume, keine zufällig entstandenen. Mit den Möglichkeiten und Wirkungen solcher Raumgestaltung, mit allen Facetten der sogenannten Szenografie, befasst sich von diesem Donnerstag an wieder der Fachkongress „Raumwelten“ in Ludwigsburg und Stuttgart. Architekten, Messebauer, Kuratoren von Ausstellungen und Kreative aus den Medien treffen hier aufeinander, um sich auszutauschen.

 

Der französische Kinopionier Georges Méliès und seine Kollegen, die Brüder Lumière, gehörten zu den Ersten, die sich und ihrem Publikum in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts den filmischen Raum erschlossen. Ihre bewegten Bilder wurden eine Sensation, weil sie die bekannte Welt aus neuen Blickwinkeln zeigten und unerreichbare Orte sichtbar machten. Die Lumières gingen mit der Kamera ins Freie, inszenierten das alltägliche Leben auf der Straße und holten es in den geschlossenen Kinosaal. Méliès hingegen filmte vor allem im eigenen Studio, das er mal zum Meeresgrund, mal zur Mondoberfläche umbaute. Seine kunstvoll bemalten Theaterkulissen stellte er in mehreren Ebenen hintereinander und erzeugte den Eindruck dreidimensionaler Räume.

Offen für die Fachwelt und fürs Publikum

Auch wenn mit modernen 3-D-Kameras und computergenerierten Bildern, mit dem englischen Kürzel kurz CGI (für Computer Generated Imagery) genannt, ganz anderer Werkzeuge zur Verfügung stehen, es geht in der Szenografie noch immer um den Raum als Kommunikationsmittel und Erlebnisangebot.

Die Veranstaltungsreihen „Raumwelten Business“, „Art and Research“ und „Raumwelten Talents“ sind für Fachleute und Studierende gedacht, der Programmschwerpunkt „Raumwelten Public“ dagegen wendet sich an interessierte Besucher ohne professionellen Bezug zum Thema.

In der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg haben Jeffrey Döring, Godje Hansen, Constantin Petry und Johanna Stenzel die Rauminstallation „Komm zur Ruh“ aufgebaut: ein einfaches Kinderzimmer wird zum Projektionsraum für Erinnerungen und Fantasiereisen. Im Stück „R.O.O.M.“ verbindet die Stuttgarter Gruppe Meinhardt & Krauss Video, Bühnenbild, Ton und Schauspiel zum multimedialen Spiel mit der Realität.

Das Phänomen Raum im Film

Unter dem Titel „Zwischenruf! Filmische und theatrale Räume“ spricht Andres Veiel, Theater- und Filmregisseur, am Samstag, dem 25. 10. 2014, um 20 Uhr in der Akademie für Darstellende Kunst über die Möglichkeiten, wie Räume Geschichten erzählen können. Im Gespräch gibt der aus Stuttgart stammende Veiel („Die Überlebenden“, „Die Spielwütigen“) Auskunft über seine Zusammenarbeit mit Bühnenbildnern und Set-Designern, erklärt, wie er und seine Kollegen an das Phänomen Raum im Film und auf der Bühne herangehen.