Vor Kurzem schien es noch, als ob Tablets den traditionellen PC verdrängen würden. Doch inzwischen fallen die Wachstumstraten deutlich kleiner aus. Dagegen stabilisiert sich der Markt für herkömmliche Computer wieder etwas.

Stuttgart - Eine Zeit lang schien es so, als ob Tablet-Computer den traditionellen PC verdrängen würden. Die flachen, handlichen Geräte konnten knapp vier Jahre lang hohe Wachstumsraten verzeichnen. Doch inzwischen flacht das Wachstum bei den Tabletverkäufen ab, vor allem Apples iPad muss Federn lassen – während sich die Talfahrt bei den herkömmlichen Computern abschwächt.

 

Für das Jahr 2014 rechnet das US-Analyseunternehmen IDC laut aktuell veröffentlichter Zahlen mit einer tiefen Wachstumsdelle im Geschäft mit Tablet-PCs. So werden in diesem Jahr knapp 236 Millionen Tablets über den Ladentisch gehen, prognostiziert IDC. Der Absatz wird demnach lediglich um 7,2 Prozent zulegen. Im vergangenen Jahr war der Markt noch um mehr als 50 Prozent gewachsen: 2013 wurden insgesamt 220 Millionen Tablets verkauft, 2012 waren es etwa 144 Millionen Exemplare.

Phablets machen den Tablets Konkurrenz

Dass sich die Tablets nicht mehr so gut verkaufen, hat nach Meinung der Marktforscher mehrere Gründe: Zum einen sei inzwischen eine gewisse Sättigung eingetreten, viele Menschen besitzen bereits ein Tablet. Zum anderen tauschten Tablet-Nutzer ihre Geräte seltener aus als angenommen. Außerdem würden größere Smartphones – die wegen ihrer Größe, die zwischen einem Tablet und einem Smartphone liegt, auch Phablets genannt werden – den herkömmlichen Tablet-Computern verstärkt das Wasser abgraben.

Wohl auch deshalb hat Apple im September dieses Jahres mit dem iPhone 6 Plus sein erstes Phablet in den Handel gebracht. Denn vor allem das US-Unternehmen, das mit der Einführung seines iPads im April 2010 die zuvor totgeglaubte Tablet-Kategorie wiederbelebt hatte, verliert zusehends an Marktanteilen. Es werde das erste Jahr mit gesunkenen Verkäufen von Apples iPad seit der Markteinführung vor mehr als vier Jahren sein, schätzt IDC.

Zwar ist der Pionier unter den zahlreichen Herstellern immer noch Marktführer – von den insgesamt mehr als 50 Millionen Tablets, die in den Monaten Juni bis September weltweit verkauft wurden, stammten mehr als zehn Millionen aus dem Hause Apple. Doch Apple dominiert den Tablet-Markt schon lange nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Jahren: Während der Konzern 2010 einen Marktanteil von knapp 84 Prozent hatte, lag dieser bereits ein Jahr später nur noch bei 56 Prozent. 2014 werden es 27,5 Prozent sein.

Die Talfahrt bei PCs verlangsamt sich

Apple-Chef Tim Cook bekräftigte jüngst, dass er weiter an die Kategorie glaube und der Absatz wieder steigen werde. Der Konzern will seine iPads unter anderem verstärkt in Unternehmen bringen, auch mithilfe des Kooperationspartners IBM.

Seine Anteile abtreten muss Apple vor allem an Hersteller günstiger Geräte, die insbesondere in den USA stark nachgefragt werden. Ein Profiteur ist etwa das Unternehmen RCA, das durch einen Geschäftsabschluss mit dem Einzelhandelskonzern Walmart im vergangenen Quartal seine Verkaufszahlen um satte 194 Prozent steigern konnte und nun auf Platz fünf liegt.

Die Einstellung von Windows XP gibt Rückenwind

Während der Verkauf von Tablet-PCs insgesamt schwächelt, sehen die Marktforscher die Lage in dem von Rückgängen geplagten Geschäft mit PCs und Laptops etwas weniger düster. Für das laufende Jahr rechnet IDC mit einem Absatzminus von 2,7 Prozent statt der bisherigen 3,7 Prozent. Im dritten Quartal gab der Markt demnach nur noch um 0,5 Prozent nach.

Die Verbesserung werde vor allem von den entwickelten Märkten getragen, so habe sich das Geschäft in Westeuropa und Japan besser als erwartet entwickelt, erklärte IDC. Ein Grund für die Erholung sei nach wie vor, dass Microsoft im Frühjahr die Unterstützung für das alte PC-Betriebssystem Windows XP einstellte. Die Experten sehen darin allerdings einen Trend, der nur kurz anhalten wird: Die Verkäufe in den entwickelten Märkten würden von knapp 143 Millionen PCs in diesem Jahr auf 130 Millionen 2015 sinken.

In Asien dagegen drücke das Interesse für Smartphones und Tablets auch jetzt deutlich auf den PC-Absatz. Im kommenden Jahr werde sich die Talfahrt dort aber verlangsamen. Weltweit rechnet IDC mit 306,7 Millionen verkauften PCs 2014 und knapp 292 Millionen in 2015. Im vergangenen Jahr war der weltweite PC-Absatz um rund zehn Prozent eingebrochen.