Architektur für alle – so lautete das Motto des Tags der Architektur am Samstag. Die Kammergruppen haben zu Touren eingeladen, Architekten zeigten ihre Bauten von innen und außen. Darunter war auch die Skateranlage im Stuttgarter Norden.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Skateranlage an der Friedhofstraße hat in der Vergangenheit für viel Ärger gesorgt, weil sich Anwohner über den Lärm beschwerten. „Es war absehbar, dass die Anlage irgendwann stillgelegt würde“, schildert der Architekt Ulrich Hanselmann vom Büro Herrmann & Bosch den Hintergrund für den eigenen Auftrag: eine Lärmschutzhalle über die Skateranlage zu bauen. Diese Halle ist die erste von drei Stationen einer Bustour der Kammergruppe Stuttgart-Nord der Architektenkammer Baden-Württemberg am Samstag. Anlass ist der Tag der Architektur unter dem Motto „Architektur für alle“, an dem sich alle Stuttgarter Kammergruppen beteiligen. Das Angebot stoße eigentlich immer auf großes Interesse, so Monika Daldrop-Weidmann, die Vorsitzende der Kammer Nord. 50 Teilnehmer sind diesmal allein bei ihrer Tour dabei.

 

1,8 Millionen hat die Lärmschutzhalle an der Friedhofstraße gekostet. Die Investition hat sich offenkundig gelohnt. „Letzten Endes sind alle zufrieden“, sagt Hanselmann. Die Skater, die jetzt bei Wind und Wetter hier fahren könnten, genau so wie die Anwohner. Der Bau kommt ohne Lüftungs- und Heizungstechnik aus. Dennoch ist es, wie die Teilnehmer drinnen feststellen können, überhaupt nicht stickig in der 63 Meter langen, 27 Meter breiten und siebeneinhalb Meter hohen Halle. Luft kommt unter anderem von den Seiten und von unten herein. Die gewölbte Trapezblechdecke wurde zur Schallreduzierung gelocht und mit einer Dämmung versehen. Die Tour-Teilnehmer sind froh, jetzt drinnen unter ihr zu stehen und nicht draußen, denn der Regen prasselt nur so aufs Dach. Auch Rollstuhlfahrer kämen hierher, um zu üben, berichtet Hanselmann – gut also, dass die Halle ein Behinderten-WC hat.

Ein Neubau wäre kleiner geworden

Die nächste Station ist das Schulzentrum Nord, wo die Gruppe schon von Ingmar Menzer, dem Geschäftsführer von Wulf Architekten, erwartet wird. Das Schulzentrum wurde innerhalb von fünf Jahren im laufenden Betrieb umgebaut. Flächenmäßig ist es die größte Schule Stuttgarts. Ein Neubau wäre nicht umsetzbar gewesen, allein für die Auslagerung hätte man 20 Grundschulen gebraucht, so Menzer. Außerdem hat der Umbau den Vorteil, dass die Schule mehr Platz hat. „Man hat früher üppiger gebaut – im Vergleich zum Neubau ist das ein luxuriöses Flächenangebot“, erklärt Menzer. Er führt die Tourteilnehmer zunächst ins Herz des Komplexes: die Aula. Ehemals dunkel, ist sie nun hell und freundlich. Die Schüler können sich auf Stufen, die mit flauschigem Teppich bezogen sind, niederlassen. Bei der Stadt habe es Widerstand gegen den Teppich gegeben, erzählt Menzer. Doch dann hätten sie verschiedene Muster ausgelegt – und wo ließen sich die Schüler nieder? Auf dem flauschigen Teppich.

Die Schule ist so groß, dass die Teilnehmer nur einen Teil sehen können. Sie werden bei einem Blick in einen der lichtspendenden Höfe und in eines der Klassenzimmer erfahren, dass es auf jedem Geschoss Lehrerzimmer gibt und wie das Orientierungssystem grafisch umgesetzt ist: Je weiter man sich von einem Bereich entfernt, desto mehr zerfällt die Grafik.

Krankenhausbau fügt sich in die Landschaft ein

Wenig später geht es zurück zum Bus – und zum Robert Bosch Krankenhaus. Dort wird Dirk Steinberg von der Planungsabteilung der Robert Bosch GmbH durch den Neubau führen, der „eine sehr gute Einbindung in die Landschaft hat“, wie der Organisator der Tour, Wolfgang Reinhardt, von der Kammergruppe Nord meint. Unter anderem ist in dem Gebäude das Bildungszentrum, die psychosomatische Tagesklinik und das Krebszentrum untergebracht.

„Die Tour ist sehr interessant“, meint Roser Pozo. Die Skateranlage habe sie zuvor noch nie von innen gesehen. Teilgenommen habe sie vor allem wegen des Robert Bosch Krankenhauses. „Ich arbeite in einem Büro, das auch Krankenhäuser plant“, sagt die spanische Architektin.