Rund 200 Helferinnen und Helfer folgen der Einladung der Stadt zum Tag des Ehrenamtes in die Birkmannsweiler Halle. Insgesamt engagiert sich ein Prozent der Bevölkerung für Flüchtlinge.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Vor einem Jahr ist die Buchenbachhalle in Birkmannsweiler eine Unterkunft für Flüchtlinge und proppenvoll gewesen. Mittlerweile hat sich diese Situation glücklicherweise komplett geändert. Die Bewohner auf Zeit sind weitergezogen, haben bereits Wohnungen oder andere Unterkünfte gefunden. Am Montagabend hat sich nur wenige hundert Meter weiter die Birkmannsweiler Halle gefüllt. Rund 200 von 300 geladenen Gästen folgten dem Ruf der Stadt zum Tag des Ehrenamtes. Dabei handelte es sich um die freiwilligen Helfer, die sich in Winnenden um das Wohl jener kümmern, die vor einem Jahr aus ihrer Heimat im Nahen Osten, Afghanistan oder Afrika fliehen mussten.

 

Flüchtlige baten um Kontakt zu Einheimischen

„Zwei Drittel haben zugesagt – das ist eine gute Quote“, befand der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, der den Anwesenden vorrechnete, dass ein Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig war und immer noch ist. Dazu kämen noch weitere nicht organisierte Hilfsbereite, die nicht auf der Liste der Stadt stünden. Vergleiche man die Zahl in Winnenden mit Stuttgart, wo nur ein halbes Prozent der Bevölkerung in der Flüchtlingshilfe aktiv sei, könne sich das sehen lassen, meinte das Stadtoberhaupt.

In den unterschiedlichsten Bereichen sind die Frauen und Männer aktiv: von Sportaktivitäten über Dolmetschen, Arbeit in der Kleiderkammer des Roten Kreuzes, am Warentauschtag oder in der Begleitung im Alltag. Ein Dolmetscherpool von 20 Männern und Frauen stehe zur Verfügung, um in 14 Sprachen zu übersetzen. Viele hätten sich einfach mit den Menschen beschäftigt, die oft furchtbare Erlebnisse hinter sich hatten. „Ein junger Mann aus Syrien hat in der Buchenbachhalle etwas gesagt, was lange nachhallte: ,Wir bitten nur um eines – Kontakt’“, sagte Holzwarth zu den Anwesenden. Diese hätten solchen Kontakt herzlich angeboten.

Mittlerweile werde das Angebot an Hilfe und Helfern von der Stabsstelle für Integration koordiniert, sagte Holzwarth und wies dabei auf seinen Stellvertreter Norbert Sailer und Franka Zanek, die Leiterin der Stabsstelle. Seit nahezu genau einem Jahr ist die Stabsstelle nun in Betrieb und hat einiges in dieser Zeit bewirkt. Franka Zanek war denn neben dem Ehrenamtsbeauftragten Rainer Woitke die erste, welche die Gäste begrüßte und an eine weitere Bedeutung des Datums erinnerte. „Heute ist der Vorabend des Nikolaustages. Der Bischof von Myra hat Menschen in Not geholfen“, sagte sie. Und dahingehend an die Besucher gewandt: „Sie sind eine der Säulen der Integration.“

In den 80er-Jahren gegründet: das Netzwerk Flüchtlinge

Bereits in den 80er-Jahren ist in Winnenden auf Initiative des damaligen Schlosskirchen-Pfarrers Winfried Maier-Reveredo das Netzwerk Flüchtlinge gegründet worden, sagte Hartmut Holzwarth. Dieses ist nach wie vor aktiv, Reimar Krauß, der Nachfolger Maier-Reveredos, leitet es heute. Stellvertretend für alle wurden sieben der langjährigen Helfer des Netzwerkes von Holzwarth geehrt. Dieser wies zudem darauf hin, dass unter Winnendens 28 000 Einwohnern immerhin 8200 mit Migrationshintergrund seien. „Was wären wir ohne sie?“, fragte der OB und lieferte die Antwort gleich mit: „Arm, einfach arm!“