Viele Besucher nutzten den Tag des offenen Denkmals, um das Schloss Solitude zu erkunden. Deutlich mehr Menschen als an regulären Wochenenden strömten in den einstigen Prachtbau von Herzog Carl Eugen. Auch das Weißenhofmuseum war gut besucht.

Stuttgart - Am Ende der ersten Tour durch das Haus Le Corbusier ist für Anja Krämer, die Leiterin des Weißenhofmuseums eines klar gewesen: „Ich schätze, ich muss diese Führung heute doch öfter als geplant machen.“ Passend zum Motto „Farbe“ am Tag des offenen Denkmals hat Krämer eine Rundgang durch das Museum und die Siedlung erarbeitet, bei dem die farbliche Gestaltung der Gebäude im Mittelpunkt steht.

 

Bei der Farbgestaltung wurde beim Bau der Siedlung 1927 nichts dem Zufall überlassen. Das machte Krämer beim Rundgang durch das von Le Corbusier und Pierre Jeanneret entworfene Haus deutlich. Gezielt wurden die Fassaden, Wände, Decken und Böden in ausgesuchten Tönen gestaltet, um den Bewohnern ein harmonisches Ambiente zu bieten. Sind es zumeist frische Farbtöne, die im Inneren des Gebäudes für das Wohlbefinden der Bewohner sorgen, wurden bei der Gestaltung der Fassade klare Vorstellungen umgesetzt. Zwischen dem weißen Sockel und den darüberliegenden Quadern sind zurückhaltende Rot- und Grautöne zu finden, die schlanken Stahlstützen sind blau gestaltet.

Terrasse als Wohnraum für den Sommer

„Die Farbe diente nicht mehr, wie vorher dem Dekor“, erklärte Anja Krämer. Vielmehr unterstreiche sie die gewünschte Wirkung der Architektur. Dies wurde auch auf der Flachdachterrasse deutlich, wo Le Corbusier 1927 mit dezentem Mintgrün, Blau und Braun Akzente gesetzt hat. Mal um den panoramahaften Blick auf die Stadt zu unterstützen, mal um mit den höheren und bergseitigen Mauern eine klare Raumsituation zu schaffen. „Die Terrasse war quasi der Wohnraum für den Sommer“, erklärte Krämer zu Le Corbusiers Ansatz.

Dass nicht alle Architekten der farblichen Zurückhaltung zugetan waren, erläuterte Krämer beim Gang durch die Siedlung, vorbei am ehemaligen Standort eines von Bruno Taut entworfenen Gebäudes. Knallbunt soll es gewesen sein. Mangels Farbfotografien könne dies aber nicht belegt werden. Ein Bild des Stuttgarter Malers Reinhold Nägele im Besitz der Staatsgalerie lasse die Farbigkeit des Hauses zumindest erahnen, so Krämer.

Historische und moderne Technik

Viele Besucher nutzten den Tag des offenen Denkmals, um das Schloss Solitude zu erkunden. Deutlich mehr Menschen als an regulären Wochenenden strömten am Sonntag in den einstigen Prachtbau von Herzog Carl Eugen. Neben den historischen Führungen stieß das Angebot des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung auf großes Interesse – speziell bei Kindern. Es wurden sowohl moderne als auch traditionelle Vermessungstechniken an dem Ort vorgestellt, der seit dem 19. Jahrhundert als Nullpunkts der Landesvermessung gilt. Mit einem zeitweise klaren Blick bis Schloss Ludwigsburg wurde den Besuchern vor Augen geführt, wie einst mit Stangen die 13 Kilometer lange Gerade bis in die Residenzstadt zur Basis für die Landesvermessung gemacht wurde.

Wie moderne Technik heute zur Vermessung eingesetzt wird, wurde anhand eines Laserscanmodells des Schloss Solitude sowie mit einer gespielten Schatzsuche unter dem Einsatz von Satellitennavigation aufgezeigt. Speziell die Schatzsuche fand unter den jüngeren Besuchern großen Anklang.

Insgesamt gab es beim Tag des offenen Denkmals in der Landeshauptstadt 28 Angebote, die von zahlreichen Besuchern wahrgenommen wurden.